Gerade in Zeiten wie diesen kommt es oftmals vor, dass durch Unsicherheit emotional geschwächte Menschen eine größere Angriffsfläche für Panik und diverse Ängste bieten. Doch schlägt sich das auch auf unsere Gesundheit nieder oder bleibt seelischer Ballast doch nur seelisch?
Wir haben uns mit Thomas Bauer von der „face reading academy“ unterhalten, einem Experten auf dem Gebiet des Gesichtslesens, der Mimik und der Körpersprache, und haben dabei einige interessante Aspekte in Erfahrung gebracht.
Die Techniken und Ansätze eines Gesichtslesers sind alles andere als trivial, der Zugang und das Ziel des Lesens sind stets sehr entscheidend.
Um auf diesem Gebiet häufig vorkommende Begrifflichkeiten klarzustellen, muss man eine kleine Reise in die Vergangenheit machen, denn die Lehre bzw. der Zugang des Gesichtslesens über die sogenannte „Antlitzdiagnostik“ geht schon auf den Griechischen Arzt Hippokrates zurück. Als Mann von sonst eher komplizierten Worten ist sein Ansatz in dieser Hinsicht jedoch ein einfacher – jegliche gesundheitliche Verschlechterung ist in einer Änderung des Menschen widergespiegelt, und kann mit den fünf Sinnen registriert werden.
Sehr wichtig ist zu verstehen, dass die Antlitzdiagnostik sich nicht mit rein schulmedizinischen Herangehensweisen beschäftigt, sie ersetzt keine Ärzte oder Therapeuten.
Das Grundgerüsts dieser Lehre sind sogenannte „Dispositionen“. Diese zeigen sich im Gesicht eines Menschen und sind im Grunde genommen das Äquivalent zu einer Funktionsschwäche, die durch ein belastetes Organ entsteht.

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Doch was genau ist eine „Disposition“, und wann kann man von einer sprechen?
„Davon spricht man, wenn ein Organ eine Funktionsschwäche durch eine gewisse Belastung bekommt. Der Klassiker ist beispielsweise, wenn die Sklera im Auge gelb ist – dies ist ein Hinweis auf eine potenzielle Störung der Leber.
Wenn kleine Kinder draußen spielen und nach Hause mit glühenden roten Wangen kommen, könnte dies ein Hinweis auf einen Mangel an Magnesium sein.
Bekommt eine Person zu wenig Schlaf, so zeichnen sich dunklen Schatten unter den Augen ab, dies wäre ein Hinweis für Immunschwäche, aber auch Eisenmangel.
Um Aussagen über bestimmte Dispositionen treffen zu können, werden der nervus vagus und des nervus trigeminus herangezogen, da diese sowohl mit dem Gesicht als auch den Organen und dem Gehirn in Verbindung sind.“
Gibt es dann gewisse Gesichtspartien/ Konstellationen von diesen, die sich mit bestimmten Organen verknüpfen lassen?
„Bei einer Disposition zum Herz könnten beispielsweise markante Schlupflider, eine recht steile Nasolabialfalte und rote Äderchen auf den Wangen Hinweise darauf sein. Ungleiche Nasenlöcher und Äderchen auf dem Nasenrücken könnten, in Kombination betrachtet, ein Hinweis auf eine Disposition zur Lunge sein.
Man muss sich bewusst sein, dass man nicht anhand von einem Baustein auf eine Disposition schließt, man sucht nach mehreren von solchen Bausteinen, Zeichen, die auf eine Schwäche eines bestimmten Organes hinweisen. So baut man Schritt für Schritt das gesamte Gesicht zusammen. Sehr wichtig an dieser Stelle ist dabei zu betonen, dass ich als Leser dieser Dispositionen keine Diagnose gebe und keine Therapie verordne, ich spreche lediglich von Empfehlungen, basierend auf den Dispositionen.“

