Alle Software Entwickler und StartUps aufgepasst: Es findet im November erneut eine Microsoft Veranstaltung statt. Im Vorfeld dieses ISV Events am 18.11. 2020 haben sich zwei Mitarbeiter zweier österreichischer Unternehmen dazu bereiterklärt, uns als Einblick in ihre Tätigkeiten ein Interview zu geben. Zum einen Sebastian Jagsch, Global Head of Creators Expedition für die AVL GmbH, zum anderen Philipp Grasmug, Chief Technical Officer für Reactive Reality.
Redaktion: Vielen Dank, dass ihr euch kurz für uns Zeit genommen habt. Fangen wir zu Beginn mal ganz grundlegend an. Um was für ein Unternehmen handelt es sich bei der AVL?
Sebastian: Die AVL ist das weltgrößte unabhängige Unternehmen im Bereich der Entwicklung, Simulation und dem Testing von allen Arten von Powertrain-Systemen in der Fahrzeugindustrie. Wir sind ein mehr als 70 Jahre altes Startup, das mit über 11000 Mitarbeitern weltweit in mehr als 25 Ländern und 46 Tochtergesellschaften tätig ist. Wir sind ein reines Familienunternehmen.
Redaktion: Was sind genau deine Aufgaben?
Sebastian: Ich bin verantwortlich für den Bereich Enterpreneurship sowie Ekosysteme. Hierbei geht es vor allem darum, wie wir mit jungen, dynamischen Unternehmen wie Startups zusammenarbeiten und Innovation in neuen Geschäftsmodellen betreiben. Aber auch weitere Aufgaben wie Partner- und Ekoystemmanagement – quasi abseits von Kunden und eindeutigen Lieferanten – laufen ebenfalls in meinem Team zusammen. Der Fokus liegt auf Innovation, neuen und digitalen Geschäftsmodellen sowie der Definition von Anforderungen und Lösungen für die Zukunft der Mobilität.
Redaktion: Erzähl uns ein wenig über Reactive Reality. Was darf man sich darunter vorstellen?
Philipp: Reactive Reality ist ein Startup im Bereich E-commerce und Augmented Reality. Es gibt uns seit sechs Jahren. Im vergangenen Jahr sind wir annähernd um den Faktor 5 gewachsen. Zu Beginn des Jahres waren wir noch 12 Mitarbeiter, mittlerweile sind es deutlich über 50. Unser Entwicklungsbüro liegt in Graz, speziell auch durch die Nähe zur TU Graz, mit der wir sehr eng in Forschungskooperationen zusammenarbeiten. Unser ehemaliger Professor ist außerdem auch einer unsere Mitgründer. Wir verfügen auch über ein Sales-Team, das relativ weit über die Welt verstreut ist. Außerdem haben seit einiger Zeit auch ein Büro in Kalifornien, um speziell im amerikanischen Markt zu arbeiten.
Redaktion: Was zählt zu eurem Aufgabenbereich?
Philipp: Wir bieten eine Lösung für Retail & Brands im Online Handel an. Diese erlaubt es den Kunden, ohne spezielle Hardware sondern ganz einfach mit Fotos von ihren physischen Produkten realistische 3D Modelle auf sehr skalierbare Art und Weise zu erstellen. Derzeit liegt unser Fokus relativ stark auf der Fashion-Industrie. Der gleiche Ansatz funktioniert aber auch für andere Produktgruppen.
Man kann z.B. auch im gleichen Sinne Möbel in 3D rekonstruieren, um somit eine Wohnung virtuell einzurichten. Die Idee dahinter ist, das Produkt dahinter auch wirklich zu erleben, was sonst durch den bloßen Onlinekauf nicht wirklich gegeben ist. Außerdem kann man ein Modell eines Menschen bzw. von sich selbst erstellen. Auf diese Weise kann man die Kleidung virtuell anprobieren, indem man seinen „Avatar“ bekleidet. Durch die präzise Maßangabe kann dem User bei der Wahl seiner Kleidergröße geholfen werden.
Redaktion: Inwiefern steht ihr mit Microsoft in Verbindung?
