Body Positivity ist eine Bewegung, welche sich gegen ausgrenzende und realitätsferne Schönheitsideale einsetzt. So wie das Wort hat sich die gesamte Bewegung ursprünglich aus den USA über Europa international ausgebreitet. Mittlerweile kann Body Positivity als globales Phänomen verstanden werden. Ursprünglich hatte sich die aktivistische Bewegung aus dem „Fat Acceptance Movement“ entwickelt. Grundsätzlich geht es darum, jeden Körper zu akzeptieren, unabhängig von dessen Aussehen. Die Stärkung des eigenen Selbstvertrauens ist dabei die Quintessenz der Body Positivity Bewegung.
Wie viele aktivistische Bewegungen ist aber auch das Body Positivity Movement nicht davor gefeilt, Opfer kapitalistischer Kommerzialisierung und Vereinnahmung zu werden. So gibt es mittlerweile innerhalb der Bewegung auch kritische Gegenstimmen. Aktivist*innen wie Jes Baker setzen sich dabei für eine Rückbesinnung zu den Grundwerten der Bewegung ein. Prägend sind hier vor allem die Begriffe „Body Neutreality” und „Body Liberation”.
Arte Doku über Body Positivity in der Kunst
Die Arte Doku „Twist – Body Positivity in der Kunst” setzt sich mit der Darstellung von Körpern in verschiedenen Kunstformen und Zusammenhängen auseinander. Dabei werden Werke und aktivistische Künstler*innen näher betrachtet.
Wir haben uns davon inspirieren lassen und für euch hier zehn bezaubernde Künstler*innen zusammengetragen, die durch ihre Arbeit Statements für die Body Positivity Bewegung setzten. Leider mussten wir eine Auswahl treffen und möchten uns bei euch entschuldigen, falls euer*e Lieblings-Künstler*in es nicht auf unsere Liste geschafft haben. Bitte klärt uns auf und verlinkt sie uns in die Kommentare.
1. Esmay Wagemans: Body Positivity in Körperskulpturen
Esmay Wagemans ist eine niederländische „Sci-Fi“– Künstlerin, die sich auf Körperskulpturen spezialisiert hat. Jedes Werk ist dabei ein Unikat, das für sich selbst steht. Die Körperformen werden dafür zu Beginn aus Ton angefertigt. Anschließend werden Schichten aus Kunststoff, Harz oder Silikon von der Künstlerin aufgetragen.
Ihre Arbeiten thematisieren Zensur und Body Positivity. Bekannte Persönlichkeiten wie Cardi B sind bereits für ihre einzigartigen Körperskulpturen Model gestanden. Ihre Arbeiten aus transparenten Materialien sind besonders hervorstechend, aber sie experimentiert derzeit auch mit opaken, also trüb, dunkel oder verschwommen Materialien. Ihre Werke können als Pamphlet gegen Bodyshaming verstanden werden.
2. Keke: Musikerin setzt sich für Diversität ein
Die Wiener Rapperin Keke ist eine Künstlerin, deren Schaffen sich unter anderem mit Body Positivity beschäftigt. Sie nutzt ihren Sound, um eine Botschaft zu vermitteln, die sich gegen pervertierte Schönheitsnormen unserer Gesellschaft richtet. Dabei tritt Keke für Selbstliebe und Akzeptanz ein.
Ihre Werke zeigen eine Vielfalt von Körperformen und Hautfarben und sollen dazu beitragen, dass Menschen sich wohl in ihrer Haut fühlen. Die Musikerin nutzt dabei ihre Kunst als Medium, um eine positive und inklusive Kultur zu fördern, in der jede*r unabhängig von Äußerlichkeiten akzeptiert wird.
3. Ines Alpha: 3D-Makeup gegen Schönheitsideale
Die nächste Künstlerin auf der Liste ist Ines Alpha, eine 3-D Künstlerin, welche mit veränderten und fantasievollen Versionen unserer Realität experimentiert. Die in Paris ansässige Künstlerin begann mit 3-D zu arbeiten, als sie noch beruflich in der Werbebranche tätig war. Eine ihrer besonders herausragenden Arbeiten ist die Serie „3-D Make-up”.
Hier testet sie die Grenzen von Make-up und Schönheit aus und beschäftigt sich dafür mit einer „Augmented Reality”, also einer erweiterten Realität, um die Grenzen des Wahrnehmbaren zu verschieben. Das Hauptmotiv dabei ist die vollkommene ästhetische Freiheit des eigenen Aussehens. Das Make-up soll dabei als kreativer Ansatz für Selbstausdruck fördernd sein.
4. Evelyn Bencicova & Enes Cüc in künstlerischer Symbiose
Evelyn Bencicova und Enes Cüc sind zwei bekannte zeitgenössische Künstler*innen, die für ihre Kollaborationen bekannt sind. Ihre Arbeiten beschäftigen sich oft mit gesellschaftlichen Themen wie Identität, Kultur, Body Positivity und Politik. Durch den Einsatz von Fotografie, Video und neuen Technologien schaffen sie eindrucksvolle visuelle Erfahrungen, die die Betrachter zum Nachdenken anregen.
Ihre Werke haben bereits international Anerkennung gefunden und werden in renommierten Ausstellungen und Galerien gezeigt. Das Hauptmotiv in Evelyn Bencicovas Schaffen ist der „Körper im Kollektiv“. Gemeinsam mit Künstlerkollege Enes Cüc nähert sie sich in einer Kooperation unter dem Namen „Work in Progress“ an das Thema Body Positivity an.
