In einer Zeit, in der die Kosten für Lebensmittel gefühlt, astronomische Höhen erreicht haben, werden die Kund*innen von den Tricks der Supermärkte und der Hersteller noch einmal zusätzlich verarscht. Wir zeigen dir, mit welchen raffinierten Tricks genau, du bei deinem Einkauf gezielt getäuscht und in die Irre geführt wirst.
Shrinkflation
Die sogenannte Shrinkflation ist wohl eine der neuesten Abzocke-Methoden bzw. Tricks der Supermärkte. Während die äußere Größe der Verpackung unverändert bleibt und auch der Preis unverändert bleibt, verringert sich jedoch heimlich die Menge des enthaltenen Produkts.
Ein Beispiel dafür, das von der Verbraucherzentrale Hamburg aufgezeigt wird: Das Unternehmen Katjes, ein Spitzenkandidat für die „Mogelpackung des Jahres“ by the way, reduziert die Füllmenge vieler Fruchtgummi-Packungen von 200 auf 175 Gramm, während der Preis jedoch unverändert bleibt. Dies führt zu einer versteckten Preiserhöhung von mindestens 14 Prozent.
Der Beschiss mit dem „Mehr-Inhalt“
Die Werbung für ein Produkt mit einem erhöhten Inhalt lässt zunächst den Eindruck eines Schnäppchens entstehen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt ganz schnell (Preisvergleich pro Kilogramm!), dass für dieses Mehr ein verhältnismäßig hoher Preis bezahlt wird.
Klar ist mehr drin, aber im Vergleich zum Produktvorgänger hat man dadurch absolut gar nichts gewonnen, sondern es wird einem nur noch mehr Geld aus der Tasche geleiert. Also Vorsicht vor Werbungen mit „mehr Inhalt“ – es ist natürlich mehr drin, aber der Preis ist vermutlich unverhältnismäßig höher als vorher!
Günstiger? Von wegen!
Weiteres, uns allen wohl vertrautes Supermarkt-Phänomen: Die Füllmenge eines Produkts wird reduziert und gleichzeitig auch der Preis gesenkt. Zunächst scheint dies natürlich vollkommen logisch zu sein. Doch der Preisnachlass entspricht nicht immer dem verringerten Inhalt.
Zum Beispiel bietet Aldi einen Bio-Fencheltee an, bei dem der Hersteller die Menge von 75 auf 40 Gramm reduziert hat und der Preis von 1,49 Euro auf 1,19 Euro gesenkt wurde. Man muss nicht einmal Mathematiker*in sein, um zu verstehen, dass die Menge fast halbiert worden ist und das Produkt aber nur um 30 Cent billiger geworden ist. Unter dem Strich bedeutet dieser Move einen Preisanstieg von 50 Prozent.
Weniger drin und trotzdem teurer
Bei diesem preispolitischen Kniff wird nicht nur die Menge des Produkts reduziert, sondern auch der Preis erhöht, was zu einem deutlich höheren Preisanstieg führt, als man auf den ersten Blick erkennen mag. Ein ziemlich dreister Trick in den Supermärkten, aber keine Seltenheit.
Ein Beispiel hierfür ist die Mundspülung Listerine Total Care: Die Menge wurde von 600 auf 500 Milliliter reduziert, während der Preis vermeintlich moderat von 4,45 Euro auf 4,95 Euro gestiegen ist. Dies bedeutet jedoch eine doppelte Preiserhöhung von fast 34 Prozent. Was für eine Mogelpackung!
Jeder Händler mit eigenem Preis
Obwohl man das annehmen könnte, gibt es jedoch keinen einheitlichen Standard unter den Supermärkten. Ein und dasselbe Produkt kann in verschiedenen Einzelhandelsgeschäften in unterschiedlich gefüllten Verpackungen zu einem identischen Preis angeboten werden.
Zum Beispiel kosten die Lachgummis von Storck bei Rewe und Budni beide 1,19 Euro. Aber die Packung bei Budni hat 50 Gramm weniger Inhalt als die bei Rewe. Dies ist jedoch nur für Kund*innen erkennbar, die mit diesem Trick vertraut sind und die Gewichtsangaben auf den Verpackungen stets miteinander vergleichen.
