Am 15.März ist Alles-was-Du-denkst-ist-falsch-Tag und vielleicht genau der richtige Anlass, um dein Gedankenkarussell einmal kritisch zu hinterfragen. Wenn du nachts wach liegst und immer wieder alte Gespräche, Fehler oder peinliche Momente aus 2013 durchgehst, bist du nicht allein. Doch warum hält uns unser eigenes Gehirn manchmal so hartnäckig in Dauerschleife gefangen? Hier erfährst du, was hinter Overthinking steckt und wie du es in den Griff bekommst.
Warum denken wir so viel nach?
Kurz gesagt: Dein Gehirn ist ein hyperaktiver Problemlöser, der sich manchmal ein bisschen zu sehr reinhängt. Overthinking passiert vor allem, wenn wir unsicher sind oder Angst haben, Fehler zu machen. Unser Verstand ist darauf programmiert, nach möglichen Gefahren zu suchen und Lösungen für Probleme zu finden. Für unsere Vorfahren war das überlebenswichtig – eine falsche Entscheidung konnte tödlich sein. Heute bedeutet es oft nur, dass wir uns stundenlang fragen, ob eine kurze Nachricht mit „Okay!“ zu unfreundlich klingt oder ob der Blick der Kollegin im letzten Meeting vielleicht doch ein Zeichen für Unmut war.
Häufig tritt übermäßiges Nachdenken in stressigen oder unsicheren Situationen auf. Wenn wir mit etwas Neuem konfrontiert sind oder eine Entscheidung treffen müssen, beginnt unser Kopf, alle Möglichkeiten zu analysieren. Eigentlich eine sinnvolle Strategie, aber sobald sich diese Gedanken im Kreis drehen und keinen Mehrwert mehr bringen, wird aus produktivem Nachdenken eine mentale Endlosschleife. Dann wird nicht mehr nach Lösungen gesucht, sondern nur noch problematisiert – oft ohne Ergebnis.
Wer neigt besonders zum Overthinking?
Fast jeder Mensch hat Phasen, in denen er übermäßig nachdenkt. Manche neigen jedoch stärker dazu als andere. Perfektionist:innen sind besonders anfällig: Sie hinterfragen jede Entscheidung und analysieren jedes Detail, um ja keinen Fehler zu machen. Auch Menschen mit hoher Sensibilität neigen zum Grübeln, weil sie Gespräche, Begegnungen und Situationen immer wieder gedanklich durchspielen, um sicherzugehen, dass sie niemanden verletzt oder verärgert haben. Sie bemerken sofort, wenn sich jemand anders verhält als sonst, und interpretieren dies oft als Zeichen für ein Problem. Ihr Gehirn beginnt dann, mögliche Ursachen zu analysieren, auch wenn es vielleicht gar keinen konkreten Grund gibt. Das liegt daran, dass unser Verstand ständig versucht, Muster zu erkennen – selbst dort, wo gar keine sind.
Warum Overthinking nicht gesund ist
Übermäßiges Nachdenken kann auf Dauer großen Schaden anrichten. Ständiges Grübeln verursacht Stress, weil unser Körper dabei vermehrt das Stresshormon Cortisol ausschüttet. Diese dauerhafte Anspannung kann nicht nur zu schlechter Stimmung führen, sondern auch das Risiko für Angststörungen und Depressionen erhöhen. Wer sich permanent Worst-Case-Szenarien ausmalt, gerät in eine Spirale aus negativen Gedanken und Selbstzweifeln. Außerdem verhindert es Entscheidungen. Wer zu lange nachdenkt, macht am Ende gar nichts. Netflix statt Bewerbung schreiben? Check.
Dabei ist Nachdenken an sich nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Durchdachte Entscheidungen und kreative Gedankengänge können zu brillanten Ideen führen. Das Problem ist jedoch, dass Overthinking selten produktiv ist. Statt Lösungen zu finden, drehen sich die Gedanken immer wieder um dieselben Fragen. Der Trick ist, das eigene Overthinking in produktive Bahnen zu lenken.
Hilfe, mein Kopf hört nicht auf zu denken!
