Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Immer schon und immer noch. Doch gegenwärtig vielleicht so ausgeprägt wie niemals zuvor. Vor allem der Bereich „Arbeit“ befindet sich gerade in einem gewaltigen Umschwung, der für die Zukunft keinen Stein auf dem anderen lassen wird. Welche Berufe werden verschwinden? Welche bleiben uns auch zukünftig noch erhalten?
Es ist ein offenes Geheimnis: die beruflichen Wege, die vor ein paar Jahren eingeschlagen wurden, werden nur für die Wenigsten auch auf denselben Pfaden Richtung Pension verlaufen. Die Gesellschaft erfährt einen elementaren Wandel und die Enden der Bahnen, die wir einschlagen sind alles andere als vorhersehbar. Wir steuern durch das Ungewisse, das sich vor allem durch die Berufsfelder zieht. Und niemand ist so recht in der Lage uns klar zu sagen, wo diese Veränderungen uns hinführen werden.
Vom Aussterben bedroht
Das deutschsprachige Nachrichtenmagazin Focus war geradezu erbarmungslos in seiner kühlen und nüchternen Feststellung, dass es bestimmte Arbeitsplätze wie zum Beispiel die Berufe des Kochs, Paket-Zustellers, Kassierers, Textjournalisten, LKW-Fahrers, Bankkaufmanns, Piloten und Programmierers in Zukunft einfach nicht mehr geben wird. (Auch wenn Focus sprachlich leider nicht darauf hinweist, gilt das natürlich auch für Frauen die diese Berufe ausüben!)
Aber wieso sollten diese beruflichen Bereiche für den Menschen auch noch weiterhin existieren? Die darin enthaltenen Tätigkeiten können von Maschinen, Robotern und Programmen ohnehin viel effizienter erledigt werden. Auch eine Studie von Deloitte zum Thema „Jobs der Zukunft“ kommt zu dem Schluss, dass vor allem Jobs, deren Tätigkeit hauptsächlich aus Routine besteht, leicht von Technologien ersetzt werden können. „Dementsprechend ist der Routineanteil in den Jobs der Zukunft nur halb so groß wie in anderen Berufsgruppen“, so das Fazit.
Stichwort Digitalisierrung
Hauptgrund dieses Wandels ist vor allem die Digitalisierung. Die digitale Transformation injiziert gerade den schrittweisen Übergang bestehender Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme in das digitale Zeitalter. Unaufhaltsam schreiten wir von der technologisch-analog geprägten Industriezeit einer neuen Ära entgegen, die durch digitale Technologien und Innovationen geprägt ist und sein wird.
Für unsere wohl bekannte und vertraute Arbeitswelt bedeutet diese Umwandlung eine geradezu elementare Neuausrichtung der Unternehmensprozesse. Das heißt vereinfacht ausgedrückt: eine radikale Veränderung des klassischen Arbeitsplatzes. Die unter Corona herrschende Arbeitsform (u.a. in Form von Home Office) ist nur eine verquere Form des Beginns dieser Transformation.
Doch allein schon diese Veränderung ist für viele Menschen Grund genug, sich vor der Digitalisierung zu fürchten. Verständlich, da durch diese die traditionellen, aber vor allem vertrauten Arbeitsplätze obsolet werden und noch immer nicht abzusehen ist, welche und wie viele und ob überhaupt genug neue Berufe entstehen werden.
Doch genauso wie die industrielle Revolution mit ihrer Fließbandarbeit die menschliche Arbeit nicht abgeschafft hat, wird auch die digitale Revolution nicht dazu in der Lage sein, das Phänomen Beruf vollkommen verschwinden zu lassen. Man kann sagen: es wird nichts verschwinden, sondern nur anders werden. Das ist alles. Aber zugegeben ist das schon auch recht viel.
Die Jobs der Zukunft
Arbeitswelt. Niemand weiß genau, wohin uns diese Reise führt. Dennoch gibt es Zukunfts- und TrendforscherInnen, die ganz passable Prognosen machen können, wohin sich die Berufswelt so entwickeln könnte.
Auch wenn Roboter, Maschinen und Software ziemlich viel drauf haben. Alles können sie nicht, und vor allem können sie den Menschen (noch) nicht ersetzen. Die schon erwähnte Untersuchung des Wirtschaftsprüfungsinstituts Deloitte zeigt, welche Berufe auch zukünftig noch von uns Menschen ausgeübt werden müssen. Geradezu enthusiastisch kommt die Arbeitsmarkt-Studie zu dem Schluss, dass ein Großteil der menschlichen Arbeit auch in Zukunft noch gebraucht und durch den digital turn keineswegs überflüssig wird.
