Kognitive Flexibilität, vernetztes und gegensätzliches Denken. Dies sind nur einige Phänomene, die uns mithilfe von speziellen Übungen dabei helfen sollen, unser Denken zu verbessern und uns in die Lage bringen können, leichter outside the box zu denken. Eine Fähigkeit, die in einer sich wandelnden und immer mehr vernetzten Welt wie dieser, zum Grundstein des Erfolges werden kann.
Das Problem unflexibler Jobs
Unzufriedenheit im Job ist ein Phänomen, dass sich immer weiter ausbreitet. Doch sind oft nicht die Jobs an sich bzw. die dort zu vollbringenden Tätigkeiten das Problem. Vielmehr machen unflexible Chefs und Chefinnen, mit ihren teils diktatorisch vorgegeben Arbeitsabläufen, den Menschen das Leben schwer. Diese Rigidität macht die Arbeitenden immer unglücklicher und lustloser, wie eine Handvoll Studien vor kurzem festgestellt haben.
Es ist somit wissenschaftlich erwiesen, dass eine intrinsische Motivation geradezu essenziell ist, wenn man ein Problem (Aufgabe) auf die beste Weise gelöst haben will. Ein großes Problem für den Erhalt dieser auf Freiwilligkeit basierten inneren Antriebskräfte sind jedoch die zahlreichen äußeren Motivationsfaktoren, die sich uns aufdrängen. Vor allem Geld!
Wobei die Arbeitgeber:innen dann fälschlicherweise annehmen, dass, nur weil sie jemanden bezahlen, über diese:n auch frei verfügen können. Und dass dieser bezahlte Mensch die an ihn gestellten Aufgaben auf eine vorgegebene Weise genauso zu erledigen hat. Am besten noch hochmotiviert und engagiert. Er oder sie bekommt schließlich dafür eine Bezahlung. Eine Fehlannahme, wie sich nun herausgestellt hat.
Hier gäbe es mit dem Job Sculpting eine Möglichkeit, Effektivität und Motivation bei den Mitarbeitenden deutlich zu steigern.
Übermäßig äußere Motivationsfaktoren zerstören positive, innere Motivation
Denn wenn wir diese äußeren Motivationsfaktoren, die sich uns aufdrängen, unüberlegt und unangemessen nutzen, verhindern wir die Entwicklung einer wertbasierten Motivation. Das gesunde Bedürfnis, sich in der Schule zu bewähren, kann sich diesbezüglich sehr schnell in das Gefühl verwandeln, gute Noten erzielen zu müssen. Denn sonst…
Oder z.B. dass wir, weil wir dafür bezahlt werden, etwas genauso machen müssen, wie es der oder die uns Bezahlende will – egal, wie dämlich uns persönlich das auch immer erscheinen mag. Und auch egal, ob wir selbst nicht auf unsere eigene Weise den Job viel besser erledigen könnten.
Somit werden wir dazu angehalten, Dinge, die wir an sich gerne machen würden, auf eine bestimmte Art zu machen, die uns nicht zusagt bzw. menschlichen Werten widerspricht. Diese Vorgehensweise, diese „mentale Bedrohung“ (wie einer der einflussreichsten Psychologen der Welt, Steven C. Hyes wohl sagen würde) erdrückt irgendwann die intrinsische, positive Motivation, aus eigenem Antrieb zu lernen und zu leben.
Frustration und Unzufriedenheit steigt
Dazu kommt noch, dass sich vor allem Kinder und Schüler:innen Prüfungssystemen gegenübersehen, die kreative und effektive Formen des Entdeckens und explorativen Lernens zu wenig Zeit zugestehen. Wenn diese überhaupt Teil der schulischen Agenda sind.
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Am Arbeitsplatz dasselbe. Viele von uns erhalten spezifische Zielvorgaben – auch, wie genau wir dahin kommen sollen – und unsere Leistungen werden anhand Beurteilungen gemessen, die mit Belohnung verbunden sind. Wir erhalten häufig krude (finanzielle und symbolische) Anreize, diesen Weg fortzusetzen, wie der Esel, dem man die Karotte vorhält. Oder man wird umgekehrt mit Entlassung und Existenzverlust bedroht. Direkt oder Indirekt. Diese Einengung des Lebens lässt uns verkümmern – geistig, seelisch, intellektuell. Ergebnis sind Frustration und Unzufriedenheit.
Kognitive Flexibilität – Lernen und Kreativität
Eine spezifische Art der Flexibilität – vergleichbar natürlich auch mit der psychischen Flexibilität – ist die kognitive Flexibilität. Diese ist ein wirkungsvolles Instrument zur Bewältigung von Leistungsherausforderungen. Der Fokus liegt hierbei darauf, sich nicht von Regeln versklaven zu lasen.
