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Die gesteigerte Bildschirmzeit im Beruf und zu Hause hat verheerende Einflüsse auf die Gesundheit unserer Augen. Spezielle Blaulichtfilter-Brillen sollen diesen negativen Effekt auf unsere Augen lindern. Es lebe die Technik. Das Leben der Arbeitnehmer – bleibt dabei leider immer noch irrelevant.
Verhängnisvolle Bildschirmarbeit
Homeoffice. Technologisierung. Die Arbeit am Bildschirm ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Mittlerweile warnt sogar die Arbeiterkammer vor den Folgen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die regelmäßig ununterbrochen mehr als zwei Stunden oder durchschnittlich mehr als drei Stunden der täglichen Arbeitszeit vor dem Bildschirm verbringen. Wenn man bedenkt, dass fast alle Büroarbeiten die gesamte Arbeitszeit vor dem Bildschirm beinhalten, muss man sich fragen, wer da noch gesund bleiben soll.
Schwerstarbeit für das Auge
Klartext gesprochen. Für das Auge bedeutet die Bildschirmarbeit Schwerarbeit. Was vermutlich noch niemand weiß:
„Der Gesetzgeber ordnet daher vor der Aufnahme der Bildschirmarbeit, danach alle drei Jahre, sowie beim Auftreten von Sehbeschwerden, Augenuntersuchungen an. Die Kosten dafür muss der/die Arbeitgeber/-in übernehmen. Stellt die Augenärztin/der Augenarzt eine Fehlsichtigkeit fest und verordnet eine Bildschirmarbeitsbrille, sind auch dafür die Kosten vom Betrieb zu übernehmen.“
Gut zu wissen, denn eine Aufklärung in diese Richtung von Seiten der Arbeitgeber gibt es bis jetzt vermutlich noch nicht.
Weitere interessante Info:
„Der Gesetzgeber schreibt bei Bildschirmarbeit zudem Tätigkeitswechsel vor, gemeinhin als Bildschirmpausen bezeichnet. Nach jeweils 50 Minuten ununterbrochener Bildschirmarbeit muss ein Tätigkeitswechsel im Ausmaß von jeweils mindestens 10 Minuten erfolgen. Wenn es der Arbeitsablauf erfordert, kann die Bildschirmpause auch in die zweite Stunde verlegt werden (nach 100 Minuten ein Tätigkeitswechsel von 20 Minuten). Während des Tätigkeitswechsels dürfen nur Arbeiten erledigt werden, welche eine Entspannung der Augen ermöglichen (z.B. Kopieren, Ablegen, usw.). Stehen keine derartigen Tätigkeiten an, ist zur Schonung der Augen dennoch eine Bildschirmpause einzuhalten. Solche Pausen gelten dann allerdings als Arbeitszeit!“
Status Quo
Auch wenn dringend empfohlen, das Einschränken der Bildschirmzeit scheint mehr als utopisch. Tatsache ist, dass viele Menschen den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbringen. Ob wegen der Arbeit oder wegen dem Streaming von Serien nach dem Motto „Netflix and Chill“. Am Ende des vom Auge mühsam durchwanderten Tages, sind unsere Gucker meist ausgetrocknet und rot. Aber vor allem eines: gesundheitlich in Mitleidenschaft gezogen. „Wenn wir konzentriert auf einen Bildschirm schauen, blinzeln wir weniger, somit werden unsere Augen nicht ausreichend befeuchtet.“, so die Augenfachärztin Jutta Horwath-Winter.
Normal ist ein Lidschlag alle drei bis vier Sekunden. Doch während der Bildschirmarbeit vergrößert sich dieser Abstand gravierend. Ergebnis: Die Tränenflüssigkeit verdunstet schneller. Diese Auswirkungen auf das Auge sind bekannt. Beschrieben durch das so genannten Office-Eye-Syndrom.
Blaulichtfilterbrillen – die Lösung der Probleme?
Um diesen Problemen Abhilfe zu schaffen, wird immer häufiger auf Brillen mit Blaulichtfilter zurückgegriffen. Diese binokularen Modelle sollen die Augen vor dem schädlichen Blauanteilen des Lichtspektrums im sogenannten „High Energy Visible“-Bereich schützen. Vor allem LED-Bildschirme und Smartphones haben einen sehr hohen Blaulichtanteil.
Helfen diese Dinger wirklich?
Langzeitstudien zu diesen vermeintlichen Wunderbrillen fehlen leider noch. „Und die Studien, die es zu diesem Thema gibt, sind nicht eindeutig.“, so Horwath-Winter. Doch die derzeitigen Erkenntnisse wirken recht positiv. „Ich höre auch von meinen Patienten, die Brillen mit Blaulichtfilter nutzen, dass die Beschwerden weniger wurden.“, so die Augenfachärztin und Dozentin an der Universitätsklinik Graz.
Gefährliches Blaulicht
Es ist bekannt, dass Blaulicht die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinflusst. Es bewirkt eine Verschiebung des Schlaf-wach-Rhythmus. Was in Folge kognitive Leistungen wie die Aufmerksamkeit beeinflusst. Die abendliche Smartphone- und Computer-Nutzung auf den Schlaf ist daher sehr negativ. Blaues Licht aus modernen LED-Leuchten stört diesen nämlich gravierend.
