In Dänemark sind Nikotinbeutel sehr beliebt. Für gewöhnlich schiebt man sich diese, ähnlich dem Snus, unter die Oberlippe. Doch immer mehr junge Leute experimentieren und finden alternative Gebrauchswege. Hauptsächlich stecken sie sich dabei die Beutel in andere Körperöffnungen als den Mund. Experten zeigen sich über diese Entwicklung beunruhigt.
Nikotinbeutel – Ahoi in Richtung Penis, Po und Vagina
Bei jungen Dänen sehr beliebt: kleine Nikotinbeutel. Diese werden, wie Snus, unter die Oberlippe gesteckt. Dort breitet sich dann das Nikotin durch die Schleimhäute im Körper aus. Dies ist zumindest die vom Hersteller intendierte und empfohlene Form des Gebrauchs.
Doch immer mehr Konsumenten und Konsumentinnen dieser Nikotinbeutel gehen einen anderen Weg. Sie stecken sich diese Päckchen in alle anderen Körperöffnungen. Nur nicht in den Mund. Heute schiebt man sich diese Nikotintaschen nämlich unter die Vorhaut, in Po und Vagina.
Nikotinbeutel sind nicht zu verwechseln mit Snus
Obwohl diese Nikotinbeutel umgangssprachlich auch als „weißer Snus“ bezeichnet werden, sind sie nicht dasselbe wie Snus. Snus ist oraler Tabak, der oft in Beuteln verkauft wird. Der Unterschied zum Nikotinbeutel besteht jedoch darin, dass Snus Tabakpulver enthält. Besagte Nikotinbeutel hingegen enthalten keinen Tabak, sondern hauptsächlich Stärke, Pflanzenfasern, Aromen und Nikotin.
Sie sollen nicht krebserregend sein, heißt es. Aber stark süchtig machen diese Päckchen allemal. Mit Ausnahme von Schweden ist der Verkauf von Snus in der Europäischen Union sogar verboten. Nikotinbeutel sind jedoch legal. In Dänemark. Aber auch in Österreich. Warum das so ist?
Nikotinbeutel vom österreichischen Gesetz nicht erfasst
Vom österreichischen Gesetz sind die Nikotinbeutel derzeit nicht erfasst. Mangels Tabaks fallen sie nicht in die Definition „Tabakerzeugnisse“. Und mangels Erhitzung fallen sie nicht in die Definition von „Verwandten Erzeugnissen“, zu denen z.B. E-Zigaretten zählen. Auch die EU-Tabakprodukte-Richtlinie regelt Nikotinbeutel nicht. Diese gesetzliche Lücke hat weitreichende Konsequenzen. Dadurch sind Nikotinbeutel gesetzlich nicht geregelt. Heißt: Sie dürfen beworben werden. Und zwar so, als ob sie kein Suchtpotenzial hätten.
Sie dürfen sogar problemlos an Kinder und Jugendliche verkauft werden. Aufgrund dieses juristischen Graubereichs gibt es keinen gesetzlichen Jugendschutz. Die Inhaltsstoffe der Nikotinbeutel müssen nicht so deklariert werden wie jene von Tabakprodukten. Sie werden niedrig besteuert. Sind daher deutlich billiger und durch den niedrigen Preis auch attraktiver. Sie dürfen als harmloses Lifestyle-Produkt vermarktet werden, obwohl sie das nicht sind.
Nikotinbeutelnutzung ist besorgniserregend
Die Hintergrundgeschichte dieser neuen Praxis, sich Nikotinbeutel in die Genitalien zu schieben, ist nicht ganz klar. Wird aber im Allgemeinen der dänischen Partyszene zugeschrieben. Dort sind die jungen Leute bereit, Risiken einzugehen. Sich Nikotinbeutel in die Genitalien zu schieben, ist aber auch eine Art der gegenseitigen Herausforderung – wie sinnbereit auch immer das ist.
