Als haben wir, was unsere Zukunft betrifft, nicht schon genug Probleme. Eine kürzlich veröffentlichte Studie fügt der langen Kette an umwelttechnischen Katastrophen noch eine weitere, düstere Prognose hinzu. Haben wir ab 2030 keine Smartphones mehr? Alle Hoffnung ruht auf dem Recycling.
Smartphone-los ab 2030
Keine Smartphones mehr ab 2030? Zu dieser Prognose kommt zumindest die Katholische Universität Löwen (KU Leuven), die im Auftrag von Eurometaux, dem europäischen Verband der Metallhersteller, die Studie Metals for Clean Energy verfasst hat. Es ist die erste Studie, die EU-spezifische Zahlen von zu erwartenden Versorgungsengpässen bei der Umstellung auf regenerative Energien liefert.
Die nicht nachwachsenden Rohstoffe zur Herstellung der Akkus werden demnach in Zukunft nicht ausschließlich für Handys verwendet werden können. Diese sind nämlich auch Bestandteil von Batterien, Elektrofahrzeugen, Windrädern, Fotovoltaikanlagen und Wasserstofftechnologie.
Um genau zu sein, handelt es sich wieder um die üblichen Verdächtigen: Kobalt, Kupfer, Lithium, Nickel und seltene Erden. Eine Bredouille. Die Nachfrage nach diesen Elementen übersteigt nämlich jetzt schon die Kapazitäten. Und der für das Klima (und die Menschheit) so wichtige Umstieg auf erneuerbare Energien lässt die Nachfrage noch einmal eine ganz andere Dimension annehmen.
Die Zahlen sind erschreckend
Bis 2050, insofern Europa klimaneutral werden will – was ja das Ziel ist! –, berechnet die Studie einen Bedarf nach Lithium auf über 2000 % des heutigen Wertes. Es wird bis dahin auch 35-mal mehr Lithium, 26-mal mehr Seltenerdmetalle und 3,5-mal mehr Kobalt benötigt. Und das nur in Europa! Die Vorkommnisse dieser Elemente auf unserem Planeten sind leider recht begrenzt.
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Hoffnungsschimmer Recycling
Doch die Sache ist nicht ganz so hoffnungslos. Denn laut Bericht können bis zum entscheidenden Jahr 2050 40 bis 75 Prozent des europäischen Bedarfs an sauberen Energiemetallen durch lokales Recycling gedeckt werden. Natürlich nur, wenn Europa jetzt handelt und dementsprechend investiert. Ein radikales Umdenken ist nötig, vor allem auch beim Recycling selbst. Dieses muss intensiviert werden. Vor allem der Umgang mit bereits vorhandenen Geräten muss verändert werden.
Recycling muss also wesentlich intensiver vorangetrieben und der Umgang mit vorhandenen Geräten überdacht werden. Denn es ist durchaus möglich, dass bis 2050 drei Viertel der in Europa hergestellten Kathoden (für Batterien), sämtliche Permanentmagneten sowie beachtliche Mengen an Aluminium und Kupfer aus lokal recycelten Metallen hergestellt werden. Das Recycling von Metallen kann im Durchschnitt nämlich zwischen 35 und 95 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zur Produktion von Primärmetallen einspart. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
»Recycling ist die größte Chance für Europa, seine Autarkie langfristig zu verbessern. Es ist ein Fortschritt, wenn unser umweltfreundliches Energieversorgungssystem auf Metallen basiert, die immer wieder recycelt werden können, anstatt wie heute üblich bei der Versorgung mit Primärmetallen ständig fossile Energieträger zu verbrennen.« Allerdings muss der Europäische Wirtschaftsraum »jetzt entschlossen handeln, um die Recyclingquoten zu erhöhen, in die notwendige Infrastruktur zu investieren und wirtschaftliche Engpässe zu überwinden«.
Recycling – eine große Chance, die auf sich warten lässt
Allerdings, so die Studie, wird Recycling erst nach 2040 eine tragfähige Versorgungsquelle für erneuerbare Energien in Europa darstellen. Denn diese Anwendungen kommen gerade erst auf den Markt. Und werden leider erst in den nächsten zehn bis 15 Jahren für das Recycling zur Verfügung stehen. Bis dahin heißt es warten. Und vor allem am Ball bleiben, denn es gilt weiterhin Innovationen zu fördern und Emissionen zu reduzieren.
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