Am 8. März ist der Internationale Frauentag, auch Weltfrauentag genannt. Seit den 2000ern wird er zunehmend für kapitalistische Zwecke instrumentalisiert: jährlich setzen sich am 8. März plötzlich sämtliche Medien und Unternehmen für Frauenrechte ein. Aber woher kommt der Frauentag eigentlich und wofür steht er?
Der erste Frauentag ist 1910 auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz beschlossen worden. Thema dieser Konferenz war die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin war Hauptinitiatorin des Frauentags.
Erst seit 1921 feiert man den Frauentag am 8. März. Das Datum wählte man zur Erinnerung an den 8. März 1917, als Frauentags-Demonstrationen in Russland eine Streikwelle im ganzen Land auslösten.
Am Internationalen Frauentag wird weltweit auf Frauenrechte und Gleichberechtigung aufmerksam gemacht. Die Errungenschaften der Frauenbewegung und die noch immer bestehenden Ungleichheiten werden thematisiert.
Meilensteine der Gleichberechtigung in Österreich
1918 wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.
1948 wird erstmals eine Frau Bürgermeisterin.
1975 wird der Schwangerschaftsabbruch bis zum 3. Monat erlaubt.
Ab 1975 dürfen Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten gehen.
1989 wird die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.
1990 wird Johanna Dohnal erste Frauenministerin und die Väterkarenz eingeführt.
1993 tritt das Gleichbehandlungsgesetz in Kraft.
2006 wird Barbara Prammer erste Präsidentin des Nationalrats.
2019 wird Brigitte Bierlein erste Bundeskanzlerin Österreichs, sie wurde aber nicht direkt gewählt, sondern im Rahmen einer Übergangsregierung eingesetzt.
Warum der Weltfrauentag wichtig ist
Ja, in den letzten hundert Jahren hat sich viel getan. Warum es die Frauenbewegung noch immer braucht? 9 von 10 BürgermeisterInnen in Österreich sind männlich. Eine Sache hat sich in den letzten Jahren gedreht: Es gibt mittlerweile zumindest mehr Bürgermeisterinnen, als Bürgermeister, die Josef heißen. Ja, bis vor kurzem war das noch nicht der Fall.
Auch das vergangene Jahr hat die Bedeutung der Frauenbewegung einmal mehr unterstrichen: Der Weltfrauentag 2021 steht im Zeichen der Covid-19-Pandemie. Das Motto soll hervorheben, dass die Aufgabenlast der Frauen während Corona deutlich gestiegen ist: Frauen stellen den Großteil des Personals in sozialen und Pflegeberufen dar. Auch im häuslichen Umfeld übernehmen primär Frauen die unbezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit.
Dass Frauen mehr bedroht von Altersarmut sind, durchschnittlich schlechter bezahlt werden als Männer, in medizinischen Studien unterrepräsentiert sind und die höchste Betroffenenanzahl von sexualisierter und körperlicher Gewalt aufweisen, sei hier nur am Rande erwähnt.
Nachdem nicht nur Frauen, sondern auch queere Personen unter patriarchalen Strukturen leiden, sprechen immer mehr Menschen vom Feministischen Kampftag. Der Frauentag hieß ursprünglich übrigens Frauenkampftag. Aber das klang anscheinend zu extrem, um ein international gefeierter Welttag zu werden.
Titelbild Credits: María_Alberto, Pixabay
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Schulschließung: Eltern im Spannungsfeld - egal wie, es ist falsch
Zwei Wochen nach den Oberstufen wechseln ab heute auch alle anderen Schulstufen ins Distance-Learning. Zuhause bleiben ist angesagt. Doch es […]
Trotz: das neue Buch der Skandalautorin Ronja von Rönne
Mit ihrem Essay Trotz legt Skandalautorin Ronja von Rönne einen gelungenen philosophischen Versuch vor, der recht lustig zu lesen ist.
Der Wiener Akademikerball: Tradition oder politische Provokation?
Der von der FPÖ organisierte Wiener Akademikerball (auch „WKR-Ball“) findet seit 2013 jährlich in der Wiener Hofburg statt. Während er […]
Fubar mit Arnold Schwarzenegger: schwache Agenten-Action, aber fulminante Netflix-Comedy
Arnold Schwarzenegger ist zurück und hat sich mit Netflix zusammengetan, um seine Fans mit der Agenten-Komödie Fubar zu erfreuen.
Die Top 5 Klimasünder: Klimawandel nur ein Symptom des maroden Systems
Wir sprechen stets über den Beitrag, den jede und jeder im Kampf gegen den Klimawandel leisten muss. Natürlich sollten wir […]
Quiet Hiring: Gefahr oder Chance für Arbeitnehmende?
Bekommst du an deinem Arbeitsplatz plötzlich deutlich mehr Verantwortung aufgebürdet? Zugleich aber keine förmliche Beförderung oder mehr Lohn? In diesem […]