Wenn man durch die Wiener Gassen flaniert, steigt einem bei den ersten warmen Sonnenstrahlen der Geruch von Gras in die Nase. Die Parks füllen sich und Menschen treffen auf offener Straße wieder vermehrt aufeinander. Während manche pikiert die Nase rümpfen und sich fragen, warum denn niemand etwas gegen das ungefragte Odeur des Frühlingsbeginns unternimmt, sehnen sich andere nach Orten, wo sie in Ruhe einen Joint rauchen können. Ganz paranoiafrei. Ein Widerspruch in sich? Was ist im Moment der Status quo? Bubatz legal, yes or no?
Das CBD-Drama…
Die Debatte um den Verkauf von CBD-Blüten in Österreich hatte gerade erst wieder Fahrt aufgenommen. Im Zentrum stand noch vor vier Tagen die Frage, ob diese Produkte ausschließlich in Trafiken verkauft werden dürfen oder ob auch spezialisierte CBD-Shops dazu berechtigt sind. Ebenso Zündstoff lieferte die brodelnde Gerüchteküche rund um den illegalen Verkauf von „echtem Gras“ in den Shops. Verfassungsjurist Heinz Mayer erstellte ein bedeutendes Gutachten. Darin argumentierte er, dass legal handelbare CBD-Blüten zwar der Tabaksteuer unterliegen, jedoch nicht dem österreichischen Tabakmonopolgesetz. Eine Ausweitung des Monopols auf CBD-Produkte wäre laut Mayer verfassungs- und europarechtswidrig sowie ein unzulässiger Eingriff in die Erwerbsfreiheit. Das Finanzministerium hingegen vertritt die Auffassung, dass mit der Tabaksteuerpflicht auch das Tabakmonopol greift. Die unterschiedlichen Rechtsauffassungen haben die Branche in eine schwierige Lage versetzt. Laut dem Österreichischen Cannabis-Bundesverband (ÖCB) erlitten fast 500 CBD-Shops Umsatzeinbußen von bis zu 80 Prozent. Es kam zu Strafbescheiden, Steuernachforderungen und Insolvenzen. Seit vier Tagen dürfen die Shops wieder ihren vollen Warenbestand anbieten – den Legalen natürlich. Was bleibt? Unsicherheit auf Konsument:innenseite.
Legalisierung?
Soviel mal zu CBD. Wie sieht es allgemein mit der Legalisierungsfrage aus?
Die politische Stimmung zu dem Thema lässt sich anhand der geschilderten Entwicklungen ja recht gut ablesen. Seit dem 1. Juli 2024 haben in Deutschland Anbauvereinigungen die Möglichkeit, Cannabis zu produzieren. Von vielen Seiten hoffte man, das würde sich – wie auch sonstige politische Trends – auf Österreich abfärben. Bisher dazu? Ne, fix nicht.
2022 wurde ein Antrag auf Aufhebung des Verbotes vom Verfassungsgerichtshof abgelehnt. Was die Paranoia angeht, gibt es aber immerhin ein paar beruhigende Worte. Grundsätzlich gilt: Therapie statt Strafe.
Kenne deine Rechte…
Als geringe Menge gilt Cannabis, wenn es eine Wirkstoffmasse von weniger als 20 Gramm THC aufweist. Das entspricht – je nach Sorte – etwa 80 bis 300 Gramm getrockneter Blüten. Bei einem Strafverfahren wegen Erwerbs oder Besitzes einer geringen Menge muss die Staatsanwaltschaft die Anzeige gemäß § 35 Suchtmittelgesetz (SMG) für ein bis zwei Jahre zurücklegen. So sollen Betroffene vor übermäßiger Kriminalisierung geschützt werden.Wird man in der Probezeit erneut erwischt, wird das Verfahren ruckzuck wieder aufgenommen. Zurückgelegt wird nur, wenn man bei der Gesundheitsbehörde einen Termin ausmacht. Theoretisch kann der Staatsanwalt von dieser Maßnahme absehen, wenn die angezeigte Person ausschließlich eine geringe Menge Cannabis für den Eigenverbrauch erworben und besessen hat – und keine gesundheitsbezogene Maßnahme als notwendig betrachtet wird. Gejagt werden die Big Player, nicht die anxiety-loaded Kids im Park.
