Am 31. Oktober startet ein Demonstrationszug vom Heldenplatz in Richtung Innenstadt. Blickt man hinter die Kulissen, wird es beinahe absurd spannend. Wäre da nicht die angespannte Situation aufgrund der hohen Infektionszahlen. Honk for Hope, eine gutgedachte Initiative bezieht plötzlich völlig neu Positionen.
Wer oder was ist #honkforhope?
Urprünglich hatte die Initiative Honk for Hope (Hupen für Hoffnung) das Ziel, sich für die Interessen der Reisebusbranche einzusetzen. Die Proteste fanden aufgrund der Existenzbedrohung statt, denn die strikten Maßnahmen gefährdeten massiv die wirtschaftlichen Interessen von Busunternehmen.
Nachdem aber immer mehr Querdenker und Verschwörungstheoretiker die Bewegung für sich vereinnahmt hatten, entschied sich der Initiator der Bewegung, Joachim Jumpertz, der Bewegung gegen Ende Juli den Rücken zu kehren. Denn die Bewegung entwickelte sich immer mehr zu einer Art Transportunternehmen für Querdenker und Verschwörungstheoretiker. Vor allem die gehäuften Anfragen von Reichsbürgern und rechten Gruppierungen besorgten den eigentlichen Gründer.
Ein Wiener übernimmt das Zepter
Ab hier dürfte das „Honk“ wohl eher im umgangsprachlichen Verständnis übersetzt werden. Obwohl sich der neue Kopf der Bewegung von extremen Positionen im unten angezeigten Video distanziert, sympathisiert der 41-jährige Wiener und Reiseunternehmer Mag. Alexander Ehrlich mit Querdenkern und Aluhutträgern. Auf der Website steht gleich zu Beginn: „Der einzige Tag im Jahr, an dem auch ein Querdenker, Verschwörungstheoretiker oder Aluhutträger gerne eine Maske trägt!“
Selbst möchte er nicht ins rechte Spektrum gebracht werden. Doch, dass auf genau diesen Demonstrationen zahlreiche rechtsextreme Gruppierungen teilnehmen, daran ändert mit Sicherheit auch seine YouTube-Ansprache nichts.
Hellowien – mit Hygienekonzept als Maskenball für Freiheit
Alexander Ehrlich ruft dazu auf, sich mit kreativ gestalteten Masken an die Vorschriften zu halten oder den Mindestabstand einzuhalten. Damit gibt er die Verantwortung mehr oder weniger an die DemonstrationsteilnehmerInnen ab. Geplant sind insgesamt zwei Veranstaltungen, deren exaktes Ausmaß nicht bekannt sind. Am 31. Oktober findet die Kundgebung „Hellowien“ statt und am Folgetag der „Tag des friedvollen Wandels“.
Ein Blick auf die Liste der Mitwirkenden zeigt auch eine große Zahl selbsternannter ExpertInnen. Mit Personen wie Naama Isabelle Fassbender – eine Kinesiologin und Energetikerin mit einer Praxis Glück, Harmonie und Gesundheit -, eine Tanzschule – Campina’s Dancing World – und diverse KünstlerInnen und Kulturtreibende, die sich gegen Masken und Maßnahmen einsetzen. Steven Warren hat hingegen laut Facebook abgesagt, weil es zu einem „Zerwürfnis mit dem Veranstalter kam“, wie er selbst mit Großbuchstaben schrei(b)t.
Fairerweise müssen wir auch festhalten, dass ein Zahnarzt und ein Rechtsanwalt zu den Mitwirkenden zählen, wie auch PhyisiotherapeutInnen – da ist man doch in den richtigen Händen gelandet, wenn es um das Virus geht. Ich habe meine Grippe auch immer beim Zahnarzt und der Physiotherapie behandeln lassen.
In Zeiten solcher Zahlen solllte auch dem größten Honk klar sein, dass jetzt der Spaß und die Verschwörungen beiseite gelegt werden sollten. Kritik ist wichtig. Vor allem bei dieser Regierung. Aber andere KünstlerInnen zeigen vor, wie dies auch mit den Mitteln des World Wide Webs möglich ist.
Titelbild Credits: Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Doxxing: Ethisch vertretbar oder potenziell gefährlich?
Doxxing hat sich bei Konflikten mittlerweile seinen Weg in den Mainstream gebahnt. Manche sehen es als Instrument, andere als Bedrohung!
ADHS als Trend: die Gefahr der Selbstdiagnose in den sozialen Medien
Plötzlich haben alle ADHS? Ein Trend? Oder liegt das am gesteigerten Bewusstsein, dass die Erkrankung plötzlich deutlich wahrgenommen wird?
Wardalicious: Restaurant ON und zwei Mal Chinabar – zwischen Fusion, Charme und Klassikern
Wardalicious – so heißt die Reihe, die uns jede Woche zu einer neuen Location führt. Wir testen für euch im […]
Blutbuch – Kim de l'Horizons fulminantes, non-binäres Romandebüt
Mit Kim de l'Horizons Debütroman Blutbuch (erschienen bei DuMont) ist seit langem und endlich, endlich, muss man sagen, nein, endlich, muss man schreien! ein Text erschienen, der literarisch geradezu meisterhaft ein Phänomen einzufangen vermag, mit dem sich viele Literaturschaffende schwertun.
Illegal Sprayen in Wien: Interview mit einem Graffiti Sprüher
Illegaler Sprayer im Interview. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der illegalen Seite der Graffitikunst.
Alternativen zum Supermarkt - Nachhaltig einkaufen in Wien
In Plastikfolie verpackte Äpfel, Kartoffeln aus Israel, Erdbeeren aus Spanien – in unserem Alltag steht vor allem die Bequemlichkeit im […]