An Kröten lecken verkürzt den Effekt von 500 Stunden Psychotherapie auf 20 Minuten? Ein Spitzer „Krötengift“ soll psychische Krankheiten heilen? Unter Kriegsveteranen gilt das Sekret der Sonora-Wüstenkröte sogar als rettende Medizin. Was ist dran an dem Hype um das Krötenlecken bzw. das Rauchen der Sekrete der Coloradokröte?
Kröten lecken, um high zu werden
Das Lecken an Kröten in der Hoffnung auf einen psychedelischen Trip mit einem Effekt, der der Ayahuasca Wirkung ähnlich sein soll, ist dermaßen stark in unserer Populärkultur verankert, dass dieser Mythos gar nicht mehr wegzubekommen ist. Ob Die Simpsons oder Family Guy, das Krötenlecken ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und das, obwohl es vollkommener Schwachsinn ist!
Zur Wiederholung: Das Krötenlecken in der Hoffnung auf ein psychedelisches Ereignis ist totaler Blödsinn und sogar gefährlich! Denn das frische Gift dieser Kröten kann tödlich sein. Auch Nationalparks warnen davor, unbedacht Kröten abzulecken! Die Sekrete der Coloradokröte, auch Sonora-Wüstenkröte (Incilius alvarius) genannt, sind nämlich so stark an psychoaktiven Toxinen, dass sie sogar einen ausgewachsenen Hund töten können. Also Zunge weg!
Um welche Kröte handelt es sich?
Die Krötenart, die dieses begehrte Sekret produziert, ist die Sonora-Wüstenkröte, auch Coloradokröte genannt. Diese Art ist hauptsächlich in der Sonora-Wüste in Arizona und Mexiko zu finden. Obwohl ihr Verbreitungsgebiet bis nach New Mexico und Kalifornien reicht.
Mit einer Länge von fast acht Zoll (umgerechnet etwas über 20 Zentimeter) gehören diese Kröten zu den größten in Nordamerika. Sie haben auch eine bemerkenswert lange Lebensdauer und ihre Lebensspanne liegt zwischen mindestens 10 bis sogar 20 Jahre.
Vom Lecken zum Rauchen
Während das Lecken von Kröten aufgrund des angeblich psychedelischen Effekts in den 1980er Jahren durchaus ein Trend gewesen ist, wie das nationale Giftnotrufzentrum erklärt, ist heutzutage wohl eher das Rauchen der Krötensekrete um einiges beliebter, schreibt Juliana Kim von NPR. Und im Vergleich zum Lecken auch um einiges effektiver. Aber nicht minder ungefährlich.
Dabei wird die getrocknete Substanz des Sekrets als psychedelische Droge geraucht. Mit dem Glauben und auch der festen Überzeugung, damit psychische Erkrankungen wie Depressionen behandeln zu können. Sogar eine Psychotherapie soll man sich mithilfe des gerauchten Krötengifts ersparen. Doch auch wenn sich „Kröten-Zeremonien“ großer Beliebtheit erfreuen, sind auch schon Menschen bei geführten „Krötentrips“ gestorben – aufgrund von Vorerkrankungen oder einer Überdosis.
Sonora-Wüstenkröte voll im Trend
Tatsächlich sammeln viele Menschen diese „Drogenkröte“ sogar, um ihr Gift zu rauchen. Weiteres hat sich, aufgrund der Beliebtheit des Sekrets, ein ganzer Geschäftsbereich entwickelt, in dem auch mexikanische Kartelle involviert sein sollen. Mit desaströsen Auswirkungen auf die Krötenpopulation. Denn mittlerweile gibt es immer mehr Warnungen, dass dieser Drang nach den Kröten, die ganze Population zusammenbrechen lassen könnte, wie die New York Times erklärt.
Während die Tiere auf der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur als „nicht gefährdet“ eingestuft werden, gelten sie in New Mexico aufgrund von Habitatverlust, Todesfällen auf Straßen und der Überentnahme für Drogenzwecke als stark bedroht.
Eine psychedelische Renaissance
„Es findet eine psychedelische Renaissance statt“, erklärt Robert Villa, Präsident der Tucson Herpetological Society und Forscher am Desert Laboratory der University of Arizona den High Country News (HCN). „Und es gibt einen ganzen Teil dieser Gemeinschaft, der sich der Sonora-Wüstenkröte widmet und sie für psychedelische Zwecke extrahiert.“
Der Hauptbestandteil der psychedelischen Substanz in den Sekreten der Kröten wird 5-MeO-DMT genannt. Diese Chemikalie findet sich auch in einigen Pflanzenarten, die für Rituale verwendet werden, sowie in bestimmten Pilzen, einschließlich des Gelben Knollenblätterpilzes (Amanita citrina).
In den Vereinigten Staaten ist die Verwendung von 5-MeO-DMT illegal und es ist als Betäubungsmittel der Kategorie I eingestuft. Was bedeutet, dass es „keine derzeit anerkannte medizinische Verwendung und ein hohes Missbrauchspotential“ hat, wie die U.S. Drug Enforcement Administration erklärt.
Neue Forschungen
Trotz der Fragwürdigkeit dieser Praxis, deuten neuere medizinische Forschungen darauf hin, dass die Chemikalie aus der Sonorakröte sehr wohl bei der Behandlung von Zuständen wie Sucht, Depressionen, Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen sehr wohl helfen kann.
Sogar eine hohe Anzahl an berühmten Persönlichkeiten scheint auf den Krötengeschmack gekommen zu sein. Box-Legende Mike Tyson schwört auf das Krötengift und sogar der Sohn des US-amerikanischen Präsidenten, Hunter Biden, soll seine Cracksucht unter anderem auch mit der Hilfe einer 5-MeO-DMT-Therapie überwunden haben, welche auf die Verwendung der Drüsensekrete der Sonora-Wüstenkröte zurückgreift.
Mediziner*innen raten jedoch von dem nicht begleiteten Eigengebrauch des Sekrets ab und warnen vor dem Gebrauch in rituellen Zeremonien. Obwohl sich die Ausscheidung der Sonorakröte als Produkt im Darknet größter Beliebtheit erfreut und preislich sogar etablierte Drogen wie Kokain und ähnliches hinter sich zurücklässt, ist immer noch zu wenig darüber bekannt. Und die Gefahr der Nebenwirkungen zu groß. Das alles ändert natürlich nichts an der Beliebtheit der Kröte. Eine Nachfrage, die die sonorische Wüste vermutlich leider bald um eine Tierart ärmer machen wird.
Titelbild © Shutterstock
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