Ein neuer Trend betritt die Bühne, dessen Wirksamkeit durchaus kritisch hinterfragt werden kann. „Vabbing“ – Was Charlotte Roche einst in ihrem Buch „Feuchtgebiete“ vorgemacht hatte, dreht nun seine Runden auf TikTok. Mittels eigener Körperflüssigkeiten aus dem Intimbereich treten junge Frauen einerseits der Scham vor sich selbst entgegen, andererseits erhoffen sie sich so, bei der Männerwelt einen bleibenden, olfaktorischen Eindruck zu hinterlassen. Was es ist und warum es eher unhygienisch ist, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Was ist Vabbing?
Vabbing setzt sich aus den englischen Wörtern „vagina“ und „dabbing“ (dt. tupfen) zusammen. Dabei entnehmen sich Frauen ihre eigenen Säfte aus dem Intimbereich und tupfen sich diese, gleich eines Parfüms, an den eigenen Körper. Dies soll betörend auf Männer wirken.
Alleine der Fakt, dass verschiedene – wichtige und nützliche – Bakterien die Vagina bewohnen und man diese nicht unbedingt auf anderen Körperstellen gezielt verbreiten sollte, müsste Anlass genug sein, diesen Trend nicht mitzumachen. Die Zusammensetzung der Vaginalflora scheint aber nicht allzu sehr im Bewusstsein der ausführenden TikTokerinnen verankert zu sein – sonst ginge Vabbing nicht viral.
@aprilbasi
Side Fact: Dieser Trend ist nichts absolut Neues. Denn 2018 gab es bereits eine ähnliche Erwähnung. Die Moderatoren des „Secret Keepers Club“ hatten in einer Podcast-Folge erzählt, wie ein Freund seinen Intimschweiß als Parfüm heranzog. Eine ebenso fragwürdige Aktion. Doch zu dieser Zeit entstand kein TikTok-Trend daraus.
Ist das ein feministisches Statement?
Durch offline und online Medien, Werbung und TV ist der Druck auf Menschen, perfekt zu sein, sehr groß. Besonders Frauen sehen sich nicht selten mit dem Thema Scham ob ihres eigenen Körpers konfrontiert. Seien es die Debatten um haarlose Körper oder auch das Thema des Gewichtes – das Äußere steht zu sehr im Fokus. Während auch Männer zusehends mehr und mehr auf Körperhygiene achten und ein gepflegtes Äußeres nicht mehr abwertend als Metrosexualität betitelt ist, gelten für Frauen abseits feministischer Bewegung nach wie vor weitaus höhere Standards als Maßstäbe in sozialen Medien.
Bewegungen wie jene der Body Positivity und Co. spielen eine wichtige Rolle, diese absurden, einander fast aufgezwungene Erwartungshaltungen zu durchbrechen. Nur logisch, dass auch einmal der Eigengeruch und die eigenen Körpersäfte Teil der Debatte werden. Keine Scham für den eigenen Körpergeruch zu empfinden, ist ein wichtiger Schritt – aber ehrlich, wer stinkt schon gern? Was aber diverse Körpersäfte und deren Verteilung am Körper – also im Speziellen Vabbing – betrifft, gilt eines ganz klar: Es ist kein gelebter Feminismus, sich das auch noch demonstrativ an der Haut zu verteilen.
Warum ist Vabbing problematisch?
Ob nun Frau oder Mann – ganz egal, welche Körpersäfte man irgendwo verteilt –, Vabbing und andere Körpersaft-Verteil-Aktionen entsprechen nicht den heutigen hygienischen Standards. Vor allem, wenn man es wie manche TikTok-Userinnen auch noch im Fitnessstudio betreibt. Gerade in Zeiten, wo das Händewaschen endlich seine angemessene Aufmerksamkeit bekommt, sollte dieser Standard nicht künstlich unterschritten werden.
Außerdem zieht der Geruch – speziell nach einem Weilchen des Tragens – mit Sicherheit keine Männer an. Die Pheromone, also die Sexuallockstoffe, kommen auch ohne Vabbing zum Vorschein. Natürlich befinden sich welche davon im Vaginalsekret, aber auch im Schweiß. Wozu also Körpersäfte verteilen, wenn sich der gewünschte Bestandteil sowieso bereits am Körper befindet?
Die Gefahren von TikTok haben wir bereits zusammengefasst – hier zeigt sich aber ganz deutlich, wie schnell sich fragwürdige Trends verbreiten. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend nicht dauerhaft durchsetzt. Wie viele TikTok-Trends wird sich aber auch dieser vermutlich nicht lange halten.
Titelbild © Shutterstock
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