Ist es in Ordnung mit vergebenen Männern zu schlafen und dabei keine Reue zu empfinden? Ist es verwerflich, wenn man bewusst die Rolle der „anderen Frau“ wählt und dabei auch noch richtig Spaß hat?
Heute morgen habe ich mich dazu entschlossen, meine eigene Kolumne zu veröffentlichen. Schon länger habe ich mit dem Gedanken gespielt und die Entscheidung ist mir nicht unbedingt leicht gefallen. Ich wusste von Anfang an: Falls ich mich dazu entscheide, muss ich sehr viel Persönliches preisgeben. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich meiner Community uneingeschränkten Zugang in meine Gedanken lassen, als würde ich jedem Zutritt in meine Gefühlswelt gewähren.
Denn eines vorweg: Ich werde ausschließlich über Themen schreiben die polarisieren, moralisch nicht immer vertretbar sind und gesellschaftliche Tabuthemen aufgreifen. Die Welt ist voller Heuchler und Menschen, die nur soweit eine „eigene Meinung“ haben, solange sie noch von der Gesellschaft angenommen wird. Von dieser Art von Prüderie möchte ich mich hiermit verabschieden. Ich habe mich schon lange genug für Andere verstellt, ich möchte niemandem mehr gefallen.
Mein erstes Thema ist schon relativ heikel gewählt und betrifft in erster Linie Frauen. Liebes „stärkere Geschlecht“, mit Sicherheit fand jede von uns schon mal einen vergebenen Typen attraktiv. Aber wie weit darf man als Frau gehen, ohne jemandem Schaden zuzufügen? Eine Freundin von mir hat zu diesem Thema eine ganz klare Aussage gemacht: „Wenn er mich interessiert, dann spielt es für mich keine Rolle, ob er vergeben ist. Er kann ja selber entscheiden, ob er seine Freundin betrügt oder nicht. Ich zwinge ihn nicht dazu!“
Wer trägt die Verantwortung beim Fremdgehen?
Diese Aussage klingt im ersten Moment vielleicht hart, aber nach einigen Überlegungen, musste ich ihr Recht geben. Warum behandeln wir Männer wie kleine Kinder? „Er kann ja nichts dafür, wenn er verführt wird“. Natürlich muss er das selbst entscheiden. Was kann die „andere Frau“ für seine Schwäche? Sie betrügt ja niemanden. Ich muss ehrlich zugeben, ein bisschen bin ich meiner Freundin neidisch, weil sie diese widerliche Reue nicht empfindet.
Weil sie ohne Gewissensbisse so leben kann, wie sie es möchte und es ihr gut dabei geht. Ich hingegen hatte schon immer Probleme mit meinem Gewissen. Aber das macht mich keinesfalls zu einem guten Menschen. Ich mache KEINE bösen Sachen aus falschen Gründen. Nicht, weil ich sie als falsch empfinde, sondern weil ich mit den Konsequenzen nicht leben kann.
Männer sind für mich ein spezielles Thema, ich werde manchmal sehr besitzergreifend. Es würde mir unendlich wehtun, wenn mein „Mann“ mich betrügen würde, deshalb halte ich mich von vergebenen Männern fern. Ich könnte auch nicht entspannen, ich hätte immer das Gefühl, ich wäre der Grund für jemandes Leid.
Für mich zählt ganz klar: Ich bin niemandes Trophäe. Entweder ganz oder gar nicht, aber in der Rolle der „anderen Frau“ würde ich mir schrecklich erbärmlich vorkommen. Zu wissen, dass ich sein kleines Geheimnis bin, während er den Schein seiner gesunden Beziehung aufrechterhält… No way, nicht mit mir.
Natürlich gibt es auch Frauen die genau das genießen: die kleine, böse Nebenbeschäftigung zu sein. Auch das will ich nicht verurteilen. Im Gegenteil! Denn zugegeben, es hat schon seinen Reiz: Du kannst unbeschwert vögeln, hast keinerlei Verpflichtungen und bist niemandem eine Rechenschaft schuldig.
„Geile Nacht mit dir! Hast du schon meine blonden Haare aus dem Bett geklaubt? Nicht, dass deine Tussi was mitbekommt.“ Diese Nachricht hat mal ein Freund von mir, ein chronischer Betrüger, von seiner Affäre bekommen.
Das selbe Mädchen fing langsam aber sicher an, ihr neues „Revier“ zu markieren. Sie versteckte Schiebespangerl und Haargummis bei ihm und irgendwann fand seine Freundin den Schmetterling-Tanga seiner Affäre unter ihrem Polster. Es probierte sich rauszureden, vergeblich. Männer sind manchmal so unglaublich dumm. Mit einem vergebenen Mann zu schlafen ist die eine Sache, aber seiner Freundin auf der Nase herumzutanzen und ihr mit voller Absicht weh zu tun, eine andere. Das machen nur ganz böse Mädchen.
Also Mädels, nur zu, lasst euch nicht entmutigen. Solange ihr niemanden vorsätzlich verletzt und ihr eure Taten mit eurem Gewissen vereinbaren könnt, steht euch nichts im Weg. Seid nur so fair und vögelt bitte nicht in ihrem gemeinsamen Bett. Das wäre schon sehr unverschämt. Und das wichtigste: Kondom nicht vergessen! Ihr seid sicher nicht seine einzige Nebenbeschäftigung.
Titelbild Credits: Hannes Hagenauer
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