Aus gegebenem Anlass eine kleine filmische Anleitung über die Dos und Don’ts im seriösen Journalismus. Das tolle daran, man muss sie nicht einmal lesen! Wie auch immer: hier unsere Top 10 Filme zum Thema Journalismus.
10. Ace in the Hole (1951)
Zugegeben, der Film ist schon älteren Jahrgangs. Jedoch geht er in seiner Qualität auf wie ein guter Wein – das bedeutet, dass er immer besser wird.
Die Story: Den ehrgeizigen und ehemaligen big-city Journalisten Chuck Tatum (Filmikone Kirk Douglas) hat es von den angesagten Redaktionen zur Provinzzeitung Sun-Bulletin verschlagen – eine kleine Lokalzeitung, die für einen unspektakulären, aber ehrlichen Journalismus steht – woran sich so etliche Medien ein Beispiel nehmen sollten!
Nach einer Zeit bei dem Provinzheft hört Tatum von einem Einwohner, der auf der Suche nach indianischen Artefakten in einer Höhle eingeschlossen wurde. Er ist fest davon überzeugt, eine Megastory daraus machen zu können, mit der er wieder zu einer der bedeutenden Top-Zeitungen kommen kann.
Er behindert also die Rettungsarbeiten, lässt sich jedoch gleichzeitig auch zum heldenhaften Retter des Eingeschlossenen hochjubeln. Gemeinsam mit dem korrupten Sheriff, der durch das Drama seine Popularität erhöhen will, übt der skrupellose Reporter Druck auf die Ingenieure aus, damit sie eine langsamere Rettungsmethode benutzen.
Einfach nur Wahnsinn, beruht jedoch leider auf einer wahren Begebenheit. Der deutsche Titel lautet übrigens Reporter des Satans – wie passend. Der Film schildert eindrucksvoll und schonungslos wie ein einzelner Reporter für seine eigene Karriere bereit ist, über Leichen zu gehen.
9. Nightcrawler (2014)
Louis Bloom (Jake Gyllenhaal), ein Kleinkrimineller, tauscht ein gestohlenes Rennrad gegen eine Kamera und ein Funkgerät ein, um den Polizeifunk abzuhören.
Warum?
Langsam aber sicher etabliert er sich als besonders rücksichtsloser und findiger Kameramann, der den erfolglosen Nachrichtensender KWLA in Los Angeles mit Bildmaterial von Unfällen und Gewalttaten beliefert. Dort hat die nicht minder rücksichtslose Redakteurin Nina das Sagen. Sie erkennt und fördert Blooms Talent, mit ungeahnten Folgen.
Nightcrawler ist hart, härter… und doch: am härtesten Punkt ist der Film eine intelligente Aufforderung an die Zusehenden über ihre eigene, oftmals stupide Schaulust zu reflektieren. Bleibt natürlich abzuwarten, ob das auch gelingt. MIt seinem gesellschaftskritischen hat dieser Film es jedoch vollkommen verdient in unsere Auflistung von Filmen über Journalismus geschafft.
8. Capote (2005)
True Story: USA, November 1959: Truman Capote, Erfolgsautor (Frühstück bei Tiffany) und Mitglied der internationalen Partyszene, reist nach Kansas, um eine Reportage über die brutalen Morde an einer vierköpfigen Farmerfamilie, den Clutters, zu schreiben.
Nachdem die beiden Täter gefasst und zum Tode verurteilt werden, erhält Capote Einblick in deren Lebensgeschichten, welche er nicht so monströs darzustellen gedenkt, wie die Zeitungen das gemacht haben.
Fazit: Eine brillant und elegant inszenierte Filmbiografie mit Hang zu Melodramatik. Philip Seymor Hoffmans grandiose Darstellung wurde mit dem Oscar als bester Darsteller gekrönt. Obendrauf vermittelt der Film eine durchaus menschliche Annäherung an eine Reportage.
7. Anchorman: The Legend of Ron Burgundry (2004)
Dieser grenzgeniale Streifen ist im Grunde genommen eine Parodie der 70er Jahre; im Speziellen persifliert er jedoch die Boulevardisierung der Fernsehnachrichten, den Wettbewerb zwischen den Sendern, Sexismus und die oftmals scheiternden Bemühungen um Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern.
Held dieser Story ist der Nachrichtenmoderator Ron Burgundy (Comedy-ass Will Ferrell), der in San Diego Legendenstatus erreicht hat. Sein Leben und seine Karriere verlaufen formidabel, bis die kesse Veronika in der Redaktion des Senders auftaucht und im Newsroom mitmischen zu gedenkt.
Regisseur Adam McKay ist zwar keine intelligente Mediensatire gelungen, aber eine herausragende Komödie, die mit fulminant stupiden Gags und skurrilem Humor zu begeistern vermag.
6. Fear and Loathing in Las Vegas (1998)
Raoul Duke – das Alter Ego des Journalismus-Pioniers Hunter S. Thompson – ist Sportjournalist und soll Anfang der 70er für ein Magazin über ein Offroad-Rennen in der Wüste von Las Vegas berichten. Dabei wird er von seinem skurrilen Freund und Rechtsanwalt Dr. Gonzo – inspiriert durch Oscar Zeta Acosta – begleitet.
Bereits auf der Hinfahrt schmeißen die beiden einen Trip ein, der sich – so viel sei verraten – durch den ganzen Film zieht. Trotz des gewagten Inhalts bietet dieser Kult-Film außergewöhnlich innovatives Kino, das von einer fantastischen Inszenierung und dem großartigen Spiel der Darstellenden getragen wird. Auf melancholische Weise wird hier der Untergang des American Dream der Hippie Ära „besungen“.
