Eine Berufsbranche wurde durch die Pandemie ganz besonders getroffen oder besser gesagt förmlich durchgebeutelt, abgewatscht und vorübergehend versenkt – und zwar die der Veranstaltungsbranche. Somit ist aber gleichzeitig, wenngleich auch nicht auf existenzieller Ebene, ein großer Teil der Bevölkerung als KonsumentIn von den Folgen betroffen.
Darauf weiß niemand so wirklich eine Antwort oder Lösung, man könnte lapidar gesagt meinen: Pech gehabt. Doch gewisse Persönlichkeiten aus der deutschen Veranstaltungsszene zeigen uns hier vorbildlich ein gegensätzliches Exempel vor.
Es wäre ja erfreulich, wenn Österreich anders als sonst in Bereichen wie Sport – genauer Fußball – stolz behaupten könnte, dem großen Bruder Deutschland eine Nasenlänge voraus zu sein. Wenn es um die politischen Maßnahmen bezüglich der Eventszene geht, ist die Antwort eher ernüchternd. Zwar kann in Deutschland vorerst von einer flächendeckenden Lösung noch nicht die Rede sein; doch die föderale Struktur aufgrund der Größe diese Landes erlaubt es zumindest, in gewissen Bundesländern oder Städten einen ersten nötigen Schritt zu wagen.
Ein erster kleiner Lichtblick
Von vielleicht noch einigen weiteren? Politische „Fehler“ machen es möglich
Ein kurzer Schwenker unserer Aufmerksamkeit dort hinauf zeigt uns nämlich sogleich, wie es richtig ginge: Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg hat es geschafft, jeglicher Bürokratie zum Trotz eine Genehmigung für ein Konzert mit 13.000 Zuschauern in Düsseldorf zu bekommen. In einem Stadion, das eine Kapazität von bis zu 50.000 Personen zulässt, klingt diese Zahl von gerade mal einem guten Viertel schon gar nicht mehr so eng aneinander gecrowdet.
Dann auch noch eine Größe wie Brian Adams auf die Bühne zu holen, untermauert nur noch mehr den Erfolg von Lieberberg, der seinem Namen unter den Veranstaltern umso mehr gerecht wird. Muss man hier nun aber von einer geschobenen Partie sprechen? Kennt Lieberger vielleicht einfach nur die richtigen Leute bzw. Politiker? Nein und wahrscheinlich auch Nein. Der Grund, weshalb das Konzert stattfinden wird, liegt schlicht und ergreifend an den dabei zur strengen Einhaltung geplanten Regelungen wie vor allem Hygienekonzepten und dem Verbot von Alkohol…Ouch. Aber man muss Opfer bringen.
Daher segneten die verantwortlichen Amtsträger die Sache – fußend auf deren eigenen Beschlüssen – ab. Mittlerweile streiten diese nun untereinander und schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe. Ein nachträgliches Zurückrudern in Form von Zweifelsbekundungen ist dem eigenen Ansehen dabei jedoch nicht allzu dienlich, wenn wir von Vertrauen sprechen. Doch allein, dass dadurch die längst überfälligen Gespräche über Kompromisse im politischen Diskurs losgetreten wurden, sind schon ein gutes Omen.
Veranstalter: 1, Politiker: 0.
Apropos 50.000, klingelt es nicht bei dieser Zahl? Richtig, vor ein paar Wochen fand in dieser Dimension die #blacklivesmatter Demonstration im Herzen von Wien statt. Dass daraufhin nicht eine zu erwartende Welle von Neuinfektionen über uns hereinbrach, sollte uns weiterhin positiv im Gedächtnis bleiben.
Folgen einer bisher verpassten Gelegenheit
Ist uns nicht allen diese Gefühl bekannt, es besser zu wissen als die da oben. Gemeint sind natürlich nach wie vor unsere geliebten Politiker. Bewusst ist die Rede von „unsere“. Also für uns arbeitend; und zu Uns gehören nun mal auch die Veranstalter von Klein nach Groß. Ein wenig mehr Mut wäre angebracht. Was in Deutschland ermöglicht wird, kann in Österreich durchaus in einem kleineren Rahmen funktionieren.
