Die Avocado ist seit einigen Jahren wohl die Trendfrucht schlechthin. Als Sinnbild aller woken Nachhaltigkeitsfetischist:innen gilt sie als die Vorzeigefrucht eines jeden veganen Lebensstils. Doch muss man, was den Vorzeigecharakter der Avocado betrifft, radikal umdenken. Und dürfen strikte Veganer:innen diese Frucht überhaupt noch essen?
Avocado – ein Trend in Zahlen
Von den Zahlen her war wohl selten ein Produkt in den letzten Jahren so erfolgreich, wie die Avocado. Allein in Deutschland hat sich der Import der Superfrucht von 2009 (um die 20.000 Tonnen) bis 2020 mehr als versechsfacht. Auf über 120.000 Tonnen! Und der Boom um das „grüne Gold“ nimmt auch weiterhin nicht ab.
Das mexikanische Landwirtschaftsministerium schätzt, dass die weltweite Nachfrage nach Avocados bis 2030 um die 50 Prozent steigen wird. Bedeutet, dass der weltweite Verbrauch von 2,84 auf 4,24 Millionen Tonnen pro Jahr anwachsen wird. Und Mexiko sollte das wohl am besten wissen. Kommt der Großteil der weltweiten Avocado-Ernte doch von dort. Dort wurde die Trendfrucht auch ursprünglich angebaut.
Avocado – Butter der Tropen und Trendfrucht
Einen großen Anteil an der Entwicklung der Avocado zur Trendfrucht und zum Import- bzw. Exportschlager hat wohl der Shift in der Ernährung der westlichen Welt. Der Verzicht auf tierische Produkte lässt nämlich viele auf die Avocado umsteigen und gilt als ultimative Alternative zu Fleisch, Käse, u.v.m. Avocados gelten als eine Art Wunderfrucht. Reich an ungesättigten Fettsäuren sowie Kalium, kann das „grüne Gold“ sogar vor Herzinfarkt und Krebs schützen.
On top ist da noch der unvergleichbare Geschmack der Avocado, auch „Butter der Tropen“ genannt. Alles Gründe, welche die Avocado für einen veganen Lifestyle zu einem unverzichtbaren Bestandteil machen. So kann der Griff nach der Avocado wohl auch als ein moralischer Akt gesehen werden. Doch just das Argument, auf die Avocado zurückzugreifen aufgrund ihres veganen Status, soll laut einer britischen TV-Show nicht mehr gelten. Was ist passiert?
Vegane Früchte? – Alles nur Lüge!
In der britischen TV-Sendung „QI“ kam es zu einem Vorfall, der wohl all unsere Grundannahmen über das grüne Gold erschüttern dürfte. In der Quizsendung der BBC kam es nämlich zu folgender Frage: Welche dieser Lebensmittel darf man als strikte:r Veganer:in getrost essen? Kiwis, Melonen, Mandeln, Butternuss-Kürbisse oder Avocados.
Die vier Kandidat:innen der Show überlegten nicht lange. Natürlich alle, ihre Antwort. Eine Ansicht, die wohl jede:r andere auch geteilt hätte. Die fünf genannten Lebensmittel scheinen auf den ersten Blick mit dem Lebensstil von strikten Veganer:innen vereinbar. Doch ganz so einfach ist die Sache dann auf einmal doch nicht. Denn eine Person, die zu hundert Prozent vegan leben will, dürfte, strenggenommen, keines dieser Lebensmittel zu sich nehmen.
Endlos verblüfft wurden die Kandidat:innen dann schlussendlich von der Moderatorin aufgeklärt. Der Grund, warum Avocado und Co nicht zu hundert Prozent vegan sind, ist der missbräuchliche Gebrauch der Bienen.
Bienen – Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen
Im Prozess der Fruchtansiedlung werden die Bienen nämlich auf „unnatürliche Weise“ benutzt. „Weil all diese Pflanzen schwer zu kultivieren sind, müssen Bienen auf Lastern weite Wege durchs Land gefahren werden“, erklärt die Moderatorin. So schwärmen die Bienenvölker zur Bestäubung aus, werden danach wieder in Kisten verstaut und weiter zu den nächsten Feldern transportiert. Auf dasselbe Prozedere greift man auch bei Gurken, Kirschen, Brokkoli und Salat zurück.
Tatsächlich weisen Tierschutzorganisation wie z.B. Peta schon seit längerem auf den katastrophalen Umgang mit Honigbienen hin. „In der Honigindustrie werden Bienen Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen, genetischer Manipulation und stressvollen Transporten“, heißt es in einem Artikel der Organisation. „Um das natürliche Schwärmen zu verhindern, werden die Bienenstöcke oftmals manipuliert oder sogar die Flügel der Bienenköniginnen gestutzt – somit sind die Königinnen samt Schwarm an das vom Menschen bereitgestellte ‚Zuhause‘ gebunden.„
Bienen – gewährleisten 80 % der vom Menschen verzehrten Pflanzen
Doch nicht nur Honig. Der Bestäubungsprozess der Bienen gewährleistet darüber hinaus auch die Fortpflanzung von 80 % der vom Menschen verzehrten Pflanzen, wie das Arte Format „Mit offenen Karten“ erläutert. Ohne die Pollen sammelnden Bienen würde die weltweite Landwirtschaft somit zusammenbrechen. Und dennoch sind die Bienen vielerorts vom Aussterben bedroht.
Avocado – die Schattenseiten des Ruhms
Doch nicht nur der Missbrauch von Bienen ist ein dunkler Fleck auf der veganen Weste der Avocado. Darüber hinaus verbraucht das grüne Gold extrem viel Wasser. Für ein Kilo Avocado werden rund 1000 bis 1500 Liter Wasser benötigt.
Klar ist das immer noch viel weniger als für Rindfleisch (15.490 Liter), Schweinefleisch (4.730 Liter) und Geflügel (4.000 Liter) benötigt wird. Doch im Vergleich zu der Avocado braucht die Tomate „nur“ 110 Liter Wasser pro Kilo. Weiteres Problem mit der Avocado ist die Fläche, die für den Anbau benötigt wird. Immer mehr und mehr Fläche wird für den Anbau gerodet, um Platz für die Avocado zu machen. Die Avocado ist somit eine Frucht, die mit Vorbehalt genossen werden sollte. Denn nicht alles, wo vegan draufsteht, ist es am Ende dann auch wirklich.
Titelbild © Shutterstock
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