Vom Dry January haben bestimmt schon einige gehört, aber Veganuary? Unsere Redakteurin Pia hat sich an den Selbstversuch herangewagt und erklärt euch, was hinter dem Namen steckt. Sie verrät dabei Tipps und Tricks, um den Monat durchzustehen oder euch den Einstieg in die pflanzliche Ernährung zu erleichtern.
Veganuary — was ist das überhaupt?
Die 2014 in Großbritannien ins Leben gerufene Kampagne setzt sich aus den Worten vegan und January zusammen. Dabei geht es darum, den gesamten ersten Monat des Jahres auf tierische Produkte zu verzichten. Dazu zählen unter anderem Milch, Eier, Honig, Fisch und Fleisch. Diverse Supermarktketten springen seither auf den Aktionsmonat auf und werben im Jänner mit diversen Angeboten rund um die pflanzenbasierte Ernährung.
Die durch Privatpersonen ins Leben gerufene Bewegung hat es sich zum Ziel gesetzt: möglichst viel Aufmerksamkeit auf die Thematik zu lenken und in weiterer Folge so viele Menschen wie möglich von einer veganen Lebensweise zu überzeugen — auch über den Veganuary hinaus.
Vorbereitung ist das um und auf!
Von heute auf morgen auf Dinge zu verzichten, die im Alltag als selbstverständlich gelten, ist gar nicht so einfach. Was den Einstieg aber definitiv erleichtert, ist Vorbereitung. Ich habe mich am Ende des Jahres erstmals intensiver mit meiner Ernährung auseinandergesetzt und feststellen müssen, dass der Großteil meiner Mahlzeiten zumindest tierische Elemente enthält. Dabei ist es auf den ersten Blick gar nicht so offensichtlich, wo überall Eiweiß und Milchpulver versteckt sind.
Um keine Nahrungsmittel zu verschwenden, habe ich kurz vor dem Start in den Veganuary alle Lebensmittel, die tierische Produkte enthalten, an Freund*innen und Familienmitglieder verschenkt, um so nicht in Versuchung zu geraten. Ich habe mir Dinge angesehen, auf die ich gar nicht verzichten möchte, wie beispielsweise die Milch im Kaffee und vegane Alternativen wie veganen Käse gesucht.
Die Eier als Herausforderung
Eier waren eine echte Herausforderung. Hier sind noch nicht allzu viele Ersatzprodukte auf dem Markt zu finden. Auch der Einkauf in pflanzenbasierten Abteilung ist mit Vorsicht zu genießen, veganes und vegetarisches Logo sehen sich verblüffend ähnlich.
Mein neuer Ernährungsstil während des Veganuarys gab mir Anstoß, mich intensiver über Eier, Milch, Fleisch und Co zu informieren. Dabei bin ich auf folgendes Video gestoßen, welches mir brisante Hintergrundinformationen brachte.
Das Ausprobieren von neuen Rezepten hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe viele Gerichte gekocht, die sonst eher nicht auf meinem Speiseplan landen würden. Von den Klassikern wie Bananenbrot bis hin zu gefüllten Kürbisrouladen war alles dabei. Natürlich habe ich auch versucht, eines meiner Lieblingsgerichte wie Palatschinken zu veganisieren, was mir eigentlich gar nicht so schlecht gelungen ist.
Schwierigkeiten?
Bei der Umstellung zur Tierleid-freien Kost ist eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig, da sonst Mangelerscheinungen auftreten könnten. Auf medikamentöse Supplementierung, bis auf B12 und Omega-3, habe ich bewusst verzichtet. Dafür habe ich versucht, in meinen Speisen alle wichtigen Nährstoffe abzudecken und vor allem auf Proteine nicht zu vergessen.
Zu Schwierigkeiten ist es aber bei sozialen Aktivitäten gekommen. Dass es zu Erklärungsbedarf bei Freund*innen und Familie kommen wird, war mir klar, doch in welchem Ausmaß eher nicht. Zum 18. Geburtstag meiner Schwester gingen meine Familie und ich ins Gasthaus. Ich wollte aus der ganzen Sachen kein großes Ding machen und den Ruf der Veganer*innen, die Lebensweise an die große Glocke zu hängen und andere bekehren zu wollen, nicht noch bestärken. Deshalb entschied ich mich kurzerhand dazu, einfach Krautfleckerl zu bestellen.
Omas Schnitzel
Auf die Nachfrage meiner Oma, warum ich denn kein Schnitzel bestelle und es mir doch eh nicht schaden würde, antwortete ich, dass ich schlichtweg mehr Lust auf ein Nudelgericht hätte und ohnehin schon so lange kein Kraut mehr gegessen hatte. Ich ging davon aus, dass sie vegan sind. Beim Weg zur Toilette fragte ich die Kellnerin unauffällig, ob meine gewählte Speise denn tierische Produkte enthalten würde. Nach kurzem Naserümpfen und genervtem Blick drehte sich die nette Dame zur Küche um und rief: „Manfred, san de Krautfleckerl vegan?“ Spätestens hier flog meine Tarnung auf.
Nach Absprache mit Manfred wurde mir mitgeteilt, dass sich in den Krautfeckerl Butter befand, was meine Auswahl zunichtemachte. Vom Toilettengang zurückgekehrt, empfingen mich viele verdutzte Blicke. Nachdem ich erklärt hatte, dass ich am Veganuary teilnehme und was das eigentlich ist, verschlug es meinen Großeltern kurzerhand die Sprache. „Was isst du denn dann?“, und „Das kann doch nicht gesund sein“, waren ein paar Reaktionen, die ich erhielt. Meine Mutter schien zwar recht interessiert, so ganz verstehen wollte sie es dann aber doch nicht, da wir aus einer Fleischer-Familie kommen. Der restliche Restaurantbesuch drehte sich dann nur noch um das Thema vegan und meine Gesundheit, ganz zum Nachteil des Geburtstags meiner Schwester.
