Mafia-Filme und auch Serien gibt es viele. Fast schon zu viele. Alle laufen nach demselben Schema ab: Männer ziehen ihre patriarchale und toxische Männlichkeit ab. The Good Mothers hat das natürlich auch zum Thema. Doch die Mafia-Story wird darin zur Abwechslung und endlich, möchte man sagen, aus weiblicher Sicht erzählt.
The Good Mothers: das Clan-Leben aus weiblicher Sicht
Für die Staatsanwältin Anna Colace ist der Weg zum Sturz der mächtigsten Mafia-Gruppe der Welt über deren (Ehe-)Frauen zu beschreiten. Diese werden in das Clan-Leben hineingeboren, in arrangierte Ehen gezwungen und sind dazu verdammt, ein Leben in Unterdrückung zu führen.
In diesem Pool der unterdrückten Frauen, fischt die gewiefte Staatsanwältin nach Zeuginnen, die gegen die Mafiosi aussagen könnten. Im Gegenzug gibt es Schutz für sie und ihre Kinder. Dass dieses Unterfangen nicht so einfach ist, versteht sich von selbst. Doch natürlich gibt es Frauen, die gewillt sind, das Mafia-Gesetz des Schweigens zu brechen und liefern wichtige Informationen.
The Good Mothers: True Crime
Die Hintergrundgeschichte der Disney+-Serie The Good Mothers ist jedoch nicht aus der Luft gegriffen, sondern beruht auf wahren Begebenheiten. Der US-Journalist Alex Perry hat 2018 ein Buch mit dem gleichen Titel veröffentlicht. Perry geht dabei detailliert auf die Hintergründe dieses mafiösen Konstruktes ein. Frauen leben hier in bedrückenden und unterdrückenden, patriarchalen und toxischen Verhältnissen und sind konstant Opfer von Männern und deren aufgestellten Familien- und Clan-Strukturen.
Alle diese Frauen fristen ein Leben als Leibeigene, dürfen die Häuser nicht alleine verlassen und werden schon mit 15, 16 Jahren schwanger bzw. in die Ehen gezwungen. Ein recht interessanter Aspekt und zugleich auch erschreckend. Extrem erschreckend, da die gängigen Mafia-Filme und -Serien, ihre Perspektive fast ausschließlich auf die Geschichten der Männer werfen und alles einem männlichen Blick unterworfen ist. Die Male-Gaze-Theorie lässt grüßen.
The Good Mothers
Was der Serie The Good Mothers gut gelingt, das ist die permanent angespannte Darstellung der immer spürbaren, immer präsenten Gefahr. Eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und es könnte Prügel setzen, der „Freiraum“ noch weiter eingeschränkt werden. Gekoppelt wird das ganze noch mit dem Blut und Erde-Mythos, der Heiligkeit der Familie, welche die Frauen im Grunde auch verraten müssen, um frei sein bzw. frei werden zu können. Seinen eigenen Vater, Bruder usw. ans Messer zu liefern, man kann sich vorstellen, dass das nicht einfach ist und eine große Hürde.
Doch auch die Männer sind alles andere als die Gewinner in dieser Lebens-Konstellation. Auch sie sind natürlich denselben Strukturen unterworfen und nicht ein jeder ist mit der Rolle zufrieden, die von ihm verlangt wird, auszuführen.
Fazit
The Good Mothers ist eine sehr gelungene Serie, die nicht nur einem abgelutschten Genre eine neue Perspektive (weibliche Sicht) und so auch ein neues Leben einhaucht. Vor allem der dokumentarische Stil, für den sich die Macher*innen entschieden haben, ist hervorzuheben. Denn es ist im Grunde genau dieser, der diese beklemmende Spannung zu erzeugen vermag.
Es ist den Erfinder*innen und Entwickler*innen der Serien hoch anzurechnen, dass sie sich wirklich bemüht haben, die gängigen Mafia-Stereotype zu vermeiden. Es wurde sichtlich viel über die Figurenzeichnung nachgedacht. Auch die Männer werden nicht als einseitig böse dargestellt. Denn wie schon erwähnt sind auch sie nichts anderes als Opfer, die in eine vorgezeichnete Welt hineingeboren werden. Und wie die Frauen, müssen auch die Männer nichts anderes als Rollen erfüllen, die andere für sie vorgezeichnet haben.
Fazit: The Good Mothers ist eine hervorragend aufbereitete Serie. Für ein Netflix and Chill aufgrund der Düsternis vielleicht nicht ganz geeignet, aber dennoch extrem Sehenswert.
Titelbild © Disney+ (Screenshot)
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