Sammelpackungen
Die Strategie der Sammelpackung: Sammelpackungen werden verwendet, um mehrere Einheiten eines bestimmten Produkts preisgünstiger anzubieten, als wenn man nur ein einziges Produkt kauft. Kauf mehr und spare Geld, denkt man sich.
Doch auch was die Sammelpackungen betrifft, greifen die Unternehmen zu schäbigen Tricks. Zum Beispiel wurde der Inhalt des Oreo Eis-Sammelpacks von Froneri im Jahr 2023 von 4 auf 3 Stieleise reduziert, mit jeweils 90 statt 110 Millilitern Eis. Dadurch wird das Eis bei gleichem Verkaufspreis aber um 63 Prozent teurer.
Skimpflation
Die Hersteller ändern die Rezeptur ihrer Produkte und greifen auf billigere bzw. qualitativ minderwertige Zutaten zurück. Am Gesamtpreis ändert sich da natürlich nichts und man bezahlt dieselbe Summe wie für das Produkt mit den guten Zutaten.
Ergebnis: Der Hersteller spart Kosten und erhöht seine Marge. Und der Kunde? Er bezahlt dasselbe wie für gute Ware, bekommt aber eine fragwürdige Qualität geliefert. Bei seinem Mischstreichfett beispielsweise senkte Hersteller Arla den Anteil an Butter und Rapsöl und fügte stattdessen mehr Wasser hinzu. Dass dieser Trick im Supermarkt auffällt, ist wohl nahezu ausgeschlossen.
Tricks der Supermärkte: Die Dosierung machts
Veränderte Dosieranweisungen führen dazu, dass größere Mengen eines Produkts verbraucht werden müssen. Seit 2023 wird beispielsweise bei vielen Sirupsorten von Sodastream empfohlen, mehr Konzentrat pro Liter Getränk zu verwenden. – Weil man als Hersteller vermutlich beim Konzentrat selbst gespart hat! Gleichzeitig wurde die Füllmenge pro Flasche reduziert, was zu einer Preiserhöhung von 33 Prozent führte.
Der Schmäh mit der größeren Verpackung
Kaum zu glauben, aber wahr. Bei diesem Hersteller-Trick wird die Verpackung zwar größer, aber die Füllmenge kleiner. Wie zum Beispiel bei der Chocolat Amandes.
Die Verpackung der Schokolade ist seit vergangenem Jahr 22,5 statt 18 Zentimeter lang, der Inhalt aber von 184 auf 150 Gramm geschrumpft. Somit wird das Produkt um 30 Prozent teurer, worüber die größere Verpackung natürlich hinwegtäuschen soll.
Diverse Sorten: diverse Preise
Milchreis klassisch, mit Schokolade oder Kirsche. Wird ein Produkt einmal zum Erfolg, legen die Hersteller oftmals auch andere Sorten nach. Daran ist nichts verkehrt. Problematisch wird es aber, wenn jede Sorte zwar zum selben Preis, aber mit jeweils einer anderen Füllmenge verkauft wird.
Beispiel gefällig: Der große Bauer-Joghurt. Die Sorten Schokosplit-Erdbeere und Pürierte-Früchte stehen mit nur 225 Gramm pro Becher zum gleichen Preis im Regal wie andere Sorten derselben Marke mit 250 Gramm Inhalt. Der Preisaufschlag: elf Prozent.
Die Tricks der Supermärkte und Hersteller: ein Fazit
Rechtlich spricht leider nichts dagegen, dass die Hersteller viele diese Tricks anwenden. Dennoch dürfen Konsumentinnen und Konsumenten nicht getäuscht werden. Die Beschwerden über diese Tricks häufen sich jedoch und in manchen Fällen kommt es sogar zu einer Klage. Wie die Traditionsfirma Manner unlängst hatte erfahren müssen.
Das Gericht folgte nämlich der Rechtsauffassung des VKI (Verein für Konsumenteninformation) und beurteilte das Produkt als irreführende Mogelpackung. Verkauft wird das Produkt natürlich weiterhin. Das Einzige, dass gegen diese Bescheißereien wirklich hilft, ist wohl die Mündigkeit des Konsumenten.
Titelbild © Shutterstock
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