Philipp: Wir verwenden die Azure Cloud, um in erster Linie skalierbar zu sein. Je nach Auslastung benötigen wir mehr oder weniger Ressourcen und diese Flexibilität erhalten wir durch die Cloud. Der zweite Aspekt ist jener, dass wir sehr stark auf Machine-learning setzen, wofür ebenfalls eine hohe Rechenleistung benötigt wird.
Redaktion: Was für Zukunftsaussichten hat eure Branche?
Sebastian: Die Zukunft die sich gerade in unserer Branche ergibt, nämlich dass alles miteinander connected und digital, elektrifiziert und irgendwann auch mal autonom sein wird, bedarf digitaler Services. Das heißt, die Automobilindustrie entwickelt sich weg von reinen Herstellern von Fahrzeugen, die uns von A nach B bringen, hin zu einem viel umfangreicheren Begleiter – quasi einer „Customer Journey“.
All diese Herausforderungen die wir hier sehen, sind nur durch Unterstützung von IT-Technologie machbar. Dieser Spannungsbogen von klassischen, traditionellen Herangehensweisen in Richtung neuem, transformierten Umfeld ist hierbei, dass das auch für uns selbst eine Veränderung bedeutet. Wir müssen mit neuen Herausforderungen und Skillsets umgehen. Wir sind schwerpunktmäßig kein IT-Unternehmen gewesen aber werden es nach und nach immer mehr.
Dadurch ergeben sich neben diversen Herausforderungen auch viele neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Partnerschaft mit anderen Unternehmen. Kurzum ändern sich die heutigen Arbeitswege und dafür müssen wir offen sein. Wenn man diese Möglichkeiten sieht, hat man die Chance, recht schnell zu neuen Geschäften zu kommen.
Redaktion: Wie ist hierbei die Sichtweise von Reactive Reality?
Philipp: Unsere Sichtweise ist hierbei eine etwas andere, da es sich bei uns nur um ein 50 Personen Unternehmen handelt. Die Thematik der Cloud ist für uns aus der Perspektive eines Startups sehr relevant, da wir ohne Cloud-Provider ansonsten gar nicht mit großen Kunden zusammenarbeiten könnten. Die Anzahl an Servern, die wir für größere Projekte benötigen würden, würde eine Größenordnung darstellen, die wir nicht einfach in unserem Büro betreiben könnten.
Außerdem sind das Betreiben von Servern, Datenbanken, etc. nicht unbedingt Teil unseres Kerngeschäftes. Gerade für kleinere Unternehmen ist die Cloud-Infrastruktur jeglicher Anbieter ein Enabler, um überhaupt mit großen Kunden zusammenarbeiten zu können, ohne sich mit den infrastrukturellen Hürden herumschlagen zu müssen.
Sebastian: Man kann hier noch anführen, dass sich durch die Cloud-Lösung die strukturellen Rahmenbedingungen verändern. Es gilt nicht mehr die Prämisse, dass jeder die Hoheit über seine eigenen Daten und Prozess hat, was für den Kunden bezüglich der Datensicherheit und des Processings ein großes Anliegen wäre. Sondern es entwickelt sich in eine viel einfacher handle-barere Richtung, diese Prozesse in dritte Hände abzugeben.
Die Voraussetzungen, die dafür zu managen sind, wären etwa security und integrity. Die Umstellung auf dieses Verständnis mussten die Unternehmen in der Automobilindustrie auch erst einmal lernen. Während sich ein Unternehmen dabei nur für einen Anbieter des Vertrauens entscheiden kann, müssen wir als Dienstleister jedoch mit allen Partnern umgehen können. Dieser Aspekt macht den Vorgang für uns Solution-Provider recht komplex. Die diversen Vorteile wie z.B. der einfache Wechsel von einem Anbieter zum nächsten sprechen aber für sich.
Redaktion: Wer zählt aller zu euren Kunden?
Sebastian: Alle Automobilhersteller der Welt. Zu unseren Kunden können wir auch zahlreiche Komponentenhersteller wie Lieferanten zählen. Auf der einen Seite liefern wir Services in der Produktentwicklung, auf der anderen Seite Messsysteme bzw. Tools, die für eine bessere Entwicklung benötigt werden. Dazu gehören unter anderem Simulationstools.
