EXPO WELTAUSSTELLUNG2025 IN OSAKA/JAPAN LOHNT SICH EIN BESUCH? Wir waren am Sonntag bei der Eröffnung!

Wien/Osaka. Die Weltausstellung „EXPO 2025 Osaka, Kansai, Japan“ findet vom 13. April bis 13. Oktober 2025 zum Thema „Designing Future Society for Our Lives“ statt.
Über 160 Länder, Regionen und Organisationen präsentieren ihre Ideen für die Zukunft unserer Gesellschaft mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Soweit klingt alles sehr vielversprechend.
Unsere Vorfreude auf die EXPO 2025 in Osaka, Japan war riesig. Doch schon die Registrierung auf der Webseite für einen Kartenkauf ließ Böses ahnen. Unübersichtlich, unprofessionell, unpraktisch.
Austragungsort Osaka
Japans drittgrößte Metropole ist für schräge Freizeitangebote, technische Innovationen und gutes Essen bekannt. Zwischen futuristischen Wolkenkratzern und urigen Ramenläden vibrieren die bunten Straßen Osakas. Historische Tempel stehen inmitten von neonbeleuchteten Einkaufsmeilen. Und genau hier, zwischen Tradition und Zukunftsrausch, steigt heuer die EXPO Weltausstellung 2025.
Eröffnung EXPO 2025: Ewige Warteschlangen und verschlossene Pavillons
Gestern ist in der japanischen Großstadt Osaka die Expo 2025 eröffnet worden – 55 Jahre nach der letzten Weltausstellung an diesem Ort. Die pompöse Eröffnungszeremonie, an der unter anderem Kaiser Naruhito, Kaiserin Masako, das Kronprinzenpaar sowie Premierminister Shigeru Ishiba teilnahmen, fand einen Tag vorher und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wurde aber live im Fernsehen übertragen. Für das Publikum öffnete die Ausstellung am Sonntag. Mit viel Regen, schlechter Organisation und großen Enttäuschungen.
Was ist eigentlich eine EXPO?
„Expo“ steht für Exposition, also Ausstellung. Die Weltausstellung ist eine internationale Veranstaltung, bei der Länder und Organisationen ihre Innovationen und Errungenschaften präsentieren. Sie entstand im 19. Jahrhundert mit dem Ziel, technologische und industrielle Fortschritte weltweit sichtbar zu machen.
Die erste Expo fand 1851 in London statt, die fünfte 1873 in Wien (als erste im deutschsprachigen Raum). Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Themen weiter – von Technik über Kunst bis Wissenschaft –, wobei der Fokus zunehmend auf internationalem Austausch und Zusammenarbeit liegt.
Weltausstellungen galten lange Zeit als Fenster in eine vielversprechende Zukunft – mit eindrucksvoller Architektur und bahnbrechenden technischen Neuerungen. Doch in einer Welt, die zunehmend von Konflikten, Handelsstreitigkeiten und der Klimakrise geprägt ist, weicht der Optimismus zunehmend der Skepsis. Auch technologische Entwicklungen zeigen verstärkt ihre problematischen Seiten. Und außerdem sind Informationen über die technologischen Fortschritte anderer Länder heutzutage auch ganz einfach über das Internet zugänglich.
Verhaltenes Interesse und Kritik
Im Gegensatz zur Expo 1970, die über 64 Millionen Menschen besuchten, erwarten die Organisator*innen diesmal etwa 28 Millionen Besucher*innen. Doch das Interesse in der japanischen Bevölkerung ist geringer als erwartet. Der Ticketverkauf verlief bisher schleppend.
Kritiker*innen werfen den Veranstalter*innen vor, das Thema sei zu allgemein gehalten. Zudem haben sich die Ausgaben laut Medienberichten auf rund 1,4 Milliarden Euro fast verdoppelt – unter anderem wegen steigender Materialpreise. Bei Protesten in Osaka äußerten Bürger*innen, die EXPO sei angesichts anderer dringender Probleme, wie etwa mangelnder medizinischer Versorgung, fehl am Platz.
Kritik am Standort Yumeshima: Die Insel der (Alp-) Träume
Besonders umstritten ist der Veranstaltungsort selbst. Das EXPO-Gelände befindet sich auf der Insel Yumeshima, zu Deutsch die Insel der Träume. Umrandet wird es von einer imposanten Holzkonstruktion: dem sogenannten „Grand Ring“. Mit etwa zwei Kilometern Länge und bis zu 20 Metern Höhe gilt er laut Veranstalter*innen als das größte Holzbauwerk der Welt. Er soll das Leitmotiv der EXPO – Vielfalt und Einheit – zum Ausdruck bringen.
Die künstlich aufgeschüttete Insel diente bisher allerdings als Mülldeponie und ist laut Expert*innen geologisch instabil: Der Boden sinkt jährlich mehrere Zentimeter, zudem besteht Explosionsgefahr durch austretendes Methangas. Auch die Gefahr für die Besucher*innen im Falle eines Erdbebens wird bekritelt, da die Insel nur eingeschränkt zugänglich ist. Pläne für Flugtaxis wurden aus Sicherheitsgründen wieder verworfen.
