Die lesenswerte Streitfragen-Buchreihe hat neuen Zuwachs bekommen. Das Thema digitalisierte Gesundheit wird in einer neuen Ausgabe von zwei entgegengesetzten Meinungen „in die Mangel genommen“. Das Fazit bleibt den Lesenden überlassen, denn gute Punkte für ihre Ansichten liefern beide Denkrichtungen.
Fast vorbehaltlos gehypte Digitalisierung
Nichts wird fast so ausnahmslos gehypt, wie die Digitalisierung. Klar, Digital-Detox-Retreats, welche die Problematik dieser Entwicklung andeuten, gibt es viele. Doch back to analog wird es für die Menschheit wohl freiwillig nicht mehr geben. Dass diese Digitalisierung auch immer mehr den Sektor Gesundheit erfasst, geht im Cloud-Hype und den saisonalen Wechseln der neuesten Innovationen oft verloren. Doch genau dieses Thema hat sich das Buch Digitalisierte Gesundheit zu Thema gemacht.
Dabei handelt es sich um einen Teil der, vom Westend Verlag herausgegebenen und mehr als empfehlenswerten, Streitfragen-Buchreihe. Darin werden laufend brisante Themen von zwei entgegengesetzten Meinungen diskutiert. Diesmal diskutieren: Franz Bartmann, von der Notwendigkeit dieser Entwicklungen überzeugt ist – eine solche Datensammlung viele Menschenleben retten kann, gegen Andreas Meißner. Letzterer sieht darin eher die bedrohlichen Folgen.
Der gläserne Patient und die Ökonomisierung des Gesundheitswesens
Eine radikale Digitalisierung des Gesundheitssystems könnte zu einem gläsernen Patienten und Patientinnen führen. Aber, was gravierender ist: zu einem Gesundheitswesen, das nur noch auf ökonomischen Gewinn abzielt und das Menschliche übergeht. Dieses Thema ist vor allem im Fokus von Bernd Hontschiks Buch Heile und Herrsche. Eine Problematik, die wir schon mehrmals geschildert haben, vor allem in puncto Pharmafirmen.
Alles nur nicht einseitig
Auch wenn es jetzt den Anschein haben mag, die Digitalisierung der Gesundheit als eher problematisch anzusehen, so setzt Franz Bartmann hier jedoch eine ganze Reihe an wichtigen Contra-Punkten zu diesen negativen Auffassungen und verdeutlicht, dass es in Zukunft wohl anders einfach nicht gehen wird.
Denn durch das Fortschreiten der Digitalisierung auf dem Gesundheitssektor ließe sich eine gezielte Patientensteuerung gewährleisten. Diese wurde die Abläufe effektiver machen. Und darüber hinaus könnten „erhebliche Rationalisierungseffekte im Hinblick auf drohende, beziehungsweise teilweise bereits manifeste Versorgungsengpässe“ erzielt werden.
Fazit
Wie schon die Vorgängerveröffentlichungen der Serie zeigt auch das Buch Digitalisierte Gesundheit, dass die viele gesellschaftliche Entwicklungen niemals nur einseitig betrachtet werden sollten. Sollte eine Zukunft, in der Algorithmen die Behandlung und das Gespräch zwischen Arzt und Patient ersetzen, als Verlust oder Fortschritt verstanden werden? Wer sich eine kritische und fundierte Meinung zu den drängenden Fragen unserer Zeit bilden will, kommt an der Reihe „Streitfragen“ nicht vorbei!
Titelbild © Shutterstock
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