Der blaue Peter: Märchenhafter Debüt-Roman der Unternehmerin Paula Czeczil

Pandemie, Lockdowns und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine. Die letzten Jahre haben nicht gerade positive Schlagzeilen geliefert. Auch in der Literatur sind happy-peppy Geschichten eher die Ausnahme. Als Kontrast dazu hat die Unternehmerin Paula Czeczil einen locker-leichten Debüt-Roman veröffentlicht, der das Unternehmertum in literarischer Form zu fassen versucht und schreitet dabei auf den Spuren von Steve Jobs und Paolo Coelho in nur eine Richtung.
Wegweiser Steve Jobs
Man kann von Innovations-Guru Steve Jobs halten, was man will. Vor allem, wenn man die tiefe Einblicke gewährende Biographie von Walter Isaacson gelesen hat. Neben seiner Fähigkeit zur Kognitiven Flexibilität zeichnete den Apple Gründer und High-Tech-Revoluzzer nämlich vor allem sein fast schon radikaler Fokus nach vorne aus. Unbeirrt entwickelte und tüftelte er an seiner Vision, seinem Entwurf einer neuen Zukunft für die Menschheit.
Nachdem er in den 1980er Jahren von seiner eigenen Firma Apple „gegangen worden war“, steckte er nicht etwa den Kopf in den Sand. Nein! Jobs zögerte nicht lange und investierte den Großteil seines Geldes in sein neues Projekt „Next“. Scheiterte damit grandios. Lamentierte jedoch wieder nicht lange und begann noch einmal von vorne mit der Firma „Pixar“. Der Erfolg, den er damit hatte, war geradezu unverschämt.
Danach ging er zurück zu Apple und den Rest kennen wir ja: Noch mehr vom unverschämten Erfolg. Steve Jobs war Zeit seines Lebens umtriebig und kannte nur eine Richtung: nach vorne. Auch wenn er den Blick zurück nicht verschmähte, so ist der Apple-Gründer ein Paradebeispiel für erfolgreiches unternehmerisches Denken. Vor allem wenn sich Steve Jobs einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte (wie das Touchpad z.B.), war er unermüdlich mit der Verwirklichung dieser Vision beschäftigt. Leute, die ihn für verrückt hielten, belehrte er eines Besseren. Immer und immer wieder. Er war zielstrebig, konsequent, und kompromisslos in seinen Träumen und Visionen.
Coverabbildung © myMorawa
Auf literarischen Pfaden Richtung Steve Jobs?
Was hat Steve Jobs Leben jedoch mit dem Buch „Der blaue Reiter“ von Paula Czeczil zu tun? Wo es darin doch gar nicht um den Apple-Gründer geht. Denn der Debüt Roman der Unternehmerin und EU-zertifizierten Trainerin beginnt eher wie ein Krimi: Die junge Sophia erwacht am Sandstrand der Insel Zindra und hat keine Ahnung, wer oder wo sie ist. Sie kann sich einfach nicht mehr erinnern.
Eine Ausgangssituation, die durchaus die Grundlage eines soliden Krimis bilden könnte, entwickelt sich jedoch in eine ganz andere Richtung. Im Vergleich zu der verzweifelten Suche nach seiner eigenen Vergangenheit und Identität – eine Thematik, von der viele Bücher, nicht nur Kriminalromane, geprägt sind – macht die liebe Sophia jedoch etwas vollkommen anders. Denn ihr Erinnerungsverlust entpuppt sich geradezu als Geschenk. Dies wird vor allem dadurch verdeutlicht, dass alle anderen Figuren im Buch geradezu Opfer ihrer eigenen Vergangenheit geworden sind.