Im Normalfall kennt der menschliche Körper dieses Blaulicht aus dem Tageslicht. Er assoziiert es daher mit dem Wachsein. Und versucht unter dessen Einfluss natürlich wach zu bleiben. Zudem hemmt das Blaulicht die für den Schlaf wichtige Produktion des Schlafhormons Melatonin. Dieses ist jedoch essenziel, um schnell einschlafen zu können.
Brille der Zukunft?
Dies alles legt nahe, dass auch Blaulichtfilter bei Brillengläsern einen positiven Effekt haben muss. Doch ist die effektive Anwendung alles andere als einfach. Zu beachten ist die richtige Ergonomie. Die Sehachse sollte in Richtung Bildschirm leicht nach unten und nie nach oben gerichtet sein. Blickt man nämlich nach oben, sind die Augen weiter geöffnet. Dies fördert das Austrocknen. Wer also abends unbedingt noch E-Mails beantworten muss oder generell noch spät arbeitet, anschließend aber dennoch zeitig einschlafen will, für diesen Menschen ist die Blaulichtfilterbrille eine naheliegende Option.
Alternativen zur Blaulichtfilterbrille
Wem dieses Brillengestellt noch zu suspekt ist, der kann dem negativen Blaulichteffekt anders entgegen wirken. Eine der wichtigsten Maßnahmen bleibt daher immer noch, Pausen einzulegen. Es ist daher essentiell genügend Bildschirm-Pausen zu machen, den Blick regelmäßig in die Ferne schweifen zu lassen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.
Experten empfehlen diesbezüglich die sogenannte 20-20-20-Regel. Laut dieser sollte man bei der Bildschirmarbeit alle 20 Minuten für 20 Sekunden einen Punkt ins Visier nehmen, der sich 20 Fuß entfernt befindet. 20 Fuß sind ungefähr 6 Meter. Doch so genau muss man diese Distanz auch wieder nicht nehmen. Auch ein Blick aus dem Fenster tut den Augen gut. Auch Tageslicht ist gut für die Gesundheit der Augen.
Ein guter Tipp der AK:
„Vermeiden Sie längeres Lesen elektronisch erfasster Texte direkt am Bildschirmgerät. Mit der Zeit erschlafft die Augenmuskulatur und beeinträchtigt das Sehvermögen. Abhilfe schafft das Ausdrucken und das Lesen auf dem Papier. Auch der Einsatz von Flachbildschirmen (TFT-Technik) mit ausreichender Bilddiagonale oder Bildschirmgeräte mit Gütesiegeln helfen die Augenbelastung zu reduzieren.“
Blaulicht überall
Alternativ dazu ist für den Laptop auch das Programm f.lux zu empfehlen. Dieses reguliert das Bildschirmlicht, sodass keine spezielle Brille nötig ist. Doch blaues Licht strahlt nicht nur aus LED-Lichtern aus Laptops. Generell sind wir Menschen am Abend sehr viel künstlichem Licht ausgesetzt. Was für unseren Schlaf auch nicht besonders förderlich ist. Dieses Licht kommt auch aus dem Fernseher und aus jeder heute üblichen Zimmerbeleuchtung.
Auch diesem Phänomen ist entgegenzuwirken. Das Licht in den privaten Räumen lässt sich zum Beispiel dimmen. Man kann auf Kerzenlicht ausweichen. Oder die Bildschirme einfach einmal ausschalten und zu einem Buch greifen.
Um der Augentrockenheit vorzubeugen ist das richtige Raumklima entscheidend. Der Arbeitsraum sollte daher gut belüftet sein. Temperaturen von 21 Grad Celsius sind zu empfehlen. Und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 45 bis 50 Prozent.
Positionierung des Bildschirms
Wie schon erwähnt ist auch die richtige Positionierung des Bildschirms entscheidend. Die Oberkannte sollte auf Augenhöhe sein. Der Abstand zu den Augen 50 bis 75 Zentimeter betragen. Weiters sollte der Monitor eine hohe Auflösung haben, sowie hohe Kontraste aufweisen. Das Gerät sollte auch in einem rechten Winkel zur Lichtquelle stehen. Ein flackernder Bildschirm ist ein Problem für die Augen und sollte ausgetauscht werden.
Fazit
Anstatt die Arbeitszeit vielleicht zu reduzieren, erfindet man lieber Geräte, mit denen es dann doch irgendwie geht, den Status Quo zu erhalten. Deren Erfindung in einem nächsten Schritt dann sogar noch mehr Arbeit am Bildschirm erträglich und zumutbar macht. Das alles natürlich auf Kosten der Gesundheit, der Gesundheit der Arbeitnehmenden.
Das Blaulichtproblem. Statt diesem mit einem digitalen Detox-programm entgegenzuwirken, begegnet man ihm lieber auf eine neo-liberal konforme Weise. Klar, die Menschen müssen schließlich Leistung erbringen. Wie dem auch sei, wenn sich die exzessive Lohnarbeit vor dem Bildschirm nicht vermeiden bzw. vermindern lässt – was sie leider nicht tut! – sind diese Ansätze, den Einfluss des blauen Lichts zu reduzieren, extrem hilfreich.
Titelbild Credits: Shutterstock
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