Bilder, die man sonst nur aus in Mexiko stattfindenden Netflix Krimi Serien kennt, sind uns allen näher, als man denkt. Einen großen Aufschrei gab es nun aus Großebersdorf, inklusive Steuerhinterziehung, aufgebauschten polizeilichen Ermittlungen und ganz viel Action. Im Mittelpunkt: Erfundene Personalien und Schwarzarbeit.
Schmutzig, Schmutziger, Amazon
Im Vergleich zu vielen anderen Multimilliarden-Konzernen ist Amazon „besonders“ frech und rücksichtslos. Steuern zahlen wollen sie nicht. Und sie schrecken auch nicht davor zurück, Schwarzarbeit zu fördern, um sich Sozialversicherungsabgaben und Co zu sparen. Doch wie konnte es so weit kommen?
Im Februar 2020 führte die österreichische Finanzpolizei eine große Razzia durch und stach hierbei in eine Art gut verstecktes und organisiertes Hornissennest. Selbst ohne die Auswertung dieser Ermittlungen deckte man bereits vor Ort immense, milde gesagt, Diskrepanzen zwischen den vorherrschenden Bedingungen und dem Arbeitsrecht per se.
Welch ein Paradoxon, denn ein kurzer Besuch der Amazon Website zeigt unter anderem eine Kategorie für „innovative and unique“ products. Sozial- und Lohndumping an dieser Stelle könnte man jedoch als eher weniger innovatives und unikales Vertriebsmotto bezeichnen.
987 Beanstandungen und es geht noch weiter
Fast alle beteiligten Lieferanten, die im Auftrag von Amazon Pakete zustellen, sind aufgrund von Verstößen gemeldet worden. Fun fact: Von 133 existierenden Partnern sind in Österreich zwar nur 13 offiziell als Vertragspartner gemeldet, 98 % aus den 133 Beteiligten wurden jedoch beanstandet.
Dass da einiges nicht zusammenpasst, liegt wohl auf der Hand. Spricht man von konkreten Zahlen, so wühlte die Finanzpolizei schön tief im Sumpf der zwielichtigen Partnerunternehmen – und das mit großem Erfolg. Summa Summarum wurden Strafen von knapp 770 000 Euro verdonnert – zusätzlich zu Pfändungen in Höhe von knappen 325 000 Euro.
Ein ehemaliger Amazon Mitarbeiter packt aus
Nach dem Eintritt des Corona-Chaos und der Einschüchterung von Mitarbeitern in Lagerhäusern beschloss dieser zu kündigen. Es handelt sich um keinen geringeren als den Vizepräsidenten von AWS (Amazon Web Service), Tim Bray. Dieser hat folgend auch in einem Online-Beitrag erklärt, warum er den radikalen Schritt gesetzt hat.
Mit offensichtlich unsicheren und nicht schützenden Maßnahmen während der Pandemie ist nicht zu sehr zu spaßen, was Amazon wohl bis heute noch nicht so begriffen hatte.
Nach einigen Protesten von Amazon Arbeitern kam zwar ein offizielles Statement von der Spitze, man werde sich so gut es geht darum kümmern. Ein Mitarbeiter, der sich für bessere Sicherheitsbedingungen einsetzte, wurde jedoch sofort entlassen. Inklusive eines geleakten Sitzungsprotokolls, das alles andere besagte, nur keine mitarbeitersichernden oder allgemein menschenfreundlichen Maßnahmen und Pläne. Was nach einem dubiosen Filmszenario klingt, ist die harte Realität.
Die Elite
So stehen auf der anderen Seite AWS („Amazon Web Services“) Mitarbeiter, wo Amazon als Arbeitgeber jedes klassische „Silicon Valley/ bright life“ Klischee hinreichend erfüllt. Von einer vermeintlichen Förderung der ethnischen Diversität bis zur Work Life Balance. So versucht Amazon sich als Arbeitgeber als entsprechend positiv und innovativ zu positionieren, während bei den Lagerhaus Mitarbeitern, die im Marketing Kontext keine allzu große Rolle spielen, die Welt untergeht.
Was das über die Firmenethik aussagt, braucht man an dieser Stelle wohl gar nicht zu diskutieren. Doch mit dieser traurigen Erkenntnis sollte man sich vor allem als behütete Privatperson außerordentlich fragen, ob man einen Service wie Amazon wirklich unterstützen möchte. Oder ob es nicht doch potenziell andere, weniger menschenverachtende Alternativen geben könnte? Diese kannst du mit der neuen Suchmaschine Krawutzi leicht finden.
Titelbild Credits: Shutterstock
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