Was das Ganze mit Journalismus zu tun hat?
Der Film basiert auf Hunter S. Thompsons gleichnamigen Roman. Zudem ist er der Begründer des Gonzo-Journalismus. Dabei handelt es sich um eine Form des Journalismus, welcher das eigene Erleben des Reporters in den Vordergrund stellt. Er schreibt radikal subjektiv, mit starken Emotionen und absichtlichen Übertreibungen. „Sarkasmus, Schimpfwörter, Polemik, Humor und Zitate werden als Stilelemente verwendet. Anmerkung: Nach journalistischen Kriterien handelt es sich beim Gonzo-Journalismus nicht um Journalismus, sondern um Literatur.“
5. The Insider (1999)
Vorsicht: Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit!
Der Chemiker Jeffrey Wigand (Russel Crowe) arbeitet für einen amerikanischen Tabakkonzern. Nachdem er Bedenken wegen des Einsatzes von Abhängigkeit erzeugenden Zusatzstoffen im Tabak äußert – welche die suchterzeugende Wirkung des Nikotins erhöhen – wird er entlassen.
Daraufhin versucht er zusammen mit dem Produzenten (Al Pacino) eines angesehenen Fernsehmagazins gegen die teilweise kriminell anmutenden Praktiken der Tabakindustrie vorzugehen und sein Wissen an die amerikanische Öffentlichkeit zu bringen.
Dieser intelligente Film brilliert auf sagenhaft hohem Niveau, verzichtet auf Gewaltakte und legt den Fokus verstärkt auf die Darstellung struktureller Gewalt. Ein must see! Eine lehrreiche Studie über die Manipulationsmechanismen der Medien.
4. Spotlight (2015)
1976 auf einer Polizeiwache: Ein Priester, der Kinder missbraucht, wird festgehalten. Doch in Windeseile taucht ein hochrangiges Kirchenmitglied auf und überredet alle Beteiligten auf eine Anzeige zu verzichten – Unglaublich, dass das funktioniert hat! Die Sache wird schließlich unter die Decke gekehrt. Eins zu Null für die Kirche.
2001: The Boston Globe bekommt einen neuen Chefredakteur, Marty Baron. Dieser rollt den vertuschten Skandal wieder auf, da er vermutet, dass dieser Fall einen Hinweis auf ein ganzes Missbrauchssystem geben könnte. Er drängt das hauseigene Investigativ-Team Spotlight dieser Sache weiter nachzugehen. Das Team beginnt den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Boston aufzudecken.
Leider wieder einmal eine wahre Geschichte und daher auch ein absolutes Muss, wenn es um Filme über Journalismus geht.
3. True Crime (1999)
Der schwarze Mechaniker Frank Beechum sitzt im Staatsgefängnis San Quentin – er wurde zur Todesstrafe wegen Mordes an einer Kassiererin verurteilt. Es ist der Tag vor seiner geplanten Hinrichtung.
Der Ex-Trinker Steve Everett (Clint Eastwood – der auch Regie führt) – vom „Abstellgleis“ der Redaktion – erhält den Auftrag, ein Interview mit Beechum durchzuführen. Bereits als er von der Redaktions-Assistentin in den Fall eingeführt wird, bekommt der den Eindruck, dass an der ganzen Sache etwas mehr als faul ist. Doch er hat nicht mehr viel Zeit!
Ein gewohnt intelligenter Eastwood-Film, der extrem aufmerksam den menschichen Emotionen gegenüber ist, jedoch leider von Kritik und an den Kassen unbeachtet geblieben ist. Doch zeigt er das Portrait eines Menschen, der – um die Wahrheit aufzuspüren – von seinen letzten Kraftreserven zu zehren bereit ist und somit mehr als ausreichend journalistische Moral beweist.
2. Absence of Malice (1981)
Ein Gewerkschaftsführer ist spurlos verschwunden. Die Ermittlung in dem Fall leitet Elliot Rosen. Dieser steckt der Sensationsreporterin Megan Carter, Mike Gallagher (der Beteriber eines Spirituosenladens) hätte etwas mit dem Verschwinden zu tun, weil er vermutet, so an den Verschwundenen selbst heranzukommen.
Der völlig unschuldige Gallagher steht plötzlich öffentlich am Pranger und erhält keine Möglichkeit mehr, seine Unschuld zu beweisen.
Dieser Film ist ein ausgezeichnetes Plädoyer dafür, dass das Motto „unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist“ sich auf fatale Weise umkehren lässt. Ein Klassiker unter den Journalisten-Filmen, mit Darstellern, die in Höchstform performen.
1. All The President’s Men (1976)
Dieser Filmklassiker (nicht nur unter dem Journalismusaspekt) handelt von den mehrjährigen Recherchen der Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward von der Washington Post, welche aufdeckten, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses versuchten, das Wahlkampfbüro der oppositionellen Demokratischen Partei abzuhören – Watergate-Skandal. Der Rest ist Geschichte – nicht nur im Film.
Mit einem 8 Millionen Dollar Budget spielte dieser Film allein in den USA 70 Millionen Dollar ein – trotz seiner anspruchsvollen Thematik. Unter anderem wurde „Die Unbestechlichen“ (Anm. d. Red.: so der deutsche Titel) für acht Oscars, vier Golden Globes und zehn British Academy Film Awards nominiert. 2010 wurde All The President’s Men sogar in das National Film Registry der US-Kongressbibliothek aufgenommen. In diesem Sinne: ein Film den man gesehen haben sollte, erst recht, wenn man Hintergründe der journalistischen Arbeit verstehen möchte.
Titelbild Credits: Shutterstock
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