Prostitution gilt als das älteste Gewerbe der Welt. Das stimmt so nicht ganz, denn die Herstellung von Keramiktöpfen und Steinwerkzeugen ist noch weit länger aufgezeichnet. In puncto Prostitution war Wien jedoch Vorreiter. Eine Beleuchtung vom Beginn des Rotlichtmilieus in Wien bis heute.
Prostitution in Wien: Der Beginn im frühen Mittelalter
Bereits im Mittelalter war die Prostitution in Wien weit verbreitet. Verrichtet wurde die Arbeit vor allem in sogenannten Frauenhäusern, welche anfänglich auch noch von Puffmüttern bewacht wurden. Diese wurden damals noch Frauenwirtinnen genannt. Die Aufsicht über die ehemals illegalen Bordelle wurde jedoch rasch von Stadträten und dem Bürgermeister übernommen. Dies geschah, um einen geregelten Ablauf zu garantieren und nicht zuletzt, um sich einen profitablen Vorteil zu verschaffen.
Warum begaben sich damals viele junge Frauen in die Prostitution?
Viele Frauen befanden sich in prekären Situationen. Sie waren arm und verfügten just über begrenzte Möglichkeiten, um sich ihren Unterhalt zu finanzieren. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, Dienstmädchen zu werden, was jedoch in den meisten Fällen um einiges schlimmer war. Die Hausherren vergingen sich an ihnen und gaben sie ihren Söhnen zum „üben“. So war die Prostitution eine der wenigen Optionen, um über die Runden zu kommen.
Michaelerplatz — das erste Bordell in Wien
Während der Römerzeit, als Wien noch Vindabona genannt wurde und nicht mehr als ein Militärlager war, lebten die römischen Soldaten im Vorort. Sie befanden sich in wilden Ehen mit mehreren Frauen und die Prostitution befand sich in der Blüte ihrer Zeit.
Während der archäologischen Ausgrabungen um 1990 fand man grüne Weinkrankenbemalungen, welche ein Hinweis zur Prostitution, aber auch zu Weinschenken war. Das Rotlichtmilieu war zur Römerzeit jedoch nichts Verachtenswertes. Die Ehe diente schlicht dem Zeugen von Nachkommen. Die Lust wurde außerhalb der Ehe befriedigt.
Der Michaelerdurchgang, welcher heute eine Abkürzung im 1. Bezirk ist, galt als bekannter Umschlagplatz für ein schnelles Geschäft mit der Liebe. Der Durchgang war im Volksmund auch unter „Hüstelstrich“ bekannt, da man durch das „Hüsteln“ sein Interesse kundtat.
Prostitution in Wien: Rechte und Pflichten
Die Bordellwirtschaft gilt seit Anfang ihres Bestehens als lukratives Geschäft, welches jedoch immer mit Gewinner*innen und Verlier*innen einhergeht. Dabei sind die Gewinner meist die Bordellbesitzer und die städtischen Behörden, welche einen beträchtlichen Teil damit verdienten. Die von ihnen aufgestellten „Frauenhausordnungen“ bestimmten dabei über die Rechte und Pflichten der Prostituierten, welche durch die immensen Ausbeutungen und Einschränkungen oft die Verlierer*innen waren und auch heute noch sind.
Die Pflichten besagten unter anderem, dass sie ihre Arbeit nicht an Feiertagen ausüben durften und an jenen auch die Stadt zu verlassen haben. Zudem mussten sie jeden Freier annehmen, der zumindest christlich, ledig und finanziell abgesichert war. Des Weiteren waren besondere Kleidervorschriften in ganz Europa zu beachten. Die Dirnen in Wien mussten zur Erkennung ein gelbes Tuch tragen.
Ihre Rechte fielen dabei um einiges minderer aus. Sie hatten lediglich die Freiheit, jederzeit einem anderen Gewerbe nachzugehen, sich in der Stadt frei zu bewegen und die heilige Messe zu besuchen.