Philipp: Bei uns handelt es sich um Retail & Brands im E-commerce Bereich sowie auch Technologieanbietern weltweit wie beispielsweise Yoox, einem italienischen Luxory-Fashion Anbieter, KTM oder eben Microsoft. Wir sind zudem gerade in einer Phase, in der wir uns breiter aufstellen, andere Märkte adressieren und uns umschauen, wo unsere Dienste noch gut anwendbar sind.
Sebastian: Als ein großer Kunde von Microsoft in Österreich sind in der Folge weitere Zusammenarbeiten entstanden. Das Thema dabei sind Software-Solutions, dadurch entstehen hier immer wieder Touchpoints mit anderen Firmen.
Philipp: Wir sind ebenfalls Kunde von Microsoft und bieten in erster Linie unsere Technologie als Software as a Service (Saas) an. Auf der anderen Seite sind wir seit einem halben Jahr auch Microsoft Partner. Microsoft bewirbt unsere Lösung und im Zuge dessen versuchen wir dann Kunden, die wir mit Hilfe von Microsoft akquirieren, dazu zu bewegen, die Microsoft Cloud zu verwenden.
Redaktion: Wir alle erleben gerade ein durchaus turbulentes Jahr. Wie sieht eure Jahresbilanz bisher aufgrund der Pandemie aus?
Sebastian: Wir sind als Automobilindustrie von der derzeitigen Situation natürlich betroffen. Es ist eine sehr internationale Industrie, die von all diesen internationalen Zusammenhängen stark betroffen ist. Wir haben das Beste daraus gemacht und sind zum Beispiel teilweise auf Homeoffice umgestiegen, wodurch wir es geschafft haben, neue Arbeitswege – auch durch die Hilfe von Microsoft-Produkten – zu etablieren und umzusetzen. Homeoffice ist bei uns mittlerweile in vielen Bereichen zu einem gangbarem Weg geworden.
Als internationales Unternehmen war man zwar schon daran gewohnt, digital zusammenzuarbeiten. Doch nun pflegen wir das auch an unserem Hauptstandort in Graz, womit wir sehr gut zurecht kommen. Wir sehen es vorausblickend nämlich auch als Chance, in der Zukunft effizienter agieren zu können und nicht zuletzt auch Co2 einsparen zu können, wenn man nur an den beruflichen Flugverkehr denkt.
Philipp: Da wir eine reine Software Firma sind, sind wir in den meisten Fällen nicht daran gebunden, im Büro sein zu müssen. Daher war die Umstellung auf Homeoffice kein großes Thema. Obwohl viele persönliche Meetings nicht stattfinden, funktioniert die Arbeit trotzdem sehr gut. Es zeigt sich somit, dass der Homeoffice-Betrieb bei vielen Firmen definitiv gut funktionieren kann. Vor allem wenn man es effizient gestaltet, indem man viel Kundeninteraktion durch Videokonferenzen betreibt.
Von Seiten der Firmenentwicklung kann man sagen, dass diese Krise für uns einen ziemlichen Boost bedeutet hat, nachdem E-commerce und der gesamte Onlinehandel große Profiteure davon sind. Zum einen hat sich das Kaufverhalten der Leute verändert. Zum anderen erkennt man, dass immer mehr Firmen die tatsächliche Relevanz und den Bedarf von E-commerce erkennen und auf diesen Zug aufspringen. Das öffnet uns natürlich in weiterer Folge bei allen Kunden Tür und Tor, was erfreulich ist.
Redaktion: Vielen Dank für diese aufschlussreiche Einsicht in eure Unternehmen und weiterhin alles Gute und viel Erfolg.
Am 18.11.20 bietet sich für euch also ein weiteres Mal die Gelegenheit, tiefere Einblicke in die Thematik zu bekommen und Erfahrungen im interaktiven Kontakt mit Microsoft MitarbeiterInnen zu sammeln. ExpertInnen der oben genannten Unternehmen AVL und Reactive Reality werden ebenfalls mit dabei sein und euch mit Vergnügen deren Expertise mit auf den Weg geben. Lasst euch diese Chance nicht entgehen und meldet euch im darunterliegenden Link zum Event an. Viel Vergnügen!
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