Die dunkle Triade: Beruflicher Erfolg, Merkmale und Charakteristika

Fakt ist: Eine von hundert Personen ist ein Psychopath. Es gibt nur ein Berufsfeld, in dem man genauso viele Psychopathen findet wie im Strafvollzug – nämlich in Führungspositionen. Psychopathen sind Teil der dunklen Triade. Die dunkle Triade ist oftmals sehr erfolgreich in ihrem Berufsleben, doch für ihre Mitmenschen kann jegliches Zusammentreffen zum Problem werden. Was hat diese Dunkle Triade zu bedeuten und was steckt dahinter?
Die Dunkle Triade beschreibt Schnittmengen drei unabhängiger Störungsbilder. Die des Narzissten, des Machiavellisten und des Psychopathen. Der maßgebliche Zusammenhang dieser Störungen besteht im Egoismus und einer gefühllos-manipulativen Handlungsweise. Empirisch gesehen gibt es demnach Überlappungen in ihrem Verhalten, ihre Strategien und Motive unterscheiden sich jedoch.
Obwohl Narzissmus – nicht selten verwechselt mit der Unreife Persönlichkeitsstörung -, Machiavellismus und Psychopathie als problematische Merkmale gelten, assoziiert man sie gemeinhin mit beruflichem Erfolg. Evolutionspsychologen gehen sogar so weit zu sagen, dass sich Betroffene diese Eigenschaften angeeignet haben, um Erfolg zu haben und im Leben voranzukommen. In der Praxis befassen sich vor allem Human Resource Psychologinnen und Psychologen damit und stellen sich die Frage, ob Führungspersönlichkeiten eben eine dieser unpopulären, aber erfolgsträchtigen Eigenschaften besitzen sollten.
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Betrachtet man die drei Persönlichkeitsmerkmale der Dunklen Triade gesondert, sind die Schnittmengen leicht zu erkennen.
Die Dunkle Triade und der Narzissmus: Das erste Persönlichkeitsmerkmal
Unter NPS (Narzisstischer Persönlichkeitsstörung) versteht man eine tiefgreifende Störung des Selbstwerts, welche durch starke Minderwertigkeitsgefühle geprägt ist. Diese kompensieren Betroffene dann durch ein Gefühl der Grandiosität.
Auch das Gehirn von Betroffenen weist strukturelle Auffälligkeiten auf: Es wurde eine Verminderung der grauen Hirnsubstanz in einer für das Empfinden von Mitgefühl relevanten Region des Gehirns aufgezeigt. Weiters ist die Großhirnrinde bei NPS-Betroffenen deutlich dünner als bei gesunden Menschen.
Der Mangel an Empathie manifestiert sich dann folgendermaßen: Betroffenen können zwar gut erkennen, was andere empfinden, denken und beabsichtigen, sie zeigen jedoch wenig bis keine Empathie.
Zweites Persönlichkeitsmerkmal: Die Dunkle Triade und subklinische Psychopathie
Die subklinische Psychopathie muss deutlich unterschieden werden von der klinischen Psychopathie. Die subklinische Psychopathie – wie schon der Name sagt – erreicht kein klinisches Level. Das heißt, dass Psychopathie zwar ein klinisches Level erreichen kann, welches zur Folge hat, dass eine klinische Behandlung notwendig ist. Dies muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
Abseits des Klinischen
Wenn man über subklinische Psychopathie spricht, dann passiert das oftmals im Kontext von Unternehmen und Organisationen. Dies betrifft folglich weniger die psychiatrische und therapeutische Behandlung. Hierbei handelt es sich um eine rein arbeitsbezogen konzipierte Eigenschaft. Diese äußerst sich in einem rücksichtslosen und ausbeuterischen Verhalten, einem impulsiven Lebens- und Arbeitsstil und emotionaler Kälte. Menschen, die von subklinischer Psychopathie betroffen sind, haben enorme Probleme, sich an Regeln und Strukturen zu halten.
Subklinische Psychopathie umfasst all jene betroffenen Personen, welche viele der psychopathischen Charakteristika an den Tag legen, aber das „Symptom“ des stark ausgeprägten antisozialen Verhaltens (welches ein Kern der Psychopathie ist) wird bei dieser Art der Psychopathie nicht nach außen getragen.
Dieses Verhalten führt dazu, dass Betroffene der subklinischen Psychopathie „unerkannt“ bleiben. Es gibt einige Anzeichen (welche wissenschaftlich bestätigt wurden) dafür, dass subklinische Psychopathie auch die strategische Ausbeutung anderer beinhaltet. Betroffene verweigern jegliche Therapieversuche und wollen nicht behandelt werden.
Primäre und sekundäre Psychopathie
Man muss zwischen primärer und sekundärer Psychopathie unterscheiden. Oftmals, wenn Studien von Psychopathie sprechen, sind primäre psychopathische Züge gemeint. Bei primärer Psychopathie kommen oftmals folgende Verhaltensstrukturen zum Vorschein: Egoismus, manipulatives Verhalten, fehlende Sensibilität, emotionale Kälte, kalkuliertes Verhalten, oberflächlicher Charme und trügerisches Verhalten, gut darin Menschen zu täuschen und Dominanz in sozialen Interaktionen.
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Weiters kommt es bei Zügen der primären Psychopathie zu einer eingeschränkten Fähigkeit des Erlebens von Emotionen wie Schuld, Angst und Reue. Man spricht hier auch von „Affektverflachung„ oder „Affektstarre“. Dies führt zu einem Phänomen, welches unter dem Begriff „Stressimmunität“ zusammengefasst ist. Dies ist mitunter einer der Gründe, warum betroffene Personen oftmals sehr erfolgreiche Geschäftsleute sind.