Das Problem des eingeschränkten Zugangs mussten wir und alle anderen Besucher*innen am Eröffnungstag am eigenen Leib erfahren. Stundenlanges Schlangestehen im strömenden Regen vor dem Eingang. Aufgrund der Menschenmassen funktionierte das Internet nicht, was zu weiteren Verzögerungen bei der Ticketkontrolle führte, da alle Gäste ihr Ticket natürlich online gekauft haben. WCs standen vor dem Eingang nicht zur Verfügung.
Zu unserer Überraschung gab es weder einen Übersichtsplan noch jemanden, der Englisch sprach, und das auf einem internationalen Event, zu dem um die 160 Länder eingeladen wurden.
Nach einer Stunde Herumirren durch Sturm, Regen und Kälte fanden wir endlich einen Automaten mit warmen Getränken, diese waren aber bereits ausverkauft. Die ZWEI Essensstände, die wir fanden, boten chicken wraps oder chicken legs für etwa 12 Euro und erneutes stundenlanges Schlangestehen im Regen an. Es fehlte an überdachten Flächen und alle Pavillons, die wir sahen, waren vorübergehend geschlossen.
Als wir schließlich einfach nur noch weg wollten, der nächste Schock: Vor dem Ausgang die gleiche lange Warteschlange wie vor dem Eingang. Waschelnass, zitternd und enttäuscht warteten zusammengepferchte Menschenmassen verzweifelt darauf, das Gelände wieder verlassen zu dürfen. Immer noch im strömenden Regen, und ohne ersichtliches Leitsystem. Zu Kälte, Hunger und der Enttäuschung, keinen einzigen Pavillon von innen gesehen zu haben, mischte sich bald das beklemmende Gefühl, weder vor noch zurück zu können und im Ernstfall nicht vom Gelände zu kommen.
Gefangen auf der Insel der Träume, die sich mehr und mehr als Insel der Alpträume entpuppte.
Hoffnung auf internationale Wirkung
Trotz aller Kritik sehen die Veranstalter*innen die Expo als Chance, in einer Zeit globaler Krisen den Dialog zwischen Ländern zu fördern.
Japan zeigt sich mit einem innovativen Pavillon, in dem eine Biogasanlage mithilfe von Algen aus Abfällen Energie gewinnt.
Österreichs Beitrag zur EXPO 2025: Holzbaukunst, Sängerknaben & Mehlspeisen
Unter dem Motto „Composing the Future“ soll der österreichische Pavillon Tradition und Innovation miteinander verbinden. Das Zentrum des Pavillons ist eine epische, spiralförmige Skulptur aus Holz, die aussieht wie eine riesige, begehbare Partitur. Die Spirale führt direkt ins Herz des Pavillons – eine multisensorische Erfahrung mit Fokus auf Musik, Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit. Am 23. Mai 2025, dem österreichischen Nationentag, treten außerdem die Wiener Sängerknaben auf.
Schade nur, dass der Pavillon am Eröffnungstag großteils geschlossen und es dadurch unmöglich war, einen Blick hineinzuwerfen.
Angeblich gab es auch österreichische Mehlspeisen wie Sachertorte, Apfelstrudel und Kaiserschmarrn. Als wir gegen 14.00 dort waren, fanden wir allerdings lediglich ein Schild vor: Sold out.
Fazit: Expo 2025 in Osaka. Schlechte Organisation, enttäuschte Besucher*innen, negative Bewertungen
Früher waren Weltausstellungen echte Highlights. Menschen reisten aus der ganzen Welt an, um zu sehen, welche Länder welche Innovationen präsentierten.
Heute sind Infos über neue Entwicklungen überall online verfügbar. Trotzdem halten die Veranstalter*innen am alten Konzept fest: Neben beeindruckender Architektur sollen die Expos auch Lösungen für globale Herausforderungen präsentieren, etwa für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder nachhaltiges Wirtschaften.
Doch bei der Expo scheint vor allem zu zählen, wer mit seinem Pavillon am meisten Aufmerksamkeit erregt. Auch das Schwerpunktthema Nachhaltigkeit der EXPO 2025 wirkt eher ironisch, wurde doch extra für die Veranstaltung um 1.4 Milliarden eine künstliche Insel im Meer, auf der bisher Bauschutt abgeladen wurde, umgebaut, damit Millionen von Menschen anreisen, die meisten per Flugzeug.
Nach Ende der Expo soll auf Yumeshima ein großes Resort mit Hotel und Casino entstehen – ein Projekt, das von Kritikern als wenig nachhaltig eingestuft wird und dem Ziel einer zukunftsorientierten Gesellschaft widerspricht.
Für das fürchterliche Wetter am Eröffnungstag kann niemand etwas. Für die völlig verfehlte Organisation in Bezug auf Zugang und Verlassen des Geländes, überdachte Bereiche, Versorgung mit Essen und Getränken sowie für die Öffentlichkeit zugängliche Pavillons schon. Selten haben wir so viele wütende, enttäuschte und verzweifelte Gesichter wie beim Verlassen dieser EXPO gesehen.
Die Insel der Träume erwies sich zumindest am Tag der Eröffnung für viele als Insel der Alpträume und Nightmare scheint auch der am häufigsten verwendete Begriff in den Kommentaren zur EXPO 2025 auf Instagram zu sein. Das ernüchternde Fazit: Für normale Besucher*innen zahlt sich die EXPO definitiv nicht aus.
Titelbild © Shutterstock
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