Klassische Medien haben ausgedient, 9:16 ist das Format der Gegenwart und Zukunft! 9:16?! Richtig gehört – das Smartphone mit seinem vertikalen Format ist nicht erst seit der Pandemie ein ständiger Begleiter. Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit auf TikTok, Instagram und YouTube, connecten, informieren und unterhalten sich dort. In dieser Kolumne stelle ich euch die Highlights des vergangenen Monats vor – viel Spaß damit!
Instagram sperrt Kanye West
Es schmerzt, dem Niedergang des Kanye West zusehen zu müssen. Als Musiker ein Ausnahmetalent, das bestätigen die Millionen verkauften Platten, scheint dem unter einer bipolaren Störung leidenden US-Amerikaner nach und nach der innere Kompass abhandenzukommen. Bereits in jüngerer Vergangenheit fiel er durch absurde Auftritte auf. Sein gescheiterter Versuch, US-Präsident zu werden, war nur einer von vielen. Kürzlich schoss er erneut auf höchst unangenehme Art und Weise über das Ziel (welches auch immer das gewesen sein soll) hinaus, als er via Instagram antisemitische Verschwörungstheorien verbreitete. Für den Meta-Konzern eine rote Linie, der Account wurde umgehend gesperrt, für Kanye der zweite Verweis, nachdem ihn bereits Twitter rausgeschmissen hatte.
Walk like a President
Stefan Leonhardsberger ist selbsterklärter Comedian, Schauspieler – und Runner, was übersetzt wohl so etwas wie Läufer bedeutet. Und tatsächlich besitzt der in Ingolstadt wohnhafte Österreicher ein gewisses läuferisches Talent, jedenfalls wenn es darum geht, bekannte Persönlichkeiten, vor allem Präsidenten, zu imitieren. Ob Obama, Biden oder auch Bundespräsident van der Bellen, selbstverständlich mit Zigarette in der Hand: Leonhardsberger trifft die verschiedenen Stile so gut, dass man das Original wohl auch ohne den hinzugefügten Namen erkennen würde. Das Video veröffentlichte er zwar bereits im April, doch das Tor zur Viralität öffnete sich erst vor kurzem, seitdem ist es jedoch sperrangelweit offen: Alleine auf TikTok verzeichnete es 6,6 Millionen Views, darüber hinaus wurde es auch auf anderen Plattformen fleißig verbreitet.
@leonhardsberger Walk like a President #obama #biden #trump #macron #erdogan #putin
Über TikTok zum Spiegel-Bestseller
Dass TikTok für Musiker*nnen ein entscheidender Hebel sein kann, um der Karriere einen enormen Push zu geben, ist mittlerweile hinlänglich dokumentiert. Doch mit dem BookTok-Hashtag, der mittlerweile unglaubliche 88,3 Milliarden Mal verwendet wird, entwickelt sich ein Trend hin zum Lesen, der sich nun im Erfolg von Colleen Hoover manifestiert. Die US-Amerikanerin ist nicht nur eine begnadete Autorin – sie und ihr Verlag erkannten außerdem das große Potenzial, das in TikTok schlummerte, und integrierten die Plattform in die Marketing-Strategie. Hoover zählt dort mittlerweile mehr als eine Million Follower. Postet immer wieder unterhaltsamen Content, geht auf LeserInnen-Reaktionen ein. Und wurde im Oktober mit dem Buch “It starts with us” zur Spiegel-Bestsellerautorin.
@colleenhoover 2,000 & done. Obviously taking up singing next. #booktok
TikTok als Nachrichtenquelle – doch das sind keine guten News
Immer mehr Menschen beziehen ihre Nachrichten via TikTok. Das ergab eine Studie des Pew Research Center innerhalb der USA (wovon sich jedoch einiges für Europa ableiten lässt). Ein Drittel der AmerikanerInnen im Alter von 18 – 30 Jahren nutzt die Plattform in dieser Hinsicht bereits, die zahlreichen minderjährigen User*innen sind da noch gar nicht mitgezählt. Was TikTok freuen wird, ist aber gleichzeitig ein Warnsignal, denn wie eine Studie von Global Witness ergab, tut sich Bytedance, das Unternehmen hinter TikTok, enorm schwer damit, Fake News als solche zu deklarieren und zu entfernen – falls es dies überhaupt versucht. 90 Prozent der politischen Werbeanzeigen werden beispielsweise einfach durchgewinkt, wie in derselben Studie gewarnt wird. Ein Umstand, der vor allem rund um die Kongresswahlen in den USA deutlich wird und durchaus Anlass zur Sorge bereitet.
Joko & Klaas unterstützen iranische Aktivistinnen
Joko und Klaas, das deutsche TV-Duo, bestens bekannt aus zahlreichen Fernsehformaten, sind durchaus streitbar. Ob sie unterhaltsam sind oder nicht, zu omnipräsent, zu gestellt – über diese Punkte lässt sich lange diskutieren. Doch diese Diskussionen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beiden ihr Herz auf dem rechten Fleck haben. Bereits in der Vergangenheit stellten sie dies unter Beweis.
Als sie zum Beispiel exklusive Sendezeit auf Pro7 nutzten, um auf Themen wie Belästigung gegenüber Frauen hinzuweisen. Nun legten Joko und Klaas sogar noch einen drauf. Während sich die europäische Politik nicht allzu sehr für die Massenproteste im Iran zu interessieren scheint, nutzen beide ihre Instagram-Accounts. Dort haben sie zusammen fast zwei Millionen Follower. Anstatt ihre Accounts jedoch selbst zu bespielen, stellten sie diese zwei Aktivistinnen aus dem Iran zur Verfügung. Und das für immer. Ihre eigenen Posts löschten sie, stattdessen wird dort inzwischen über die Vorgänge im Iran berichtet. Eine beeindruckende Aktion.
Titelbild © Shutterstock
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