Ach die erste große Liebe, die erste Beziehung, der erste Streit. So viele erste Male und auch der erste große Liebeskummer…
Die erste Liebe ist eine Bitch und zwar eine richtig miese. Das erste Mal richtig verliebt zu sein, gehört wahrscheinlich zu den wichtigsten und aufregendsten Punkten des Lebens und bringt dich meistens auch oft einen ziemlich großen Schritt näher zum Erwachsensein. Es ist wahrscheinlicher sogar ein größeres erstes Mal als das erste Mal Sex.
Meistens kommt mit der ersten großen Liebe auch die erste ernste Beziehung, das erste Mal jemandem „Ich liebe dich“ zu sagen (und es auch wirklich zu meinen) und höchstwahrscheinlich auch die erste richtig schmerzhafte Trennung. Auch, wenn man sich am Anfang der Beziehung die ewige Liebe und Treue schwört, Hochzeitspläne schmiedet und sich schon Namen der zukünftigen Kinder überlegt, so endet die erste große Liebe meist mit einer Trennung.
Ich lernte meine erste große Liebe mit 17 kennen und war 1 ½ Jahre mit ihr zusammen und auch, wenn unsere Beziehung nicht immer schön war und ich ihm manchmal gerne den Kopf abgerissen hätte, so war es für mich eine wichtige Erfahrung und vor allem eine größtenteils sehr schöne Zeit. Ich denke gerne an die Zeit zurück, auch, wenn ich mir diese Beziehung nicht mehr zurückwünschen würde.

Die vielen ersten Male mit der ersten Liebe
Mit der ersten Liebe kommt auch meist das erste Mal, seine Freunde zu vernachlässigen und auch sich selbst. Man fängt an, mehr für die andere Person zu leben als für sich selbst und Kompromisse einzugehen, welche man sonst nie eingehen würde. Die ersten Monate läuft man sowieso mit der klassischen rosaroten Brille herum und nimmt die Fehler und beschissenen Eigenschaften des Partners gar nicht wahr oder nimmt sie auch einfach wortlos hin. Diese Zeit ist eine unglaublich schöne Zeit. Weil sie meist die Aufregendste ist und man sich immer irgendwie noch kennenlernt und nur so vor romantischen Gesten strotzt.
Man klebt förmlich aneinander und vermisst sich ständig, wirklich ständig. Nach einigen Monaten verfliegt diese rosarote Brille meist auch so schnell wie sie gekommen ist und plötzlich die Macken und Fehler des Anderen hervor, man hat den ersten richtigen Streit miteinander und der Märchenprinz wird dann zum Teilzeitfrosch.
Auch wenn man dann erkennt, dass man nicht mit der Perfektion in Person eine Beziehung führt und er manchmal (oder vielleicht sogar ziemlich oft) ein ziemlicher Trottel sein kann, liebst du ihn trotzdem, vielleicht auch genau deswegen. Die Liebe ist ab diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr aufregend und neu, stattdessen wird sie vertraut und auf eine gewisse Art viel inniger.
Man fängt an, einander alles zu erzählen. Die tiefsten Gedanken und die schmutzigsten Kellerleichen der Familie werden offenbart. Man ist nicht nur mehr ein Paar, sondern irgendwie auch beste Freunde. Und das Wichtigste: Man kennt den Anderen besser als jeden anderen Menschen und er wird auch zur wichtigsten Person in deinem Leben. Ab diesem Punkt schleichen sich dann oft auch Alltag und Routine ein, die zwar irgendwie auch schön sein können, aber meist der Beziehung das Genick brechen.

Die Routine in der Beziehung
Auf Alltag und Routine folgt fast immer die Ernüchterung und man beginnt die Beziehung und den Partner zu hinterfragen. Man beginnt sich wieder selbst wichtiger zunehmen und sich auch wieder das Singleleben zurückzuwünschen. Leute vom anderen Geschlecht, welche davor nicht mal mit dem Arsch angeschaut wurden, werden plötzlich wieder interessant. Man beginnt sich zu fragen, ob das die Person für’s Leben ist und ob man sich mit ihr die Zukunft vorstellen kann. Das Zusammenziehen, das noch vor ein paar Monaten feststand, könnte plötzlich nicht mehr weiter weg sein und vor allem möchte man eines wieder sein, egoistisch.
Eines Morgens wacht man dann auf und weiß, dass diese Beziehung keinen Sinn mehr hat. Diese Erkenntnis trifft einen meist ziemlich hart und man möchte es sich nicht eingestehen, weil man den Partner ja irgendwo noch liebt (aber anders als früher) und er einem einfach unbeschreiblich viel bedeutet. Man ist einfach viel zu feige um Schluss zu machen, zumindest war ich es.
Wenn es dann zu dem klärenden bzw. finalen Gespräch kommt und man sich einigt, dass es so nicht mehr weitergeht, tut es trotzdem weh, verdammt weh. Auf einmal merkt man wie weit man sich auseinanderentwickelt hat und wie fremd man sich ist, obwohl man sich doch irgendwie gar nicht näher sein könnte. Das erste Mal hört man auch, wie es dem Anderen damit geht und meistens geht es einem eigentlich ziemlich ähnlich. Und plötzlich ist sie da, die Endgültigkeit und man zieht einen Schlussstrich. Man geht getrennte Wege.

Und dann kommt die Leere. Die Zeit kommt einem auf einmal vor als wäre sie an einem vorbeigezogen und man ist plötzlich wieder Single. Hallo, erster Liebeskummer und Ciao erste große Liebe!
Nachdem man einige Tempopackungen verheult hat und begonnen hat sich damit abzufinden, so beginnt man irgendwann an diese Zeit zurückzudenken und diesmal ohne hard feelings. Man erkennt die Zeit als das an was sie ist, die Vergangenheit, wenn auch ein wichtiger Teil davon. Liebe ist vergänglich und coole Menschen kommen und gehen im Leben. Die ganzen dummen Facebooksprüche über Trennungen, die man anfangs nicht hören wollte, machen plötzlich Sinn und man erkennt, dass das Leben weitergeht, auch, wenn es sich kurzfristig so angefühlt hat als könnte man nie wieder auch nur einen glücklichen Moment im Leben haben. Im Endeffekt wird alles besser und irgendwann sogar mal gut.
Die erste große Liebe ist was verdammt Großes auf dem Weg zum „richtigen“ Erwachsenwerden und sie prägt einen auch unheimlich, zumindest mich. Auch, wenn ich mir nicht vorstellen könnte je wieder mit ihm zusammen zu sein, so bin ich unglaublich dankbar für diese erste wichtige Erfahrung in meinem Leben und er wird mir immer auf irgendeine Art und Weise sehr sehr viel bedeuten.
Titelbild Credits: Shutterstock
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