Züge der sekundären Psychopathie sind impulsives Verhalten, Antagonismus, Nichtkonformität, intensive Angst- und Wutgefühle, manchmal sogar eine depressive Verstimmung. Weiters fehlt hier die hohe Stressresistenz, welche bei primären Psychopathen beobachtet werden kann. Züge der sekundären Psychopathie sind häufig mit Problemen im Beruf (schwer integrierbar in das Arbeitsumfeld, höheres Burnoutrisiko) assoziiert. Außerdem verfolgen sekundäre Psychopathen oftmals keine Langzeitziele. Die Ambition der primären Psychopathen ist nicht vorhanden.
Züge der sekundären Psychopathie sind oftmals mit dem Begriff Soziopathie zusammengefasst. Dieser Begriff kommt in der wissenschaftlichen Literatur nicht mehr so häufig zur Verwendung. Dies kann sehr verwirrend werden: Wenn ein Artikel oder Wissenschaftler über Psychopathie spricht, ist heutzutage leider nicht ganz klar, welches Konzept gemeint ist, das primäre oder das sekundäre.
Die Dunkle Triade und der Machiavellismus: Das dritte Persönlichkeitsmerkmal
Unter dem Begriff Machiavellismus versteht man in der Psychologie einen Persönlichkeitstypen, der sehr manipulativ ist. Dieser Typ trifft nicht bewusst die Wahl zu manipulieren, sondern ist einfach ein Meister der Manipulation.
Machiavellisten werden in der Literatur als temperamentvoll, berechnend, hinterhältig und trügerisch beschrieben. Da sie sozusagen im Kern ihres Inneren unmoralisch sind und Integrität für sie keinerlei tiefere Bedeutung hat, benutzen sie andere Menschen als Sprungbrett, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Aus der Sicht des Machiavellisten handelt es sich hierbei um ein simples Prinzip: Jeder Mensch, der sich ausnützen lässt, hat es verdient ausgenützt zu werden.
Jeder von uns kann ab und zu manipulativ sein – je nach Bedarf und Umständen. Wenn man sich zum Beispiel in der Arbeit oder Schule krankmeldet, obwohl man gesund ist, oder nicht wie Wahrheit sagt, wenn Fragen aufkommen wie „Was hast du heute so gemacht?“, dann ist das ein Beweis für die menschliche Fähigkeit, andere zu betrügen. Für normale Menschen ist dies kein Standardverhaltensmuster. Oftmals empfindet man sogar Schuldgefühle, nachdem man gelogen hat.
Die Charakteristika des Machiavellismus
Für Machiavellisten ist das zuvor genannte Verhalten sozusagen Routine. 1970 stellten die Psychologen Richard Christie und Florence Geis den ersten standardisierten Test zur Untersuchung von machiavellistischen Zügen vor, den sogenannten „Macch IV. High Machs“.
Dieser Test arbeitet mit Aussagen wie zum Beispiel „Der beste Umgang mit Menschen ist, ihnen zu erzählen, was sie hören wollen“ oder „Es ist sehr klug, wichtigen Persönlichkeiten zu schmeicheln“ und „Der größte Unterschied zwischen den meisten Kriminellen und anderen Menschen ist, dass kriminelle dumm genug waren, sich erwischen zu lassen.“
Weiters gibt es vier spezifische Charakteristika, welche machiavellistischen Persönlichkeiten zugeschrieben werden:
- Sie funktionieren am besten in Jobs und sozialen Situationen, in denen die Regeln und Grenzen schwammig sind, beziehungsweise Raum zur Interpretation lassen
- Durch ihre emotionale Distanz/Kälte können sie ihre Impulse gut kontrollieren und somit vorsichtig und geduldig sein. Beides Eigenschaften, die einen guten Opportunisten ausmachen. Zu ihren Taktiken gehören Charme, Freundlichkeit, Schuldgefühle und falls notwendig Druck.
- Sie ziehen es vor, subtile Taktiken anzuwenden. Dazu zählen Charme, Freundlichkeit und Schuldgefühle, um ihre wahren Absichten zu verschleiern. Bei Bedarf kann es auch zu Drohungen kommen.
- Sie werden in Konkurrenzsituationen (Verhandlungen, Debatten etc.) von anderen bevorzugt, aber in Sachen Freundschaft, Arbeitsumfeld und Eheleben schneiden sie schlecht ab.
Machiavellisten werden als der Teil der Dunklen Triade bezeichnet, welcher am wenigsten Aufmerksamkeit bekommt. Dennoch findet man machiavellistisches Verhalten und Tendenzen sowohl bei Psychopathen als auch bei Narzissten.
Das HEXACO Persönlichkeitsmodell
Um die dunkle Triade und ihre Komponenten ordnungsgemäß festzulegen, muss mit einem Persönlichkeitsmodell gearbeitet werden. Einige Forscher raten hierbei zu dem Hexaco-Persönlichkeitsmodell. Hexaco steht für Honesty, Emotionaly, Extraversion, Agreeableness, Conscientiousness, Openess to experience.
Warum das Hexaco Modell dem eigentlich sehr gängigen Big Five Modell in diesem Fall vorgezogen wird, liegt daran, dass bei den Big Five der H-Faktor (Honesty/ Humility) außer Acht gelassen wurde. Damit kann das Hexaco Modell gerade in ethisch-moralischen Fragen (zum Beispiel in Bezug auf Strafdelikte) Menschen genauer unter die Lupe nehmen. Weiters sind die einzelnen Faktoren in diesem Modell unabhängiger voneinander, als dies bei Big Five der Fall ist.
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