Demnach ist es sicher, dass sich unsere Arbeitswelt bis 2035 gravierend verändern wird. Doch was uns positiv stimmen sollte ist die Prognose, dass knapp 65 Prozent der uns bekannten Tätigkeiten eben nicht durch technische Lösungen ersetzt werden. Außerdem werden in Zukunft mehr neue Jobs geschaffen, als durch die technologische Entwicklung wegfallen, so heißt es. Eine recht erheiternde Prophezeiung
I am Robot
Wie zu erwarten müssen sich medizinisches Personal und Pflegekräfte keine Sorgen über den Wegbruch ihres Berufszweiges machen. Vor allem jene Berufe, die stark vom persönlichen Kontakt geprägt sind und mit der nur dem Menschen eigenen Fähigkeit zur Empathie zu tun haben, werden auch künftig auf humanoides Personal zurückgreifen, so Deloitte. Ein Ergebnis, dass durchaus verwundert und überrascht, da Pflegeroboter vor allem in Japan schon auf dem Vormarsch sind und es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese auch bei uns erhältlich bzw. die Arbeit einer Pflegerin oder eines Pflegers übernehmen können.
Auch der für Deloitte so wichtige menschliche Punkt der Empathie und Führsorge, verblüfft, da laut Aussagen des Pflegepersonals aufgrund des stressigen Alltags eben gerade dafür keine Zeit mehr ist. In Deutschland auch ein Grund, weshalb in den Pflegeheimen vermehrt auf den Pflegeroboter Paro zurückgegriffen wird.
Es ist absurd: eine Maschine, die Empathie hervorrufen soll. Eben etwas, das eigentlich nur dem Menschen zugeschrieben wird. Und es funktioniert! Studien belegen, dass die in Altenheimen eingesetzte Pflegerobbe Paro es schafft – aufgrund ihrer Niedlichkeit – bei älteren und demenzkranken Menschen positive Gefühle zu erwecken. Zwischenmenschliche Kommunikation als Asset? Ein Punkt in der Studie, der wohl nur noch theoretische Relevanz besitzt. Das vermeintliche Zukunftspotenzial Menschen? Im Berufsfeld der Gesundheitssparte wohl mehr Traum als seriös ausgearbeitete Feldforschung.
Laut Deloitte sollen auch in der Lehre und Ausbildung neue Arbeitsplätze entstehen. (Ein Plus von 20 Prozent, sagt man.). Im Zeitalter des Home-schooling und der Fernstudien, die zu 100% Online über die Bühne gehen und somit „problemlos“ von zu Hause aus erledigbar sind, ist dieses Ergebnis wohl mehr als verwunderlich.
Wann kommt das bedingungslose Grundeinkommen?
Was auch immer die Zukunft für den Jobmarkt bringen wird – weniger Jobs wird es auf alle Fälle geben. Eine Tatsache die gekoppelt mit dem unaufhaltsam steigenden Bevölkerungszuwachs nicht wirklich rosige Zeiten verspricht. Im Sinne der Berufsfindung zumindest.
Corona allein hat in Österreich hunderttausende Menschen arbeitslos gemacht. Und die Digitalisierung wird sich diesbezüglich bestimmt nicht weniger erbarmungslos zeigen. Eine seriöse Debatte über das BGE ist daher nicht nur wegen Corona, sondern vor allem aufgrund der digitalen Transformation und der voranschreitenden Übernahme der Maschinen geradezu unumgänglich.
Letzte Festung Kreativität
Das „kreative und strategische Denken“ als spezielle Fähigkeiten des Menschen, die keine Maschine ersetzen kann, scheint der letzte Grashalm, an den sich eine beruflich obsolete Menschheit zu klammern wagt. Und ja, das ist dem ersten Anschein nach eine richtige Schlussfolgerung. Aber seien wir uns doch einmal ehrlich, welche Menschen sind denn schon wirklich kreativ (in ihren Berufen)? Und vor allem, wo und in welchen Bereichen sollen sie es sein?
Doch es gibt ein anderes Feld, eines jenseits des Arbeitsplatzes, in dem das Kreative wahrlich zur Geltung zu kommen vermag: Kunst und Kultur.
Am „Ende“ wird uns als Menschen vielleicht doch nur das retten, was zurzeit so schwer unter der Pandemie zu leiden hat, wie selten etwas: Kunst und Kultur. Wenn man das Menschsein herunterbricht. Die Verwirklichung durch eine berufliche Tätigkeit von uns genommen, stehen wir nackt da, bekleidet nur mit Kunst und Kultur.
Vielleicht, wenn die Berufe immer weniger werden, vielleicht wächst ja dann etwas anderes. Womöglich wird Kunst und Kultur in Zukunft ja umso gefragter sein. Auch ohne Jobs ist noch lange nichts verloren. Und es passt so gut wie selten mit einem Hölderlin Zitat zu schließen: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“
Titelbild Credits: Shutterstock
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