„Kognitive Flexibilität ist eine große Hilfe bei Lern- und Kreativitätsprozessen, die für Topleistungen unerlässlich sind. Die Ergebnisse von Studien zur kognitiven Flexibilität sind so verblüffend, dass dieses Thema besondere Aufmerksamkeit verdient.“, weiß der schon erwähnte Dr. Steven C. Hayes und sagt dazu noch einiges mehr:
„Die Leistung wird bei allen Aktivitäten, denen wir nachgehen, in ganz erheblichem Maß durch die Fähigkeit gefördert, bei der Durchführung einer Aufgabe, viele alternative Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen, sie im Kopf zu behalten und damit zu spielen. Wir sind bei der Problemlösung einfallsreicher, wenn wir die Ideen, die uns durch den Kopf gehen, die widersprüchlichen eingeschlossen, eine nach der anderen aufgreifen, wodurch Raum für weitere Optionen und scheinbar absurde Konzepte entsteht, die nach und nach an Zugkraft gewinnen. Der Fachbegriff stammt aus der Kreativitätsforschung und lautet laterales Denken.“
Vernetzte Denkformen als Grundstein innovativer Erfindungen
Aus dieser vernetzten Denkform stellt man neuartige Verbindungen her. Diese sind Grundstein für die innovativsten Erfindungen unserer Zeit. Warum soll ein Telefon nicht mehr können, als nur telefonieren? Simple Fragen wie diese lassen den Geist lateralen Denkens auf erstaunliche Ideen können. Indem man gedanklich über den Tellerrand blickt und den Status Quo radikal zu überdenken vermag.
Wenn man sich z.B. die Biographie von Steve Jobs durchliest, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass dieser hauptsächlich grandios darin war, schon bekannte und bewährte Geräte umzudenken und neu zu denken, damit zu spielen und Ideen für neue Ansätze zu finden, wie das Bekannte zu erweitern und zu verbessern ist. Jobs war in diesem Sinne praktisch nicht begabt. Doch seine kognitiv flexible Art zu denken, das Bekannte zu überdenken, hat der Welt ziemlich viele Innovationen beschert.
Vernetztes Denken: Kognitive Flexibilität kann man lernen
Die gute Nachricht ist nun, dass man nicht als Steve Jobs geboren werde muss, um einer zu sein. Man kann auch lernen, einer zu werden. ACT– und RFT-Forscher:innen haben nämlich Trainingsprogramme für den Aufbau kognitiver Flexibilität entwickelt, mit denen sich z.B. der IQ Wert erheblich erhöhen lässt, „bis zu dem Punkt, an dem Zusammenhänge auf Anhieb erkannt werden und die sogenannten fluiden Fähigkeiten in neuen Problemstellungen genutzt werden können.“ Auch Alzheimererkrankungen können dadurch vorgebeugt werden, da das Denken fit und flexibel gehalten wird.
In seinem Buch Kurswechsel, erwähnt Steven C.Hayes folgende Übungsbeispiele:
„Ich habe eine Tasse und Sie haben einen Kugelschreiber in der Hand. Was hätten Sie in der Hand, wenn ich Sie wäre und Sie wären ich?“ Oder, ein wenig komplizierter: „Ich habe heute eine Tasse und Sie haben einen Kugelschreiber in der Hand; gestern hatte ich ein Buch und Sie hatten ein Handy in der Hand. Wenn heute gestern und gestern heute wäre und wenn ich Sie wäre und Sie wären ich, was hätten sie hier und heute in der Hand?“
Perspektivenwechsel macht unser Denken flexibler
Um diese Fragen zu beantworten, muss man ungewohnte Perspektivenwechsel vornehmen und sowohl beide Personen als auch die beiden Zeiten in Bezug zueinander setzen. Das kognitive Flexibilitätstraining bedient sich vieler Übungen dieser Art, wenngleich mit einer größeren Vielfalt an Zusammenhängen und dem Ziel, die Schnelligkeit des Problemlösungsprozesses bei gleichbleibender Genauigkeit zu steigern.
Diese und weitere solcher „Spielchen“ helfen einem dabei, kognitiv flexibler zu werden. Vor allem bei Kindern sind die Lernerfolge beachtlich, versichert Hayes. Und es ist erstaunlich, dass anhand von Gegensatzdenken kognitive Fähigkeiten derart gesteigert werden können.
Finanzieller Erfolg sollte natürlich nicht der Hauptanreiz sein, sein Denken kognitiv flexibler umgestalten zu wollen. Doch mit Sicherheit ist kognitive Flexibilität eine Fähigkeit, die erfolgreiche Menschen und vor allem Erfinder:innen miteinander teilen. Denn um erfolgreich zu sein, ist es natürlich unumgänglich, das Gegebene anzunehmen und weiter zu denken, über all die einengenden Grenzen hinaus. Den Status Quo überschreiten, in jener erdenklichen Hinsicht eine bereichernde Empfindung. Eine Vielzahl an kognitiven Übungen gibt es hier!
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