Es sei hier betont, dass die Verfolgung Millionen an Steuergeldern kostet und Lebenschancen unwiederbringlich zerstört – denn: Gesetz bleibt Gesetz. Und wer im Votivpark eine Lunte anraucht, die Rauchschwaden durch den ersten Bezirk ziehen lässt, muss sich über die Beschwerden des Pöbels nicht wundern.
Hol dir vielleicht lieber dieses Gadget, bevor Herr und Frau Kommissar sich doch auf den Schlips getreten fühlen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Was bleibt, ist eine ambivalente Stimmung. Zwischen Traditionsunternehmen wie Gmundner Keramik, die inzwischen Bongs herstellen, und einer Generation, die sich auf Social Media auch gerne als „sober curious“ bezeichnet, müsste mehr Platz sein für Selbstbestimmung.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Ja, ja – das Argument, dass Alkohol auch schlecht sei, stinkt zum Himmel. Haben wir gecheckt. Aber es ist doch eine Ebene des Vergleichs. Denn Verbote haben noch nie viel gebracht. Siehe die Prohibition. Also sollten wir alles erlauben, weil die Leute sowieso tun, was sie wollen?
Glaubensfrage.
Daran ändert auch dieser Artikel nichts.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Was klar ist: Bildung ist und bleibt das A und O.
Suchtverhalten ist extrem unterschiedlich. Und wenn man merkt, dass jemand im Umfeld abrutscht, dann gibt es Anlaufstellen – etwa den Bereitschaftsdienst für Psychotherapie. Alltagsflucht ist ein Bedürfnis, das mittlerweile wohl dem Großteil der Breitbandgesellschaft ein Begriff ist. Einengung schafft Widerstand – so ist das halt.
Fazit
Die Schrauben, an denen im System gedreht wird, sitzen oft genau dort locker, wo sie halten sollten – etwa bei Bildung und Aufklärung rund um Drogenkonsum. Und viel zu fest dort, wo man durch Lockerung gesellschaftlich gebrandmarkten Lebensrealitäten eine Zukunft schenken könnte.
Kennst du schon diesen Artikel von uns? Erfahre mehr zu pro und kontra Argumenten hinsichtlich der Legalisierung in Österreich.
Titelbild © Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Wildfleisch am Piercing - was tun gegen das unbeliebte Gewächs?
Wildfleisch am Piercing ist durch verschiedene Möglichkeiten leicht zu behandeln und in den meisten Fällen auch rasch wieder weg.
Brat-Girl-Trend: gegen Vanilla Girls, Barbies und Perfektion
Pop-Queen Charli XCX läutet einen neuen Sommer-Trend ein. Was es mit dem "Brat-Girl"-Trend auf sich hat, erfährst du in diesem Artikel.
Vienna Vice: WARDA Network feiert Weihnachten wie Kultserie
VIENNA VICE - Die Wiener Kreativmanufaktur WARDA Network überraschte mit ihrer exklusiven Weihnachtsfeier im Stil der Kultserie "Miami Vice"
Panik und Angst - der schmale Grat zwischen Rationalität und Wahnsinn
Anlässlich des Welt Paniktages am 18. Juni haben wir uns mit dem präsenten und doch häufig unter den Tisch gekehrten Thema der „Panik“ auseinandergesetzt und die Stellung von Ängsten in unserer Gesellschaft ein bisschen unter die Lupe genommen.
Panik ist die kleine Genossin ihrer großen Schwester, der Angst, denn auch, wenn erst aus einem Moment der Angst Panik resultiert, so ist die reine Angst vor Etwas gesellschaftlich mehr "salonfähig" bzw. akzeptiert, als die Panik vor Etwas.
Outdoor Aktivitäten im Wiener Frühling
Der Frühling steht mit beiden Füßen in der Tür und mit ihm die Frage nach Alternativen zur überfüllten Donauinsel. Keine […]
Maltas Straßen begrüßen die Dinosaurier im neuesten Jurassic World-Film
Jurassic World Dominion, der neueste Film der Blockbuster-Trilogie, feiert endlich sein lang erwartetes Debüt auf der Kinoleinwand. Der Film, der […]