Als Expert*innen der Wiener Eventkultur wollen wir unseren Club-Guide vorstellen, in dem wir laufend Nachtclubs für euch entdecken und bewerten. Den Anfang macht kein Geringerer als der Techno-Bunker schlechthin: das EXIL!
Das EXIL ist seit seiner Eröffnung im Herbst 2021 seinem Namen voll und ganz treu. Am Stadtrand gelegen war das Ziel von Anfang an, einen „Zufluchtsort für Freigeister“ zu schaffen, und genau das wurde auch umgesetzt. Trotz unglaublicher Line-Ups und ekstatischen Partys gibt’s wenige Gerüchte über den Ort, der nachtweise als Insel fungiert. Auf drei Floors lässt sich die Außenwelt wunderbar vergessen und im riesigen Raucherhof trifft man endlich wieder einmal neue Gesichter. Was genau es mit dem irgendwie mysteriösen Nachtclub auf sich hat, erfährst du hier!
© das EXIL
First things first: die Location
Die Location könnte nicht besser zum Namen passen. Nicht ganz in Wien, nicht ganz in Niederösterreich, bietet das Exil beiden Regionen einen Wallfahrtsort für gute Musik. Die Möglichkeit außerhalb der Stadt inmitten von Industriebauten und dem schieren Nichts zu tanzen lässt den Ort wie sein ganz eigenes kleines Universum wirken. Ein Hoch auf das Gefühl, nicht lallend und betrunken in Kolleg*innen, Ex-Freund*innen oder sogar die Verwandtschaft rennen zu können. Einziger Nachteil: das BOLT hin, fällt eine Spur teurer aus … Aber das brauchst du zum Glück auch gar nicht! Trotz der Lage ist die Anbindung ziemlich gut, die Badner Bahn bringt dich in Fuß-geh-Nähe und der hauseigene Shuttle-Bus, der in Siebenhirten abfährt, setzt dich sogar direkt vor der Haustüre ab!
Raus aus der Comfort Zone: das Datingpotenzial
Im Raucherbereich kommen alle zusammen — von Hardcore Raver*innen über die Gelegenheits-Stampfer bis zu großäugigen Niederösterreicher*innen. Die perfekte Möglichkeit deine comfort zone zu zerplatzen, deine Gang für ein paar Stunden zurückzulassen und gegen neue Freund*innen einzutauschen. Vielleicht findest du die Liebe deines Lebens, vielleicht beginnt auch einfach eine hitzige Diskussion — so oder so, Spaß macht’s auf jeden Fall. Wer weiß, vielleicht springt sogar eine Afterhour raus! 😉
Der Early Bird fängt den Wurm
Wenn im EXIL eines passt, ist es das Preis-Leistungs-Verhältnis. Obwohl der Club zu den größeren der (nicht-ganz-)Wiener Fortgehszene zählt, liegen die Eintritte im total passablen Mittelfeld. Early Bird fangt oft schon bei 10 Euro an, aber auch Spätentscheider*innen müssen selten mehr als 20 Euro Eintritt blechen. Wie’s aber im Leben so ist, gibt’s zu jeder Regel Ausnahmen, bevor ihr also mit wenig Schotter loszieht, lieber nochmal das Event checken.
Ein Hoch auf die Extase
Wenn im Exil eines hochlebt, ist es die Extase. Obwohl, oder eben genau weil, die Stadtgrenze hier hinter dir liegt, lässt sich’s Feiern wie nirgends sonst. Die Crowd unterscheidet sich nicht nur nach Event, sondern sogar nach Floor. Stampf’ vor dem Käfig-Pult im Maschinenraum mit dressed-in-black-Raver*innen à la Berlin, im dunklen Tunnel mit Freund*innen des guten Basses oder direkt auf der Bühne am Mainfloor.
Auch einfach nice zu wissen: Jede*r, der/die da ist, will’s auch wirklich sein. Durch die Lage verirren sich keine der-Nacht-Ausgesetzten und auf-die-letzte-Lösung-angewiesenen-Feierwütigen auf den Floor. Einen Minuspunkt gibt’s allerdings für die Größe, durch die der Underground-Faktor, der viele Raves ausmacht, verloren geht. Dafür gibt’s aber genug Raum zum Atmen, was ja auch ganz nett ist.