Viele meiner Freund*innen, die davon schon durch Social Media Wind bekommen hatten, fanden die Idee ziemlich cool. Damit erntete ich zumindest ein wenig Bewunderung, nach den ganzen Vorwürfen, die ich mir von der älteren Generation bisher anhören durfte. Besonders schwer ist es mir gefallen, wenn ich zum Essen bei Freund*innen eingeladen war. Natürlich habe ich mir davor etwas pflanzliches eingepackt, um trotzdem das Gefühl des gemeinschaftlichen Dinierens zu bekommen. Doch neben einer Antipastiplatte aus Prosciutto, Büffelmozzerella & co ein Hummusbrot zu essen, fiel mir nicht leicht. Auch an dem Tischgespräch über die verköstigten Speisen konnte ich leider nicht teilnehmen.
Wie bitte, da steckt Tier drinnen?!
Nachdem ich noch tiefer in die Materie eingetaucht war, kamen so einige vegane Überraschungen ans Tageslicht. Viele Weine sind bedauerlicherweise auch nicht vegan, da diverse Hilfsmittel in der Weinerzeugung zugelassen sind, wie beispielsweise Gelatin oder Milchprodukte, die vom Tier stammen. Über einen langen Zeitraum wurde auch Eiweiß in den Wein geschlagen, um die Trübstoffe zu binden, die sich im Wein absetzen. Erst danach ist es möglich, den klaren Wein von oben abzuziehen. Verpflichtet sind Winzer*Innen nicht, das zu kennzeichnen, darum ist es umso wichtiger, auf das vegane Sigel bei Wein zu achten.
Angebot und Nachfrage in der Gastronomie
Viele Restaurants haben schon vom Hype um den Veganuary Wind bekommen und bieten viele vegane Gerichte auf ihrer Karte an. Das hat nicht nur den positiven Effekt, dass Veganer*innen oder alle, die versuchen, eine/r zu werden, auf ihre Kosten kommen. Sondern auch, dass Allesfresser*innen beim Blick in die Karte über ein solches Gericht stolpern und sich vielleicht denken „Hey, das probier ich mal aus!“ By the way: Ihr braucht Inspiration für vegane Restaurants in Wien? Link klicken and Thank us later!
Mit dem Aufkommen der ersten rein veganen Restaurants in Wien, wie beispielsweise der Swing Kitchen Kette, wurde aus meiner Sicht, zu stark versucht, tierische Gerichte nachzuahmen. Diese stellen zwar für überzeugte Veganer*innen eine tolle Alternative dar, um trotzdem die Lust nach dem Geschmack zu befriedigen. Für eingefleischte Fleischfresser*innen werden sie jedoch nie an den Geschmack herankommen.
Aus diesem Grund bin ich ein großer Fan von Restaurants, die neue vegane Gerichte kreieren. Bei denen liegt der Fokus nicht darauf, etwas nachzuahmen, sondern auf gutem Geschmack innerhalb der veganen Möglichkeiten — welche sehr vielseitig sind. Ein gutes Beispiel ist hier das Jola im ersten Wiener Gemeindebezirk. Die beiden Besitzer*innen Jonathan und Larissa haben es mit ihrem rein veganen Menü dieses Jahr auf die Michelin selected Liste geschafft.
Ersatzprodukte und alles, was dazu gehört
Viele Ersatzprodukte findet man mittlerweile im Supermarkt, doch bei einem Blick auf das Etikett auf der Rückseite sprangen mir oftmals die Augen raus. Ewig lange Zutatenlisten von Bindungsmitteln, Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und so weiter. Oft waren nicht nur die Inhaltsstoffe „too much“, sondern auch der Preis.
Ersatzprodukte sind immer noch sehr teuer, da die Produktion aufwendig und die Nachfrage noch nicht groß genug ist. In dem vergangenen Monat habe ich so einiges ausprobiert. Meine veganen Favoriten waren das Filet Hähnchen und die Pfeffermedalions von The Green Mountain, die veganen Schinkenspicker von Rügenwalder Mühle und die Oatly Barista Edition, mit der sich im Übrigen auch wunderbarer Milchschaum für Cappuccino zaubern lässt. Die veganen Käsealternativen haben mich nicht so vom Hocker gerissen. Falls Ihr noch mehr über vegane Ernährung und vor allem ihren Geschmack erfahren wollt, empfehlen wir euch unseren Artikel zu den gesundheitlichen Vorteilen der Veganuary-Challenge.
Übrigens gibt es The Green Mountain Produkte aktuell bei Spar, Eurospar und Interspar in Aktion!
Nach etwas Stöbern im Internet habe ich auch einige Rezepte gefunden, um Ersatzprodukte wie vegane Frikadellen oder vegane Bolognese selbst herzustellen, was sich für mich zwar als eine kompliziertere, aber bessere Variante herausstellte.
Fazit
Leicht ist mir der Veganuary nicht gefallen, das steht außer Frage. Jedoch konnte ich viele neue Blickwinkel beleuchten und habe eine neue Sicht zu tierischen Lebensmittel gewonnen. Der Verbrauch und Konsum wurde mir dadurch viel bewusster. Ich habe interessante Diskussionen geführt, bin an meine Grenzen und definitiv auch aus mir herausgegangen. Ganz vegan werde ich vermutlich so schnell nicht werden, aber ich bin guter Dinge, dass diese Entwicklung weiter fortschreiten wird. Es lässt sich nicht bestreiten, dass die pflanzliche Ernährung Klima, Tier und Mensch guttut. Jetzt fehlt nur noch die Umsetzung.
Titelbild © Shutterstock
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