Habt ihr gewusst, dass in fast jedem elektronischen Gerät die Erfindung eines Österreichers steckt? Oder, dass eine Wiener Physikerin als erstes die Kernspaltung gedeutet hat? Tatsächlich gibt es einige Erfindungen und Entdeckungen made in Austria, die bis heute eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen. Wir präsentieren die Top Ten der wichtigsten Errungenschaften aus Österreich.
1. Kernspaltung – essenzielle österreichische Beteiligung
1938 entdecken die zwei deutschen Wissenschaftler Otto Hahn und Fritz Straßmann die Kernspaltung, können diese aber zuerst nicht deuten. Eigentlich hofften die beiden Männer beim Beschuss von Uran-Atomen ein noch schwereres Element zu finden. Tatsächlich finden sie ein leichteres.
Verwirrt von den Ergebnissen, bitten Hahn und Straßmann ihre langjährige Kollegin Lise Meitner um Rat. Die gebürtige Wienerin mit jüdischer Abstammung floh ein paar Monate zuvor nach Schweden, blieb aber in Briefkontakt über den Fortschritt der Experimente. Sie und ihr Neffe Robert Frisch erklären und berechnen den Vorgang über die Weihnachtsferien und geben ihm den namen nuclear fusion. 1944 erhält Otto Hahn den Nobelpreis in Chemie für die Entdeckung, wobei Meitners Beitrag viele Jahre ungeehrt blieb.
2. Die Leiterplatte
Leiterplatten sind Träger zur mechanischen Befestigung und Verbindung elektronischer Bauteile – und sie sind überall! Paul Eisler, gebürtiger Wiener, kommt während seines Studentenjobs bei einer Zeitung auf die geniale Idee, elektronische Teile zu drucken. Doch die Technik war noch nicht bereit, diese bahnbrechende Technologie auch als solche zu erkennen.
Erst durch den vermögenden Besitzer einer Druckerei Harold V. Strong verkauft Eisler seine Erfindung 1939 – Strong sieht in der Leiterplatte die Chance, von der Druckindustrie in die florierende Rüstungsindustrie umzusteigen.
3. Hedy Lamarr und das Frequenzspreizverfahren
Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kieler, ist ein Weltstar. Ende der 30er Jahre ziert die österreichisch-amerikanische Schauspielerin jede Leinwand in Hollywood. Ihr Beitrag zur filmischen Elite ist unumstritten, doch Hedy erfand gemeinsam mit Georg Antheil eine Technik, die bis heute bei der Nachrichtenübertragung und der Datenübertragung über WLAN verwendet wird.
Die Rede ist vom sogenannten Frequenzspreizverfahren. Das komplexe Verfahren konnte zu Hedys Lebzeiten nicht angewendet werden, ist aber heute nicht mehr aus der IT wegzudenken. Damit ist Hedy die einzige Frau, die einen Stern am Hollywood Walk of Fame und einen Platz in der National Inventers Hall of Fame innehält.
4. Knaus-Ogino Methode, besser bekannt als Kalendermethode
Hermann Knaus hat 1929, zeitgleich mit dem Japaner Ogino Kyūsaku, erhebliche Wissenslücken rund um die Befruchtung aufgeklärt. Die zwei Wissenschaftler entdeckten unabhängig voneinander, dass die Befruchtung nur an bestimmten Tagen des Zyklus passieren kann.
Bis dahin war auch nicht bekannt, dass eine Eizelle nur wenige Stunden und Spermien nur wenige Tage fruchtbar bleiben. Trotzdem blieb Knaus der Medizin-Nobelpreis verwehrt, dafür hätte er sich mit weniger kontroversen Themen auseinandersetzen müssen.
5. Die erste Pille
Deutlich verlässlicher als die Kalendermethode und ein wichtiger Meilenstein in der Liberation der Frau war die Erfindung der Pille. Dafür dürfen wir dem Vater der Pille, Carl Djerassi, danken.
