Die 9:16-News des Monats Juni: TikTok, rechte Parteien und gefälschte Influencer-Krankheiten

Klassische Medien haben ausgedient, 9:16 ist das Format der Gegenwart und Zukunft! 9:16?! Richtig gehört – das Smartphone mit seinem vertikalen Format ist nicht erst seit der Pandemie ein ständiger Begleiter. Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit auf TikTok, Instagram und YouTube, connecten, informieren und unterhalten sich dort. In dieser Kolumne stelle ich euch die Top-News des vergangenen Monats vor – viel Spaß damit!
Vollständiges Verbot in Montana: TikTok unterstützt US-Influencer*innen bei Klage
Der Kampf „Montana vs. TikTok“ geht in die nächste Runde. Der US-Bundesstaat war im Mai der erste, der ein vollständiges TikTok-Verbot erließ. Eine Handvoll Influencer*innen will das Ende der geliebten Plattform jedoch nicht einfach so hinnehmen: Sie argumentieren, dass TikTok elementar für die Finanzierung ihres Lebensunterhalts sei und brachten Klage ein. Pikant dabei: Eine Sprecherin TikToks bestätigte auf Nachfrage, dass das Unternehmen für die Kosten aufkommt. Wenige Tage nach der Klage der Influencer*innen reichte TikTok zudem eine eigene Klage ein – wir können also bereits die nächste Packung Popcorn aufmachen.
Instagrams „Broadcast Channels“ sind da
Der Test in den USA verlief verheißungsvoll, jetzt launcht Instagram sein neues Projekt “Broadcast Channel” weltweit. Meta-Chef Mark Zuckerberg höchstpersönlich war eines der „Versuchskaninchen“ und nutzte seinen eigenen Broadcast Channel bereits, um für das Unternehmen relevante Neuigkeiten zu übermitteln. Das neue Feature, das stark an Telegram erinnert, kommt insbesondere Content Creators und Marken zugute, die ab sofort ohne großen Aufwand per Nachrichtenkanal mit ihrer Community kommunizieren können.
Auf Amazons Spuren – doch nicht auf BeReals
TikTok schaffte es binnen kürzester Zeit in den Alltag von Millionen Menschen weltweit – doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht zu sein, vielmehr wildert ByteDance, das Unternehmen hinter der Plattform, ab sofort auch in Gefilden namhafter globaler Player. Unter „Trendy Beat“ wird in der britischen Version der App ein Shopping-Bereich getestet, in dem in Zukunft eigene Produkte vertrieben werden sollen – also ganz nach dem Vorbild von Online-Riese Amazon.
Doch auch bei TikTok läuft nicht alles nach Plan. Wie vor kurzem bekannt gegeben wurde, hat TikTok Now keine Zukunft mehr. Noch nie davon gehört? Tja – das Programm ist eine eindeutige Kopie von BeReal und hätte dem Original den Zulauf abgraben sollen. Es blieb beim Hätte.
An den Nasen herumgeführt
Die Fitness-Influencerin „MianBaoBao“ aus Taiwan täuschte über drei Jahre hinweg eine Krebserkrankung vor, präsentierte auf Instagram gefälschte Röntgenaufnahmen, zeigte sich im Rollstuhl und gab vor, einen tapferen Kampf gegen die Krankheit zu führen. Doch eines Tages schöpfte ihr Ex-Mann Verdacht und wunderte sich nachträglich darüber, warum seine damalige Geliebte ständig alleine zum Arzt ging und er nie ärztliche Dokumente zu Gesicht bekam. Als andere User*innen der Sache auf den Grund gingen, kam heraus: Ihre Röntgenaufnahmen waren nicht echt, MianBaoBao hatte gelogen. Die Influencerin gestand und löschte sämtliche sozialen Aktivitäten.
Auch aus Belgien wurde ein krasser Schwindel bekannt. Ein TikToker namens “ragnar_le_fou” täuschte seinen Tod vor, spannte selbst seine Tochter in den perfiden Plan ein – nur um dann per Helikopter und Filmteam zu seiner eigenen Beerdigung zu erscheinen. David Baerten, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, wollte seine Familie aufrütteln und ihr eine Lektion erteilen, weil sie ihn ausgrenzen würde. Mit seiner Aktion wollte er zeigen, dass man nicht warten solle, bis jemand gestorben sei, um seine Zuneigung zu zeigen. Der 45-Jährige entschuldigte und erklärte sich – doch ob das Familienverhältnis dadurch besser wurde?
@netflix.replay.off @Ragnar_le_fou arrive à son propre enterrement Le plus surprenant des enterrements #pourtoi #Netflixreplayoff #ragnarlefou
TikTok beeinflusste die finnische Parlamentswahl
Die Nutzung von TikTok beeinflusst politische Wahlen – zu diesem Ergebnis kam die Beratungsfirma Miltton im Rahmen einer Umfrage zur Parlamentswahl in Finnland, die im April mit einem Sieg der Konservativen endete. Die bisherige Regierungschefin Sanna Marin kam nur auf Platz drei hinter der populistischen Finnenpartei; denn diese profitierte allem Anschein nach sehr von TikTok.
Ein gutes Viertel der Befragten im Alter von 18 – 30 Jahren wählte besagte Partei, 62 Prozent der Wähler*innnen gab an, dass TikTok eine Rolle im Entscheidungsprozess spielte. Wer nun darauf hofft, dass dies ein Phänomen Finnlands sei, wird enttäuscht: Der Trend, dass sich vor allem rechte Parteien TikTok zunutze machen, zeige sich in ganz Europa, so die im Artikel erwähnte Expertin.
Titelbild © Shutterstock
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