Für viele Berufs- und Freizeitgrantler eine nahezu unabdingbare Beschäftigung, macht sich für einen nicht geringeren Anteil an reflektierten, umsichtigen und politisch interessierten Leuten ebenso nach und nach ein Gefühl der Unzufriedenheit mit dem Status quo breit. Zumindest entwickelt sich ein begrüßenswerter Drang zum lösungsorientiertem Weitblick – Tendenz in Krisenzeiten wohl möglich steigend. Da muss doch dann wohl ein Funke an Wahrheit dahinter stecken, so möchte man meinen. Besser gesagt unser aller Hausverstand.
Trotz erneut steigender Zahlen sollte es uns allen und somit auch den politischen VerantwortungsträgerInnen ein Anliegen sein, neben dem Gesundheitlichen Aspekt, welcher sich vor allem in Österreich durchaus sehen lassen kann, den wirtschaftlichen Aspekt nicht außer Acht zu lassen. Denn Events sind zweifelsohne ein erheblicher Teil davon. Da geht es vorerst noch gar nicht mal um den kleinen, hohen Zirkel eines bereits sehr erfolgreichen Veranstalterkomitees, sondern in erster Linie um alle darunter liegenden Arbeitsplätze, welche die wirklich tragende Rolle im gesamten Prozedere einnehmen.
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Nachwirkungen für Jung aber auch Alt
Ein gesunder und vernünftiger Spagat, quasi das Beste aus beiden Welten, muss möglich sein und fern von leeren Ankündigungen und Versprechen endlich angestrebt werden. Da unser aller Kreuz namens Covid-19 ohnehin nicht so schnell herab von unserem Rücken von dannen ziehen wird, sollten wir gemeinschaftlich daran arbeiten, einfach auch damit leben zu lernen und das bestmögliche mit Verstand dabei herauszuholen. Die menschliche Psyche ist hierbei ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der Hand in Hand mit besagter Thematik geht.
Es gibt verschiedene Arten von Menschen hinsichtlich ihrer Tagesabläufe und dem generellen Anspruch bezüglich der Lebensgestaltung: die einen, denen durch bzw. trotz Pandemie nichts in ihrem geliebten, ereignislosen Stubenhocker-Dasein in die Quere kam und somit auch nichts an deren Lebensqualität verschlechtert wurde; und eben die anderen, die beinahe tagtäglich den regelrechten Tatendrang glühend in ihren Fingerspitzen fühlen und somit in Zeiten wie diesen definitiv mit einer enormeren Breitseite getroffen werden als erstgenannte. Nota bene, hier ist einzig von Freizeitaktivitäten und deren Gestaltung die Rede.
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist inne. Wenn dieser Satz in die eine Richtung funktioniert, dann funktioniert er genauso gut auch in die andere. Soll gemäß der Reihenfolge bedeuten: Wenn der innerer Geist durch äußere Faktoren gesund wird/bleibt, da positive Stimuli aus einem geschätzten Umfeld einwirken, ist auch der Körper in weiterer Folge in einem umso gesünderen Zustand. Diese Wechselwirkung folgt keiner fixen Reihenfolge.
Risiko und sogleich auch Chance
Es gibt nun mal nicht nur die Menschen, die sich mit dem gefühlt 1000. Mal Spazierengehen in der frischen Luft zufriedengeben bzw. sich nach wie vor und am besten noch ein Jahr lang bis zum eventuell vorhandenen Impfstoff damit begeistern können. Für manche sind Veranstaltungen verschiedenster Natur das nötige Etwas, um den Kopf frei zu bekommen und den bitter nötigen Ausgleich zum ernsteren Alltagstrott, der in den meisten Fällen jedoch nicht vermeidbar scheint, zu bekommen.