1951 entwickelte der Chemiker gemeinsam mit einem Gynäkologen und einem US-amerikanischen Physiologen die erste Antibabypille. Diese Bezeichnung kommt allerdings nicht vom Wiener selbst. Er betonte immer wieder, dass die Pille kein Mittel gegen Kinder, sondern für die Unabhängigkeit der Frau sein soll.
6. Tubenzahnpasta
Wer hätte gedacht, dass die Tubenzahnpasta im 23. Wiener Gemeindebezirk erfunden wurde. Familie Sarg stammt ursprünglich aus Deutschland und übersiedelte Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wien.
Zunächst wird in der Fabrik in Liesing Seife, Wachs und Margarine hergestellt, aber ab 1887 gelingt Ihnen der Durchbruch: Kalodant ist die erste Zahnpasta aus der Tube und ersetzt die bis dahin unpraktischen Zinnfolienverpackungen.
7. Eine einfache Postkarte
Emanuel Herrmann, gebürtiger Kärntner, wollte den Briefverkehr für das einfache Volk erschwinglicher machen. Er entwickelte eine offene Karte im Briefformat mit einer aufgedruckten 2-Kreuzer-Marke.
Damit ist die Postkarte mehr als doppelt so billig, wie ein 5-Kreuzer teurer Brief. Aber auch der Name Postkarte wurde von Herrmann vorgeschlagen, doch ursprünglich von der Post in Correspondenz-Karte geändert. Gott sei Dank hat sich Postkarte schlussendlich doch durchgesetzt.
8. Der Doppler Effekt
Ob vom Physikunterricht oder Big Bang Theorie, den Doppler-Effekt sollte man zumindest schon mal gehört haben. Christian Andreas Doppler ist für die Entdeckung und den Namen verantwortlich. Der Salzburger bemerkte 1842 erstmals eine Veränderung der Schallwellen, wenn Sender und Empfänger beobachtet werden.
Bestes Beispiel für den Effekt ist ein vorbeifahrendes Polizeiauto mit Sirene. Durch die Bewegung des Wagens werden die Schallwellen vor dem Auto gepresst und hinter dem Auto weiten sie sich aus. Deswegen nehmen wir das Geräusch unterschiedlich wahr. Dieser Effekt gilt für jede Art von Wellen, also auch für zum Beispiel Licht.
9. Der erste Schachcomputer
1769 wurde Wolfgang von Kempelen von Kaiserin Maria Theresia beauftragt, einen Schachcomputer – der sogenannte „Schachtürke“ – zu bauen. Zu der Zeit ein unmögliches Unterfangen. Trotzdem lieferte der Erfinder eine menschenähnliche Maschine die tatsächlich meisterhaft Schach spielen konnte.
Ihr Geheimnis lag aber nicht in einer neuen Technologie, sondern an dem Schach-Genie, das im Inneren versteckt war. Der Streich war so erfolgreich, dass der Schachcomputer gegen namhafte Größen, wie Joseph den II und Napoleon Bonaparte gespielt und gewonnen hat. Erst durch eine Reihe an Wissenschaftlern wurde der Schwindel schließlich aufgedeckt.
10. Die Nähmaschine
14 Jahre lang tüftelte Josef Madersperger an einer verbesserten Version des Nähappartes, dessen erste Schritte zuvor von Erfindern wie Thomas Saint (1790) und Thomas Stone und James Henderson (1804) gesetzt worden sind. 1814 meldete Madersperger sein Patent an, das er allerdings nie kommerziell nutzen würde.
Bis 1839 entwickelte der Tiroler vier weitere Versionen seiner “Nähhand”, wovon die letzte bis heute im Technischen Museum bestaunt werden kann. Reich geworden ist Madersperger mit dieser Erfindung allerdings nie. Erst die Amerikaner Elias Howe und Isaac Merrit Singer verfeinerten die Nähmaschine soweit, dass sie ein kommerzieller Erfolg wurde.
Titelbild Credits: Shutterstock
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