Nicht jedes Overthinking ist harmlos. Es gibt deutliche Unterschiede zwischen normalem Nachdenken, übermäßigem Grübeln und pathologischem Grübeln. Nachdenken hat ein klares Ziel: Es hilft, Lösungen zu finden, Probleme zu analysieren und Entscheidungen zu treffen. Dabei wird logisch abgewogen, welche Schritte notwendig sind, um eine Situation zu bewältigen.
Grübeln hingegen dreht sich meist um vergangene Situationen und Fehler. Die Gedanken kreisen immer wieder um dieselben Themen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Wer grübelt, fragt sich häufig, was er hätte besser machen können oder warum ihm bestimmte Dinge immer wieder passieren. Diese Gedankenschleifen sind meist von negativen Emotionen begleitet und tragen kaum zur Lösung eines Problems bei.
Pathologisches Grübeln geht noch einen Schritt weiter. Es ist besonders belastend und schwer zu kontrollieren. Betroffene können ihre Gedanken nicht mehr bewusst stoppen, wodurch das Grübeln ihre Stimmung erheblich beeinflusst und sogar depressive Episoden auslösen kann. Hier fehlt der Bezug zu konstruktiven Lösungen, stattdessen werden die immer gleichen negativen Szenarien durchgespielt.
Ein wichtiger Unterschied besteht auch zu Zwangsgedanken, die oft im Rahmen einer Zwangsstörung auftreten. Während Grübeln sich meist auf Selbstzweifel und Selbstkritik konzentriert, fühlen sich Zwangsgedanken wie aufdringliche, fremde Gedanken an, die oft von starken Ängsten begleitet werden. Menschen mit Zwangsgedanken empfinden diese als unangenehm und versuchen aktiv, sie zu unterdrücken, was jedoch meist nicht funktioniert.
Wie du dem Overthinking ein Ende setzt
Doch wie lässt sich der Overthink-Modus abschalten? Eine wirksame Methode ist es, sich selbst eine Denk-Deadline zu setzen. Wer sich zum Beispiel fünf bis zehn Minuten gezielt Zeit nimmt, um über ein Problem nachzudenken, kann danach eine bewusste Entscheidung treffen und das Thema gedanklich abhaken. Das verhindert, dass sich das Nachdenken endlos in die Länge zieht.
Auch Ablenkung kann helfen. Wer sich mit Sport, Musik oder einem kreativen Hobby beschäftigt, gibt dem Gehirn keine Gelegenheit, sich in Gedankenschleifen zu verlieren. Besonders hilfreich ist es, Gedanken aufzuschreiben. Oft wirken Probleme auf dem Papier viel klarer und weniger bedrohlich als in unserem Kopf.
Eine weitere Möglichkeit ist es, sich bewusst zu machen, dass nicht jeder Gedanke der Realität entspricht. Nur weil du denkst, dass alle über dich lachen, heißt das nicht, dass es tatsächlich so ist. Dein Gehirn ist nicht immer der beste Ratgeber. In solchen Momenten kann es helfen, sich zu fragen: „Wird das in einem Jahr noch wichtig sein?“ In den meisten Fällen ist die Antwort „Nein“, und wenn es in einem Jahr keine Rolle mehr spielt, ist es jetzt wahrscheinlich auch nicht so dramatisch.
Ein überraschend einfacher, aber effektiver Trick ist es, sich selbst laut „Stopp!“ zu sagen. Das klingt vielleicht seltsam, aber unser Gehirn reagiert darauf. Indem du dir aktiv klarmachst, dass du nicht weiter grübeln willst, unterbrichst du die Gedankenspirale bewusst.
Letztendlich hilft es, zu akzeptieren, dass wir nicht alles kontrollieren können – und das ist völlig in Ordnung. Niemand kann jede Situation bis ins letzte Detail vorhersehen oder beeinflussen. Manchmal müssen wir einfach loslassen und darauf vertrauen, dass sich die Dinge auch ohne unser ständiges Grübeln in die richtige Richtung entwickeln.
Titelbild © Shutterstock
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