Ein anderer Grund für diese Form der Konsumation ist die Tatsache, dass viele durch diese Art der Einnahme ihrem nahen Umfeld verheimlichen können, dass sie ohnehin schon süchtig sind. Man erinnert sich an die Alternative Methode, sich Heroin nicht über die Venen an den Armen, sondern z.B. über den Penis oder über andere Stellen zuzuführen. Die Gesundheitsberaterin Rikke Højland hält diese „kreative Nutzung“ der Nikotinbeutel für sehr besorgniserregend.
Selbst Nikotinbeutel-Nutzer warnen vor dem Gebrauch
Die dänische Gesundheitsberaterin Charlotte Rømer berichtet von einem sehr schwerwiegenden Fall von genitalen Nikotinbeutelmissbrauch, der ihr von einem Studenten gemeldet wurde. Er und Freunde steckten sich Nikotinbeutel unter die Vorhaut des Penis. Sie waren betrunken und haben vergessen, sich die Beutel wieder herauszunehmen.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, war das Drama natürlich perfekt. Ihre Penisse waren rot, geschwollen und taten weh. Ein anderer Nutzer dieser Form des Nikotinbeutelmissbrauchs steckte sich die Beutel ebenfalls unter die Vorhaut. Sein Fazit: „Ich habe es probiert, nur um es auszuprobieren. Ich werde es nicht wieder tun. Es war einfach nicht schön. Es ist überhaupt nichts, was ich anderen empfehlen würde. Finger weg davon.“
Nikotinbeutel schädigen die Schleimhäute
Was viele der Nutzerinnen und Nutzer dieser Beutel nicht wissen, ist, dass diese sehr schädlich für die Schleimhäute sind. Schleimhäute gibt es nicht nur im Mund, über die das Nikotin in den Körper aufgenommen wird. Auch die Bindehaut des Auges, die Wandungen der Vagina, die Deckschicht der Eichel der Klitoris, der Eichel des Penis sowie die Innenseite der Penisvorhaut sind Schleimhäute.
Man sollte sich daher diese Nikotinbeutel nicht in den Mund stecken – das kann das Zahnfleisch schädigen. Und in Penis, Vagina und Anus sollte man sich das Zeug schon gar nicht schieben. Werden die Nikotinbeutel an anderer Stelle am Körper eingesetzt, sind ähnliche Verletzungen nicht auszuschließen wie im Mund. Macht also durchaus Sinn, dass die Hersteller empfehlen, sich das Zeug hinter die Oberlippe zu stecken.
Dänische Regierung will den Preis für Nikotinbeutel erhöhen
Doch nicht nur die körperlichen Schäden sind problematisch. Vor allem über das hohe Suchtpotenzial zeigen sich dänische Gesundheitsexperten besorgt. Es verwundert daher nicht, dass immer mehr Experten verlangen, den Zugang zu Nikotinbeuteln zu erschweren. Wenn man jung ist, macht man sehr viele dumme Sachen. Meistens kommt man auch unbeschadet durch damit. Doch sich Nikotinbeutel in Penis, Po und Vagina zu schieben, ist dann eines dieser Dinge, mit denen man wahrscheinlich nicht so gut durchkommen wird. Vor allem deshalb nicht, weil man es mit einem extrem süchtig machenden Produkt zu tun hat. Die Folgen eines solchen gedankenlosen Späßchens können daher den Rest des Lebens negativ beeinflussen.
Die dänische Regierung hat jedoch bereits reagiert und will den Preis für die Nikotinbeutel erhöhen. Eine Dose Nikotinbeutel mit 20 Stück wird daher in Zukunft um ganze elf Kronen teurer werden. Das sind knapp 1,50 Euro. „Ich hoffe ganz klar, dass dadurch weniger Menschen die Nikotinbeutel verwenden werden. Es ist nicht gut für ihre Gesundheit, daher möchte ich Sie dringend bitten, sich von ihnen fernzuhalten“, sagt Steuerminister Morten Bødskov. Man darf gespannt sein ob diese Hoffnung stirbt oder nicht.
Titelbild Credits: Shutterstock
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