So kommst du fix rein: die Türpolitik
Am Eingang geht’s hier relativ locker zu. Eine Selektion gibt’s nur, wenn das Event selbst danach verlangt, im Regelfall reicht’s aber sogar, nicht in schwarzer Techno-Uniform zu kommen. Die Securitys sind freundlich, der Vibe ist gut und einem geilen Abend steht nichts im Weg. Die Schlangen fallen manchmal länger aus, pack dir also am besten ein Weg-Bierchen ein und freunde dich schon einmal mit anderen Feiernden an.
So spielt die Musik
Das EXIL ist zwar nicht nur einer Musikrichtung zugeschrieben, der Bass steht allerdings immer an erster Stelle. Durch sein Design eignet sich der Club perfekt als Techno-Location ganz nach dem Vorbild von Budapest, Berlin und Co. — und genau das steht auch oft am Speiseplan. Daneben gibt’s aber auch Nächte, an denen sich der Bunker in ein buntes Psy-Universum verwandelt, inklusive Deko that will blow your mind. So oder so, was zählt, ist der Sound, und der hat es in sich. Mit dem mächtigen Lambda Labs Soundsystem ausgestattet kannst du dir sicher sein, dass dir der Bass so RICHTIG um die Ohren fliegt. Pssst: Pack Gehörschutz ein and thank us later!
© Tim König / das EXIL
Verlieben, Kommen und Co.: die Events
Dank seiner Größe findet man im EXIL einige der ambitioniertesten Events von heimischen Kollektiven. Hier eine kleine Auswahl:
Verliebt, verlobt, verknallt? Die neue regelmäßig stattfindende Eventreihe „Verknallt ins EXIL“ bringt internationale Größen auf den Mainfloor. Auf den anderen Floors gibt’s vieeeeel Support von heimischen DJs und sogar (noch) unbekannte Kollektive werden zum Pult gebeten. Super für: Jede*n, der seine/ihre Spotify-Techno-Playlist live erleben will.
Wenn Hausgemacht zum Zusammen Kommen ruft leben im EXIL alle Nackerpatzeln hoch. Der Titel ist wörtlicher, als du vielleicht denkst — für die People von Hausgemacht verwandeln sich die Galerien kurzerhand in Darkrooms und der Club in einen Sex-Positive-Tempel. Hier geht es weniger um die Musik und mehr um das Konzept aka feiere deinen Körper und deine Sexualität, baby. Damit du dabei sein kannst, musst du nicht nur einen strengen Dresscode einhalten, sondern vorher eine Bewerbung (samt Fragebogen und Motivationsschreiben!) senden. Ist zwar viel Arbeit, aber du wirst sehen: Es zahlt sich aus! Super für: Jede*n, der/die schon einmal heimlich auf der Clubtoilette Sex hatte.
Addicted to Pressure lässt Acid und HardTek-Sound hochleben! Mehrmals im Jahr lädt eine Masse an DJs, die man in Wien sonst eher nicht hört, zu einem Acid/Tekno/Mental/Trash-Fest der Extraklasse. Super für: Alle, die eine Pause von 0815 Techno brauchen.
Daneben gibt’s natürlich unglaublich viele andere Events, am besten einfach Instagram oder Facebook checken und up-to-date bleiben, um nicht Gutes zu verpassen!
Last but not least: Unser Fazit
4/5 Rave-Calzones (if you know you know ;-))
Die Lage und schiere Größe des Ganzen sind anfangs vielleicht abschreckend, Stammgäste wissen aber genau diese Punkte zu schätzen. Tanz dich weit entfernt von den Konventionen der Hauptstadt durch die Nacht, und wenn die Sonne dann wieder scheint, bist du einige Erfahrungen reicher.
Bevor’s losgehen kann, hier noch die Hard Facts:
Adresse: Marktstraße 13, 2331 Vösendorf
Öffnungszeiten: Freitags ab 22 Uhr
Der Club-Guide ist ein redaktioneller Beitrag, spiegelt die persönliche Meinung der jeweiligen Redakteurin / des jeweiligen Redakteurs wider und ist damit absolut subjektiv! Am besten ziehst du einfach los, und erlebst die Club-Kultur für dich selbst!
Titelbild © das EXIL
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