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Thomas Bauer betont auch, dass die Techniken, auf welchen die Antlitzdiagnostik fundiert, auch teils medizinisch anerkannt sind. Jedoch gibt es gröbere geographische Unterscheidungen. Während die Diagnostik in China beispielsweise großen Wiedererkennungswert genießt, so ist diese im Europäischen Raum, mit einigen Ausnahmen, wie beispielsweise den „Schüssler Salzen“, größtenteils unbekannt.
Dies hat schlichtweg den Hintergrund, dass das Gesichtlesen, beispielsweise in Österreich, ein vollkommen unbekannter Ansatz ist und viele Menschen diesen als Etwas „Esoterisches“ abstempeln.
„Dabei gibt es da gar keine Berührungspunkte, weil man Nichts deutet und lediglich liest. Man muss nur ein guter Beobachter sein. Beispielsweise beißt du grad auf deine Lippe und dein linker Kiefermuskel zuckt, das ist für mich ein Zeichen, dass auf der seelischen Ebene derzeit nicht die Balance gegeben ist. Man muss nur die Bausteine erkennen und zusammenfügen, und den Leuten Verständlich kommunizieren.“
Jedoch gewinnen Techniken des Lesens immer mehr an Kontinente-übergreifender Bedeutung, da diese bereits bei vielen digitalen Gesichtserkennungsprogrammen zur Anwendung kommen. Genauso kann man mit den dabei verwendeten, ähnlichen Prinzipien in der Antlitzdiagnostik Erfolge beim Lesen des Gesundheitszustandes erzielen.

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Doch welche Arten des Gesichtlesens gibt es überhaupt, wodurch unterscheiden diese sich und woher kommt überhaupt die Idee, das menschliche Gesicht so genau zu analysieren?
Auch darauf hat Thomas eine logische Antwort:
„Grundsätzlich ist es so, dass jeder Mensch Gesicht lesen kann. Wenn man jemanden anschaut, fließen automatisch Dinge durch den Kopf und man beginnt sich etwas zu denken, dies geschieht intuitiv.
Was wir konkret in dieser Lehre machen ist, dass wir es wie eine Fremdsprache angehen. Man fängt beim Kopf an und arbeitet sich weiter, denn beispielsweise aus Gesichtsformen lassen sich bestimmte Aspekte zum Charakter rauslesen. Dieser Ansatz entspringt zum Teil aus der Physiognomik, analysiert aber Persönlichkeit und Charakter und nicht die Gesundheit, wie bei der Antlitzdiagnostik.
Dann gibt es das chinesische Gesichtlesen, Siang Mien, mithilfe dessen man Lebensaufgaben, Talente, Schicksale rauslesen kann.
Auch kann man sich auf Faktoren wie Gestik, Mimik und Körpersprache fokussieren, so wie der Vorreiter auf diesem Gebiet, Paul Ekman. Kombiniert man diese Ansätze in bestimmten Folgen, so kann man auch einiges mehr über Dispositionen deuten. Beispielsweise könnte die vorhin angesprochene Disposition zur Lunge nicht nur einen physischen Hintergrund haben, sondern auch einen psychischen in Form von negativen Emotionen, seelischer Verarbeitung von gewissen Komponenten, da es bei der Lunge viel um Traurigkeit und Durchatmen geht. Diese seelischen Komponenten dürfen bei den Dispositionen bzw. dem Erkennen von Risikogruppen nicht vernachlässigt werden, da dies bedeutet, dass das seelische Gleichgewicht nicht gegeben ist, und die Person anfälliger für äußere Krankheiten, beispielsweise Corona, ist.“
Im Kontext zu den mehrstufigen Dispositionen erwähnt Thomas 3 Ebenen, welche im Vordergrund stehen. Dies ist die Körperliche, auf welcher sich gewisse Faktoren direkt äußern, beispielsweise wird sich ein Mangel an Bewegung, Selbstpflege oder ungesunder Ernährung im Gesicht niederschlagen.
Auf der 2. Ebene steht der Geistige Zugang, mit welchem wir durch Sprichwörter wie „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“ bestens vertraut sind, wenn der Ursprung in Form von negativen Gedanken sich körperlich niederschlägt.
Auf 3. Ebene steht die Seele, das seelische Befinden. All dies sind Faktoren, welche für Disharmonien auf Organen herangezogen werden können!
Als Fazit lässt sich mit Sicherheit sagen, dass unsere Psyche mit dem Geist und Körper im Einklang stehen muss, um nicht anfällig für Viren und Krankheiten zu sein. Auch wenn der Virus und die derzeitige medizinische Auswirkung auf die Gesellschaft alles andere als harmlos sind, so ist der gesunde Menschenverstand sowie die Pflege des eigenen Ichs auf verschiedensten Ebenen oftmals das beste Mittel, um Krankheiten zu entgehen.
Das Wort zum Freitag ist also- stay sane guys!
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