Sich von der Vergangenheit nicht zurückhalten lassen
Vergebene Gelegenheiten von damals und das Grübeln über vertane Chancen prägen deren trauriges Leben. Befreit von dieser Last des Gewesenen schafft es Sophia, im Vergleich zu den anderen Figuren, jedoch genau das zu machen, was den schon erwähnten Steve Jobs ebenfalls ausgezeichnet hat – nach vorne zu blicken. Dem mittlerweile geradezu religiös verehrten Phänomen Vergangenheit zum Trotz – ein Phänomen das uns in Form von Nostalgie und Retro überall sirenenhaft in seinen Bann zu ziehen versucht – geht Sophie unbeirrt nach vorne. Und blickt nicht zurück.
Doch ihre Zukunft ist ihr nicht unbekannt. Denn die junge Frau hat eine Vision. Eine Vision, die an ihrer Opulenz mit den Träumen eines Steve Jobs vergleichbar ist. Sie will ein Schiff bauen bzw. bauen lassen, um damit die Welt kennen zu lernen. Die besonderen Menschen, die sie auf ihrem Weg über die Insel trifft, lädt sie mit ein, Teil ihrer Vision zu werden.
Unternehmensführung meets Literatur
Die Neo-Autorin Paula Czeczil – die vielleicht auch einen Krimi aus diese Ausgangssituation schreiben hätte können – entführt uns auf eine Reise, die mit Paulo Coelhos „Der Alchemist“ vergleichbar ist. Auch dort folgt jemand seinem Herzen und wird am Ende auch belohnt. Die junge Sophia macht genau dasselbe, jedoch gekoppelt mit einem unternehmerischen Ansatz und einer menschlichen Offenheit und Vorurteilsfreiheit, die man in der heutigen Zeit so schwer vermisst.
„Der blaue Peter“ kann durchaus als Genre-Mix rezipiert werden. Der erahnte Krimi auf den ersten Seiten, wird zum Insel-Abenteuer, zu einem Märchen. Und wenn man noch etwas tiefer gräbt, dann ist Paula Czeczil hier durchaus etwas Neues gelungen. Sie schafft es nämlich – und als erfahrene Unternehmerin ist das höchstwahrscheinlich alles andere als ein Zufall – den Aufbau eines Unternehmens bzw. die Grundzüge einer Unternehmensgründung in literarischer Form darzustellen. |
![]() © Martin Jordan Fotografie |
Denn nichts anderes (obwohl man da vielleicht nicht so radikal sein wollte) macht die junge Sophia, die sich auf ihrem Weg zum Traum(-Schiff) die ihrer Meinung nach dafür am besten geeigneten Leute zusammensucht. Menschen, die im Inneren genauso danach brennen etwas zu tun wie sie selbst.
Stay positive!
Zugegeben hat Sophia geradezu unverschämt viel Glück (wir erinnern uns an den unverschämten Erfolg von Steve Jobs), denn so leicht lernt man heutzutage vermutlich nicht so schnell so viele gute Leute kennen. (Aber wer weiß, vielleicht ist auch das nur die Meinung eines unverbesserlichen Pessimisten.)
„Der blaue Peter“ ist ein konsequent positives Buch, das davon ausgeht, dass man als positiver Mensch zum Großteil auch andere, einem gutgesinnte Menschen anzieht und alles gut für einen ausgeht. Mag sein, dass das in der wirklichen Welt nicht immer der Fall ist. Die Frage ist jetzt natürlich, ob man die wirkliche Welt in der unterhaltenen Literatur dabeihaben will. So glänzt die neo-liberale Hölle, in der wir leben, in Paula Czeczils Debüt-Roman mit Abwesenheit.
Was wir dafür bekommen, ist die positive Geschichte eines Lebens, das belohnt wird, indem es einfach nur seinem Herzen folgt. Dass das nicht immer so einfach ist, ist klar. Doch um darüber etwas zu lesen, gibt es schließlich andere Bücher. „Der blaue Peter“ in diesem Sinne hält, was der Einband verspricht: Ein Buch über Mut und Vertrauen zu sich selbst. Und darüber, seinen eigenen Weg zu finden und auch zu gehen.
Titelbild © myMorawa
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