Der Hashtag #unhatewomen und die heftige Kontroverse um den Stand der Dinge im Deutschrap gehen durch das Netz. Nachdem JUJU das für den 20.03. geplante Konzert absagen musste, nehmen wir dies zum Anlass, die Debatte nochmals in den Fokus zu rücken und JUJU vorzustellen.
Judith Wessendorf, besser bekannt als JUJU, stürmt mit Features wie “Melodien”, “Vermissen” oder “Kein Wort” die deutschen Charts, aber auch mit ihrem Soloalbum “Bling Bling”, das 2019 erschien, sichert sich die gebürtige Berlinerin einen Platz unter den Top 10 der Charts. Als Solokünstlerin ist JUJU erst seit November 2018 unterwegs. Davor war sie neben Nura Teil des seit 2014 bestehenden Rapduos SXTN, bis sie sich dazu entschieden, getrennte Wege zu gehen.
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Sexismus und Gewaltverherrlichung – alles was Deutschrap kann?
Schon damals mit 14, als ihre ersten Texte entstanden waren und sie als einzige Frau in einer Gruppe gleichaltriger Hip Hop für sich entdeckt hatte, war es für JUJU irrelevant, welches Geschlecht die Interpreten hatten. Solange die Musik gut ist, ist das Geschlecht egal.
“Ihr nennt es Feminismus, ich nenn es einfach Menschlichkeit, denn im Gegensatz zu euch Heuchlern sind für mich alle Menschen gleich” – eine Line aus ihrem Track “Intro” in der JUJU klar zu verstehen gibt, welchen Standpunkt sie vertritt. Gleichberechtigung sollte selbstverständlich sein, wieso muss man dem also Labels wie ‘Feminismus’ geben?
In zahlreichen Interviews macht JUJU klar – Sie will sich nicht mit Begrifflichkeit herumschlagen und Sachen in Schubladen stecken, denn ihr Motto ist: Standpunkt zeigen, indem man das, was man gut findet, unterstützt, anstatt Sachen, die nicht der eigenen Meinung entsprechen, runterzumachen.
Wie weit muss Hip Hop gehen, um real zu sein?
In Punkto Sexismus und Gewalt in deutschen Raptexten sieht JUJU das eher gelassen und nimmt das Ganze mit Humor, wie man das auch ihrer Line “ Vielleicht muss ich mich bald runterficken weil sonst heb ich ab, vielleicht muss ich deine Mutter ficken weil’s sonst keiner macht” aus ‘Live Bitch’ entnehmen kann.
Aber Deutschrap wird unlängst nicht mehr nur von Sexismus und Gewaltverherrlichung dominiert, wie beispielsweise der aus Wels stammende Rapper Gerard gut zum Ausdruck bringt, indem er Texte über den Alltag, Menschen die suchen oder abwarten und die Liebe verfasst.
Ebenfalls ein Contraire zu Strassenbande 187 oder Capital Bra bildet Berliner Rapperin Sookee, die kritische Texte rund um Feminismus und dem Problem bezüglich der sexistischen, antisemitischen und homophoben Elemente im Deutschrap schreibt.
Nicht zu vergessen ist natürlich Slav – der in Wien beheimatete und ursprünglich aus Polen stammende Rapper – der mit humorvollen Lines wie „Ich hab‘ drei Streifen am Trainingsanzug und zu Party trag‘ ich keine edle Uhr, sondern Gosha Rubchinskiy“ sein polnisches Leben und Leiben festhält, denn „Jeder Pole trägt Tristrip“ wie er in seinem Track ‘Tristrip’ schreibt.
Freund und WG Partner Jugo Ürdens ist auf ähnlicher Schiene unterwegs wie Slav. Er beschreibt mit Lines wie „Heute ist ein gottverdammter Feiertag denn ich habe endlich den rot-weiß-roten Reisepass“ aus „Österreicher“ sein Leben als gebürtiger Mazedonier in Wien. In gemeinsamen Features wie „Citybike“ rappen sie von dem Genuss einer Citybike Tour durch Wien, ohne dabei zu vergessen „nach jeder Stunde 15 Minuten stehen, um im Grunde Gebühren zu umgehen“.
Viele Rappe – darunter auch beispielsweise der Stuttgarte Rappe Maecke, der philosophisch und mit Gitarre sein unwesen treibt – beweisen, dass Rap auch ohne Gewalt und Sexismus „real“ und „cool“ sein kann. Es geht also auch anders.
Titelbild Credits: Shutterstock
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