Vor etwa einem Monat veröffentlichten die beiden US-Rapperinnen Cardi B und Megan Thee Stallion ihren gemeinsamen Song „WAP“. „WAP“ steht für Wet Ass Pussy. Die Lyrics spiegeln den Titel entsprechend wieder. Dass die beiden Musikerinnen über ihren Körper und ihre Sexualität rappen hat vor allem bei Männern, darunter auch männliche Kollegen, eine Welle an Kritik ausgelöst.
„WAP“ hat nicht nur mit der dominierenden Platzierung in den Charts für Aufmerksamkeit gesorgt. Duch das Video und vor allem der Text haben viele unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Um diese nachvollziehen zu können hört man sich den Song am Besten einfach mal selbst an.
Vor allem von Männern hagelte es Kritik – wobei Kritik hier ein sehr nette Umschreibung ist – teilweise ziemlich beleidigenden Kommentaren und Hasstiraden. Die negativen Reaktionen kommen dabei (surprise, surprise) vorwiegend aus dem konservativen Lager. So äußerte sich der republikanische Politiker James P. Bradley auf Twitter wie folgt zu dem Song:
Cardi B & Megan Thee Stallion are what happens when children are raised without God and without a strong father figure. Their new "song" The #WAP (which i heard accidentally) made me want to pour holy water in my ears and I feel sorry for future girls if this is their role model!
— James P. Bradley (@BradleyCongress) August 7, 2020
Ja ist ja auch eine Schande sich wohl in seinem Körper und mit seiner Sexualität zu fühlen, wenn man eine Frau ist. Auch der US-amerikanische rechtskonservative Autor und politische Kommentator Ben Shapiro gibt seinen Senf dazu und holt auch gleich den Feminismus mit ins Boot. In einem Video, dass er auf Twitter veröffentlichte spottet er darüber, dass „dafür anscheinend Feministinnen gekämpft haben. Nicht, dass Frauen als unabhängige, eigenständige Menschen gesehen werden. Es geht um Wet Ass Pussy“.
ladies please contain your excitement pic.twitter.com/e8Lr5Np8yD
— jordan (@JordanUhl) August 10, 2020
Der Fall Cee Lo zeigt, dass Kritik aus komischen Ecken kommt
Doch nicht nur von politischen Akteuren hagelt es negative Kommentare, auch aus den eigenen musikalischen Reihen kommt Kritik. So beschreibt der Musiker Cee Lo Green in einem Interview mit dem Far Out Magazin den Track als „enttäuschend auf einem persönlichen sowie auf einem moralischen Level“. Er nennt die heutige Musikindustrie „nur mehr schamlos.“
Um anscheinend nicht ganz so frauenfeindlich da zu stehen fügt er noch hinzu: „Ich verstehe es, die unabhängige Frau und die Kontrolle zu haben, die göttliche Weiblichkeit und der sexuelle Ausdruck. Ich verstehe es. Aber zu welchem Preis?“ Sorry aber die Misogynie scheint trotzdem durch. Vor allem wenn man bedenkt, dass Cee Lo 2012 beschuldigt wurde einer Frau eine Ecstasy Pille in den Drink geworfen zu haben und anschließend mit ihr, als sie bewusstlos war Sex gehabt zu haben. Es wird noch schlimmer, denn sein Konter um die eigene Unschuld zu beweisen war ein Tweet zwei Jahre später, in dem er angab, dass eine Frau gar nicht vergewaltigt werden kann, wenn sie bewusstlos ist.
Der genaue Wortlaut war: “People who have really been raped REMEMBER!!! If someone is passed out they’re not even WITH you consciously! so WITH Implies consent”
Gratuliere Cee Lo, damit hast du der gesamten Welt bewiesen, dass du nicht fähig bist, das Basis Konzept von Consent zu verstehen. Oh und, dass du ein Vergewaltiger bist. Das hat das Gericht übrigens nicht so gesehen, denn er hat schlussendlich nur drei Jahre Bewährung und 45 Tage Community Service bekommen.
Nachdem Cee Lo klar gemacht hat, dass er seine Frauen anscheinend lieber bewusstlos mag, ist es eigentlich (leider) kaum verwunderlich, dass er Frauen wie Cardi B und Megan Thee Stallion verurteilt. Frauen, die Männern sagen, was und wie sie es wollen und dabei selbstbewusst mit ihrer Sexualität umgehen, werden von genau solchen Typen regelmäßig verurteilt. Doch warum fühlen sich so viele Männer angegriffen davon, wenn Frauen über ihre Vaginas rappen?
Warum fühlen sich Männer bedroht?
Einer der Hauptgründe ist wahrscheinlich, dass ihnen damit eine gewisse Machtposition und Kontrolle über den weiblichen Körper genommen wird. Schließlich waren sie es, die sich – vor allem im Hip-Hop Kosmos – in Musikvideos mit schönen Frauen umgeben und über deren Geschlechtsteile, Arsch oder Brüste rappen. Der eigene Penis und dessen Größe ist auch ein sehr beliebtes Stilmittel in Rap-Texten. Schon dreist, wenn Frauen nun plötzlich dasselbe machen und von der eigenen Sexualität profitieren, anstatt Männer damit Geld machen zu lassen. Da ist das männliche Ego natürlich angeknackst.
Auch das gehässige Argument von Shapiro über den Zusammenhang von WAP und Feminismus zeugt davon, dass dieser gar nicht verstanden hat, was Feminismus eigentlich bedeutet. So frei wie man möchte mit der eigenen Sexualität umzugehen, sich so zu präsentieren wie man will und sich damit selbst als Frau zu ermächtigen, trägt dazu bei, ein „unabhängiger, eigenständiger Mensch“ zu sein. Also ja lieber Ben das ist was Feministinnen erreichen wollten: so offen und graphisch über die eigene Vagina reden zu können wie Männer über ihren Penis. Denn eine Wet Ass Pussy gehört definitiv zum Feminismus dazu.
Titelbild Credits: Shutterstock
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