Es mag durchaus nach first world problems klingen, doch die menschliche Psyche, die unter anderem erheblich darunter leidet, weil auch kein Ende in Sicht scheint, soll nicht ein Randthema bleiben, nur weil sie eventuell noch unsichtbarer und abstrakter als eine Infizierung durch das Virus ist. In einem reichen und funktionierenden Land wie Österreich darf es erlaubt sein, mit etwas anderen Maßen zu messen, ohne in der Debatte sofort mit Totschlagargumenten in Form von Aussagen wie „wir sollten gefälligst froh sein, überhaupt was auf dem Teller zu haben, früher war das nicht so sicher“ entgegen zu kommen. Jegliche Vergleiche nach unten in Richtung etwas Schlechterem sind hier einfach unredlich.
Die mögliche Option eines Konzertbesuchs oder einer anderen kulturellen sowie sportlichen Veranstaltung hat auch eine positive Wirkung abseits des persönlichen Wohlbefindens, wieder einem Hobby nachgegangen zu sein: sie befriedigt den Tatendrang und bewahrt möglicherweise vor einer allzu animierten Gesellschaft, ihr eigenes Ding auf inoffizielle oder gar illegale Weise durchzuführen. Ersteres ermöglicht eine einfachere Rückverfolgung von Personengruppen im Falle von Ansteckungen. Es müssen außerdem nicht 13000 Leute auf einem Fleck sein. Es müssen nicht mal zwangsweise 2000 Leute sein. Ein ausgeklügeltes Konzept, wie es auch bei den Salzburger Festspielen zum Einsatz kommt, sollte als Schema für ähnliche Festivitäten jeglicher Natur dienen.
Die Welt hat sich verändert und wir mit ihr
Eines haben wir durch dieses Virus und dem dranhängenden Rattenschwanz an Ereignissen und Maßnahmen über uns als Gesellschaft gelernt: Wir sind doch in Wahrheit äußerst fremdgesteuerte und leicht beeinflussbare Wesen. Es mögen dabei zwar unter anderem staatliche Sanktionen, die man sich lieber ersparen möchte, eine übergeordnete Rolle spielen, doch nichtsdestotrotz haben wir eine noch nie dagewesene Seite an uns entdeckt. Doch das muss bei weitem noch gar nichts schlechtes bedeuten.
Dass außerdem solch ein Zustand – entweder von Seiten der Politik oder aber von uns selbst als Individuen einer Gesellschaft heraus – nicht ewig so weiter aufrechterhalten werden kann, dürfte unlängst bemerkbar sein. Ja, wir haben zur Zeit nun mal Sommer und ja, es handelt sich nun mal nicht um einen Virus wie Ebola. Mitnichten zu unterschätzen oder kleinzureden, aber auch nicht in einem uns alle dahinraffenden Ausmaße vorhanden, als dass die sich anbahnende 2. Welle regelrecht sämtliche Aufbahrungshallen und Krematorien füllen würde. Unserer bisherigen, vorbildlichen Vernunft, Verantwortung und Vorgehensweise sei Dank!
Es wird schon noch vielleicht eine Phase kommen, in der wir uns in die Monate März und April zurückversetzt fühlen. Es kann schon durchaus sein, dass in den nächsten paar Wochen die Zahlen – oder noch viel essentieller der R-Wert – so eklatant steigen, dass für unsereins Events jeglicher Art wirklich das allerletzte sind, woran wir gerade denken wollen, während die infizierten Großeltern zu Intensivpatienten geworden sind. Es wird außerdem auch wieder eine kalte, ruhige Jahreszeit auf uns einbrechen, in der wir ohnehin seltener die vier Wände verlassen, als wir es nun mal in den heißen Monaten gewohnt sind zu tun.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Politik und die Eventbranche wieder etwas annähern können und neue alte Partner (not in crime) werden. Bis dahin sollten wir nicht in zu verfrühte Hysterie ob einer nach wie vor solide gehandelten Krise verfallen, die ihre eigenen fatalen Folgen noch mit sich bringen wird. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.
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