Prostitution in Wien: Bierhäuslmenscher
Die erste Legalisierung der Prostitution fand Ende des 18. Jahrhunderts mit der Liberalisierung statt. Am Graben befand sich der Standplatz der Prostituierten, welcher durch einen Kreidestrich abgegrenzt wurde. Daher stammt vermutlich auch die Bezeichnung „auf den Strich gehen“.
Um die gleiche Zeit entstand auch am Spittelberg, welcher damals noch außerhalb des Stadtzentrums lag, eine rege Rotlichtszene. Im Volksmund waren die Prostituierten am Spittelberg unter dem Begriff Bierhäuslmenscher bekannt und freuten sich unter Freiern an großer Beliebtheit. Sogar Kaiser Josef II. soll mit jenen Damen verkehrt haben. Man munkelt, er sei einmal sogar während seiner sexuellen Eskapaden hochkant aus dem Spittelberger Lokal „Löberl“ hinausgeworfen worden. Die Lokalität in der Gutenberggasse 13 gibt es heute immer noch, jedoch unter dem Namen „Witwe Bolte“.
Warme oder kalte Stunden am Naschmarkt
Im Laufe der ersten Republik musste die Prostitution noch nicht im Geheimen stattfinden. Der seit den Kaisertagen existente Strich am Naschmarkt war zu seiner Zeit unübersehbar und hoch frequentiert. Das Café Anzengruber, welches auch heute noch gut besucht ist, galt damals als wichtiger Umschlagplatz, da es als inoffizielle Kontaktbörse zwischen Freiern und Prostituierten diente.
Je nachdem, wie ausreichend die finanziellen Mittel waren, ging man sozusagen entweder in ein warmes oder in ein kaltes Hotel. Das Hotel „Drei Kronen“ wurde oft als das warme Hotel auserkoren, während beim kalten Hotel oft ein dunkler Hauseingang oder eine verlassene Seitenstraße herhalten musste.
Prostitution in Wien heute
Mit Stand 2021 geht laut Angaben der Statistik Austria hervor, dass sich in jenem Jahr rund 2.660 registrierte Prostituierte in Wien befunden haben. Die Dunkelziffer ist jedoch mit Sicherheit um einiges höher.
Österreichweit ist das Geschäft zwischen registrierten Prostituierten und Freiern legal und gesetzlich geregelt. Dies umschließt die Meldung bei Behörden sowie ärztliche Untersuchungen durch das Gesundheitsamt. Seit 1. November 2021 ist die Prostitution in Wohngebieten untersagt. Gleichzeitig wurden 5 „Erlaubniszonen“ von der Polizei empfohlen, in denen der Schutz von Frauen gewährleistet sein soll.
Die Kriterien dafür wurden von Koalitionspartnern, Verwaltung, Polizei und NGO’s festgelegt. Diese besagen unter anderem, dass jene Zonen beispielsweise gut erreichbar und ausreichend beleuchtet sein sollten. Die Zonen umfassen zwei kleine Teile des Gürtels im 7. und im 15. Bezirk, Teile des Auhofs, Teile des Praters und ein Bereich im 9. Bezirk vor dem Bundeskriminalamt.
Prostitution in Wien: Hausbesuche sind erlaubt
Das AIDS-Gesetz und das Geschlechtskrankheitsgesetz schreibt vor, dass in regelmäßigen Abständen amtsärztliche Untersuchungen für Sexarbeiter*innen verpflichtend sind. Alle 6 Wochen muss eine Gesundheitsuntersuchung und mindestens alle 3 Monate ein Aidstest absolviert werden. Diese Untersuchungen werden in Wien durch das Amtsärztliche Referat für sexuelle Gesundheit durchgeführt.
In Wien sind beispielsweise auch Hausbesuche erlaubt. Im Gegensatz dazu dürfen in Niederösterreich und im Burgenland nur solche stattfinden, wenn sich keine Kinder oder Jugendliche in der Wohnung befinden. Die Anbahnung auf der Straße ist zudem ausschließlich von 22 bis 6 Uhr und nur auf der Brunnerstraße in Liesing sowie in der Einzingerstraße in Floridsdorf erlaubt.
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