Viele Österreicher – hier ganz bewusst ohne Binnen-I – haben schon Angst, dass ihnen der gemeine – und meist als sozialschmarotzend und faul bezeichnete – Ausländer die Jobs wegnimmt. Ein paradoxes Phänomen. Jetzt drängen auch noch die fiesen Frauen in technische Berufe und somit in eine Männerdomäne. Soll es mehr Frauen in handwerklichen und technischen Berufen geben, oder nehmen sie uns armen Männern die Jobs weg?
Das Mädchen trägt rosa und der Bursche blau. Frauen tragen Kleider und Männer tragen Jeans. Die stereotypischen Merkmale der Geschlechter begleiten uns in vielen Bereichen des Lebens. In den meisten von ihnen schaffen wir es noch immer nicht, uns von diversen Vorurteilen und Stigmatisierungen zu lösen.
Frauenfußball bleibt für die Männerwelt größtenteils lächerlich und wenn jemand ein Auto bei einer Mechanikerin abstellt, wird blöd aus der Wäsche geschaut – die soll mein Auto reparieren? Doch ist es noch zeitgemäß, Berufe geschlechterspezifisch zu definieren?

Berufe im Bereich der Technik gehörten aber nicht seit jeher nur den Männern. Denn betrachtet man vor allem die Zeit der industriellen Revolution oder auch das frühe 20. Jahrhundert, das natürlich von Kriegen dominiert wurde, sind Frauen in technischen und industriellen Berufen nichts Ungewöhnliches.
Historisch sind hierfür natürlich einige Faktoren entscheidend, die wir jetzt nicht im Detail anführen. Doch bis zu den 50ern gab es beispielsweise mehr weibliche Programmiererinnen als männliche Programmierer. Die Entwicklung ging jedoch dahin, dass Frauen später zumeist in den Berufsgruppen des Handels oder der Dienstleistung Platz fanden und in der Technik eher als exotische Erscheinungen auftraten.
Die gesellschaftliche Prägung
Wie oben schon erwähnt, drängt uns die Gesellschaft von Beginn unseres Denkens an in Rollenbilder, die unsere weitere Biographie bestimmen. Männer „dürfen“ beispielsweise nicht weinen. Technische Berufe sind zu sehr mit maskulinen Werten verknüpft und mit vermeintlich männlichen Eigenschaften wie Stärke und dem räumlichen Denken. Technische Tätigkeiten sind aber nicht alleine mit brachialer Kraft durchführbar, sondern auch hier spielen viel mehr Aspekte des Denkens und Lenkens in den Arbeitsprozessen eine Rolle, die Frauen gleichermaßen erfüllen können.
Die Geschlechtsidentitäten, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren, sind nicht – wie viele fälschlicherweise vermuten – vorgegeben, sondern von unserer Gesellschaft geprägt. Deshalb wehren sich auch häufig Frauen selbst, in technische Berufe einzutreten, weil es für sie ihrer Weiblichkeit nicht zuträglich erscheint. Ich als Mann kann jedenfalls sagen, dass ich Frauen in technischen Berufen nicht als weniger weiblich empfinde. Außerdem spielt die Angst vor Anfeindung und Diskriminierung im Beruf eine wichtige Rolle.

Nach einer SORA- Studie (2012) scheitert es nämlich keineswegs an typisch weiblichen oder typisch männlichen Charakteristika. Es werden darin sechs „Knackpunkte“ genannt, die einen Berufseinstieg von Frauen in die Technik verhindern – die maßgeblichsten sind der vorher genannte Minderheitsstatus, der Einfluss des sozialen Umfeldes und auch das Fehlen von „Role Models“, also Vorbildfiguren. Nicht also, weil der Mann besser in die Berufsgruppe passt oder die Aufgaben besser lösen kann.
Eine erfreuliche Entwicklung, aber noch nicht genug
Betrachten wir die Entwicklungen der letzten Jahre – in den Berufsgruppen der Elektrotechnik oder auch der Metalltechnik gab es in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg. Die Zahl der Frauen hat sich dort verdoppelt, ist jedoch im Vergleich zur Anzahl der Männer noch immer sehr gering. 2005 waren es nur um die 3 Prozent Frauenanteil in beiden Sparten, 2017 dann um 5-7 Prozent.
Die Zahl der Frauen in technischen Schulen ist mit 12 Prozent auch eher geringgehalten – im Vergleich dazu sind 97 Prozent der Schüler an Modeschulen weiblich. Die Tendenz von Frauen in der Technik ist steigend, jedoch dürfte es gut und gerne auch mehr Frauen in technischen Berufen geben.

Die Nachfrage der Wirtschaft ist da
Obwohl auch in den technischen Berufen ein Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau herrscht – was unserer Meinung nach ebenso in Angriff genommen werden sollte -, bemüht sich die Wirtschaft darum, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern. Auch technische Universitäten und Fachhochschulen werben um weibliche Studentinnen. Daher wollen auch wir dich ermutigen, vielleicht genau eines dieser zukünftigen „Role Models“ zu werden und andere junge Frauen für technische Berufe zu begeistern.
Bei den FIT Studieninfotagen 2020 an der FH Technikum Wien – eine Kooperation Technikum und FIT-Wien-NÖ-BGLD – können Interessierte sich im Zuge von Workshops, Vorlesungen und Laborübungen davon überzeugen lassen, dass Technik keine Männerdomäne ist. Durch zukunftsweisende Unternehmen und Hochschulen sowie FHs bekommen junge Frauen hier einen Einblick in das Potential von technischen Berufen. Durch die Anwesenheit einer großen Zahl an Hochschulen haben Interessierte hier die Möglichkeit, sich über ein denkbar breites Feld an Studienrichtungen zu informieren und sich vielleicht sogar für eines begeistern zu lassen.
Hard Facts:
Was: FIT Studieninformationstage 2020
Wo: FH Technikum Wien, Höchstädtplatz 6, 1200 Wien
Wann: Montag, 27. – Mittwoch, 29. Jänner 2020
Wer: Eine Vielzahl österreichischer Universitäten, FHs, Forschungsinstitute, Bildungsdirektionen sowie Firmen.
Bis einschließlich morgen könnt ihr euch -> hier <- noch anmelden. Also los!
Titelbild Credits: Shutterstock
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