Ein wenig Hoffnung für die Wiener Clublandschaft – Vorschlag seitens Clubbetreiber

Der Wiener Technoclub Grelle Forelle hat gemeinsam mit dem Veranstalter Gerald Wenschitz ein Konzept vorgelegt, wie das Nachtleben unter Einhaltung der Maßnahmen wieder hochgefahren werden kann. Ein Blick in das Dokument zeigt, dass der selbsternannte Gastrovertreter Stefan Ratzenberger, der von vielen Seiten der Nachtgastronomie hinterfragt wurde, zu wenig weit gedacht hatte. Endlich denkt jemand weit genug und präsentiert einen umfassenden Plan, der wieder hoffen lässt.
Mehr als nur Vergnügen
Vor ein paar Wochen hatte ich ein ausführliches Telefonat mit Mike Tscholl – Geschäftsführer von The Loft und Obmann der Gürtelconnection – bei dem neben den individuellen Schwierigkeiten der Gastronomen vor allem eines klar wurde: Es fehlt an einer klaren Strategie und der vermeintliche Vertreter und AIDA-Unternehmenssprecher Stefan Ratzenberger hat sich bei den „Zwangsvertretenen“ viel zu wenig umgehört und keine Informationen wie auch Wünsche und Anregungen eingeholt. Auf die Nachtgastronomen wurde größtenteils vergessen und es gab nur wenig zufriedenstellende Konzepte und schwindelige Pop-Up Lösungen, mit denen viele der Lokale nichts anfangen konnten.
„Kultur in der Nacht? Für viele Menschen ist diese Kombination nach wie vor ein Paradoxon. Um das kontemporäre Nachtleben urbaner Räume zu verstehen muss man die Unterhaltungs-Branche von der Nachtkultur trennen.“, beginnend mit diesen Worten machen sie deutlich klar, dass die Clubs in der Szene der elektronischen Musik nicht nur reine Vergnügungsbetriebe sind, sondern teil der Kultur. Weiters führen sie an: „Nachtclubs sind aber auch Safer Spaces für Minderheiten. Im Falle der Grellen Forelle ist in diesem Kontext an erster Stelle die LGBTIQ+ Community zu erwähnen.“
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Ein weitreichendes und funktionierendes Konzept
Der Technoclub gehört wohl zu den besten und beliebtesten Clubs in Wien und das nicht nur wegen seines Sounds und seiner Partys. Als großer Unterstützer der lokalen Technoszene haben sie sich in den Jahren ihres Bestehens einen äußerst guten Ruf erarbeitet und genau diese Unterstützung wollen sie auch in der Krise verstärken, wie aus ihrem veröffentlichten Dokument hervorgeht. Sie verzichten „auf das Buchen internationaler DJs und Live-Acts und legen einen Schwerpunkt auf elektronische Musik made in Austria.“
Das Konzept umfasst alle Bereiche des Clubs – vom Ticketkauf und dem Ablauf am Eingangsbereich, über gratis Garderobe zur Bargeldvermeidung und den Vorkehrungen an der Bar, bis hin zum Verhalten auf der Tanzfläche, wie auch vor und in den Toiletten. „Die Gäste haben innerhalb eines gewissen Zeitfensters zu erscheinen. Damit vermeiden wir die Ansammlung von großen Menschenmengen vor dem Lokal.“
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Hierbei scheuen sie keine Mühen, um auch den Regierungsverantwortlichen das Konzept möglichst schmackhaft zu machen: „Bei jeder Veranstaltung wird mindestens eine Person anwesend sein, die den Kurs COVID-19 Beauftragte*r beim Roten Kreuz absolviert hat.“ Das ist aber noch längst nicht alles. Sogar zu technischen Fragen wie des erhöhten Belüftungsbetriebes und auch eines Ausgangsablaufes nach Sperrstunde gibt das Dokument antworten.
Natürlich ist es nicht ideal, bei einem Rave auf der Tanzfläche Mund-Nasen-Schutz zu tragen, doch wird man auch das verkraften können, wenn dadurch gewährleistet wird, dass das Feiern wieder möglich ist. Zudem kann auch nur so sichergestellt werden, dass die Clubs nicht sofort wieder ihre Tore schließen müssen. Wir hoffen jedenfalls, dass dieses Konzept auf Zustimmung der Entscheidungsträger stößt und wir ab August wieder unsere Wochenenden in der Grellen Forelle und Co verbringen dürfen.
Morgen stehen erneut Gespräche mit dem Gesunheitsministerium an, um weitere Schritte zu erarbeiten und auszuhandeln. Hier stellt das Dokument und der Vorschlag seitens des Clubs Grelle Forelle und des Veranstalters Gerald Wenschitz einen gut ausgearbeiteten Fahrplan zur Verfügung, um die Clubszene wieder zum Leben zu erwecken.
Antworten auf alle etwaigen Fragen findet ihr in der PDF auf der Website.
Titelbild Credits: Fabian Petschnig
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