5. CurVienna – Wiener Initiative aus der Body Positivity Bewegung
CurVienna ist eine österreichische Initiative, welche 2016 von Bobby Be (curvect.com), Veronika Merklein (Performancekünstlerin) und Rhea Krcmárová (Autorin von „Venus in echt”) gegründet wurde, um Körpervielfalt und Selbstliebe zu stärken. Ihre Arbeit ist emanzipatorisch und feministisch und versteht sich als subversives Selbstempowerment für Menschen durch den Zugang zu passender Mode.
Ihr inklusives Credo lautet „Every Body Is A Good Body”. CurVienna unterstützt Empfehlungen zur Frauengesundheit, wie zum Beispiel eine gewichts-sensible Sprache und den Kampf gegen negative Auswirkungen von Körper– und Gewichtsstigmatisierung sowie körper- und gewichtsbezogenem Spott. Die Förderung von positiven Körperbildern bei Kindern und Jugendlichen steht ebenfalls auf ihrer Agenda.
6. Rayven D’Clark: Einsatz für Body Positivity & gegen strukturellen Rassismus
Die in London lebende Künstlerin Rayvenn D’Clark nutzt ihre Werke, um auf Body Positivity und die Diskrimminierung von dunkelhäutigen Menschen aufmerksam zu machen. Mit ihren hyperrealen menschlichen Merkmalskulpturen, die Füße, Gesichter und Schamlippen naturgetreu nachbilden, hat sie bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
D’Clark befasst sich hauptsächlich mit politischen Fragen rund um Rasse und Geschlecht. Ihre Arbeiten können als Spiegel für das aktuelle Klima des systematischen Rassismus in der Welt angesehen werden. Mit Hinblick auf Polizeibrutalität, Fehlvorstellungen von schwarzen Körpern und einem stark ungleichmäßigen Vermögensgefälle sind die Skulpturen ihre Art, die Gegenwart abzubilden. Ihre Ansichten basieren auf ihren eigenen, oft herausfordernden Erfahrungen, das Überleben in London mit einer Leidenschaft für die Kunst in Einklang zu bringen.
7. Barbara Butch: DJ, Model & Body Positivity Ikone
Barbara Butch ist eine französische DJ, LGBTQ- und Body Positivity-Aktivistin. 2021 wurde Barbara Butch zur „LGBTI Persönlichkeit des Jahres“ durch den französischen Verband der „LGBTI Journaliste*innen“ gekürt.
Als Person des öffentlichen Lebens tritt Butch stets für Toleranz ein und prägt das sexistisch besetzte Bild des weiblichen Discjockeys mit einer positiven Kontierung der Body Positivity Bewegung. Die Künstlerin hat ebenso bereits für namhafte Labels gemodelt. Ihr Genre übergreifender Einsatz für Body Positivity hat ihr in der Öffentlichkeit schon viel Aufmerksamkeit und Auszeichnungen eingebracht. Sie wird als eine moderne Ikone der Bewegung gesehen.
8. Spencer Tunick: Großmeister der Nacktheit
Spencer Tunick ist ein amerikanischer Fotograf, bekannt für seine skulpturalen und organisierten Fotografien nackter Menschen an öffentlichen Plätzen. Seine Arbeiten betonen das Individuum als Teil einer Gemeinschaft und unterstützen eine positive Haltung gegenüber dem Körper, unabhängig von Größe, Form oder Alter.
Tunick fordert die Teilnehmer*innen auf, ihre Körper zu akzeptieren und zu feiern, indem er sie als kollektive Skulptur darstellt. Seine Werke zeigen eine Vielzahl unterschiedlicher Körperbilder und unterstützen damit die Body Positivity Bewegung. Spencer Tunick ist seit den frühen 1980er-Jahren künstlerisch aktiv.
9. Alma-Sofia Miettinen: Cyberpunk gegen Bodyshaming
Für viele ist die junge finnische Musikerin Alma-Sofia Miettinen ein Vorbild beim Thema Selbstbestimmung und Widerständigkeit. Sie bricht mit Normen, sowohl was ihren Sound als auch ihr Auftreten angeht.
In einem Interview mit dem „Curvy Magazine“ gab sie, darauf angesprochen, ob sie sich selbst als Vorbild der Body Positivity Bewegung sieht, Folgendes an:
„Es mag sein, dass ich für einige ein Vorbild bin. Allerdings würde ich mich eigentlich ungern so bezeichnen, denn ich bin nicht perfekt, ich mache super gerne dummes Zeug. Oder wenn ich mich mal schlecht fühle, ziehe ich los und trinke Alkohol, was eigentlich nicht so cool ist. Schaut bitte nicht auf mich, wenn ich so was mache, schaut lieber auf Lizzo, sie macht das besser. Hört einfach nur meine Musik.“
10. Joanna Pilarczyk Radecka: provokative Body Positivity
Joanna Pilarczyk Radecka ist eine polnische Künstlerin, die sich mit Body Positivity und Empowerment beschäftigt. Ihre Kunst bezieht sich auf den menschlichen Körper und die kulturellen Vorstellungen, die ihn umgeben. Ihre Werke sind oft humorvoll und provokativ, aber auch tiefgründig und zeigen den Körper in all seiner Vielfalt und Schönheit.
Radecka arbeitet hauptsächlich mit Zeichnungen und Grafiken, die sie zu einem ganz eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt hat. Durch ihre Kunst möchte sie dazu beitragen, dass sich Menschen mit ihren Körpern wohler und selbstbewusster fühlen, unabhängig von ihren körperlichen Merkmalen. In ihren Arbeiten setzt sie sich für eine Welt ein, in der jeder Körper akzeptiert und gefeiert wird.
© Kamaji Ogino via Pexels
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