Nach dem gigantischen Welterfolg von „Squid Game“ war es mehr als absehbar, dass der Streaming Gigant Netflix nicht lange warten wird und eher früher als später ein neues erfolgsversprechendes Serien-Format nachwerfen wird. Und in der Tat hat es nicht lange gedauert. Der „Squid Game“-Nachfolger ist da. „Hellbound“ nennt sich der neueste Netflix-Hit und wir von WARDA haben ihn für euch schon einmal unter die Lupe genommen.
Hellbound verdrängt Squid Game vom Serien-Thron
Der globale Hype um „Squid Game“ ist noch nicht wirklich abgeflacht, da taucht schon der neue heißgehandelte Netflix-Hit auf den Bildschirmen auf. „Hellbound“ nennt sich die Serie und stammt, wie schon „Squid Game“, ebenfalls aus Südkorea. Und siehe da. „Hellbound“ kam, wurde gesehen und siegte.
Denn bereits kurz nach seiner Veröffentlichung am 19. November hat die neue Fantasy-Horror-Serie „Hellbound“ das megaerfolgreiche „Squid Game“ auch schon als meist gestreamte Serie vom Netflix-Thron gestoßen. Heißt: Platz 1 in mehr als 80 Ländern. Grund genug sich diese Serie genauer anzusehen.
Hellbound – what the hell is the deal?
„Hellbound“ beginnt durchaus fulminant – erinnert am Anfang jedoch sehr an Marvel und seine Avengers. Ein hippes Café und eine mindestens genauso hippe Gruppe junger Menschen diskutiert über den neuesten viral gegangenen hot-shit aus dem Internet.
Dort kursiert die „Legende“, das vermeintlich sündige Menschen von himmlischen Geistern besucht werden, um über den Tag und die Uhrzeit ihres Todes informiert zu werden. „Alles Blödsinn!“, meint einer aus der Gruppe. Von wegen! Denn genau in diesem Café hockt ein vor Nervosität und Angst verschwitzter Typ, dessen prophezeiter Tod in ein paar Sekunden über die Bühne gehen soll. 3,2,1…
Hellbound – Zuerst verkloppt und dann gegrillt
Extrem brutal schildert der Regisseur Yeoon Sang-ho daraufhin die Erfüllung dieser Prophezeiung. Ein Knall im Himmel. Kurzes (und doch ewig lang anmutendes) Schweigen. Und dann: Aus dem wortwörtlichen Nichts stürmen drei schwarze Dämonen mit einer Statur wie der Hulk heran, verfolgen den „Auserwählten“ und prügeln ihn solange blutig wie ein überbeherzter Koch ein eigenwilliges Stück Fleisch. Gemetzel! Und danach?
Im großen Finale einer cineastisch mehr als übertriebenen Bestrafung wird der „Sünder“ dann noch einmal ordentlich gegrillt. Voila! Der Plot ist angerichtet. Die Handlung nimmt ihren Lauf. Ein traumatisierter Loser-Cop ermittelt. Eine Anwältin auch. Und einige radikal-religiöse Figuren deuten diese Phänomene natürlich als göttliche Strafen, die jeder dieser „Auserwählten“ als Sünder oder Sünderin natürlich auch verdient hat.
Die Hellbound-Story – aus dem Osten nichts Neues
Wer diese kurze Zusammenfassung liest und über ein wenig Serien- und Filmerfahrung verfügt, der vermutet wahrscheinlich richtig, dass die Entwicklung dieser Geschichte (ohne zu viel vorwegzunehmen) mehr als vorhersehbar scheint. Und in der Tat tut sich die Serie inhaltlich recht schwer, denn nicht einmal die überbordende Gewalt ist neu. Die Figuren schon gar nicht.
Alles wirkt platt, klischeehaft und stereotyp geschrieben. Die Lager sind klassisch verteilt. Man hat die rationalen Anwälte und den Loser-Cop mit privaten Problemen gegen die religiösen Spinner. Zumindest zu Beginn. Es erinnert irgendwie an die Covid-19 Impfthematik. Auch wenn da die rationalen Kräfte noch zu überwiegen scheinen. Noch.
Wie dem auch sei. Es wird niemanden erstaunen, wenn wir verraten, dass in „Hellbound“ die sich radikalisierenden Glaubensgruppen, die in diesen Phänomenen der „Heimsuchung“ – aufgrund fehlender wissenschaftlicher Erklärung – göttliche Zeichen sehen, einen beängstigenden Zustrom erfahren.
Der Twist
Leider etwas langatmig – ein zwei Stunden Film hätte der Story vermutlich besser getan, als die Aufteilung auf 6 Folgen zu je ca. 50 Minuten –, passiert jedoch in der Mitte der Serie etwas recht Interessantes. Was genau? Ein radikaler Einschnitt in die Handlung ereignet sich. So kompromisslos, dass man „Hellbound“ durchaus als Zweiteiler „lesen“ kann. Der „zweite Teil“ spielt in etwa fünf Jahre danach, in einer Gesellschaft, die zu dem zu werden scheint, was eine der radikal-religiösen Gruppen immer schon erreichen wollte: „Die neue Welt.“
Kampf um die Bedeutung
Spannend ist „Hellbound“ durchaus. Doch ganz anders, als zum Beispiel „Squid Game“ mit seinen Todesspielen spannend gewesen ist. Und vielleicht auch anders spannend als Regisseur und Producer sich das gedacht haben. Denn abseits der übertriebenen Gewalt sticht in der Serie vor allem ein bestimmter Punkt hervor.
Im neuen Netflix-Hit wird gekonnt verdeutlicht, wie schnell unterschiedlichste soziale Formationen (man kann auch sagen Bubbles) versuchen, sich ein an und für sich neutrales Phänomen, für ihre eigenen Zwecke anzueignen (aka zu missbrauchen). Und das ist die Stärke der Serie und vor allem die Kraft dieses Twists in der Mitte des Plots. Wo man als Zusehender eine mehr als aufschlussreiche Information erhält. Unter anderem die Erklärung, dass das, was wir alle als selbstverständlich angenommen haben – und zwar die Tatsache, dass es sich bei diesem Phänomen um eine „Sünder-in-die-Hölle-Überführung“ handelt – im Grunde nur etwas ist, dem wir (aber vor allem die Figuren und Gruppen in der Serie) eine bestimmte Bedeutung bemessen haben. Eine Bedeutung, die in Wirklichkeit jedoch nicht unbedingt so zutreffen muss. „Hellbound“, auf dieser Ebene rezipiert, erteilt uns also eine bittter nötige Lehrstunde in Sachen Konstruktivismus.
Jung Jaegu | Netflix
Hexenjagd
„Hellbound“ wird somit – trotz einer fatalen Überlänge und etlichen Schwächen – zu einer durchaus ergreifenden Hexenjagd. Einer Hexenjagd nach Menschen, die niemals wirklich Hexen gewesen sind, sondern immer nur eines: Menschen. Menschen, die mit der (radikalen) Kraft ihrer Benennungen den (oftmals bedeutungslosen) Dingen und Phänomenen um sich herum erst eine bestimmte Bedeutung geben. Das ist die Stärke dieser Serie. Und vielleicht sogar ein Grund, über die anderen Schwächen hinwegsehen zu können.
„Hellbound“ erteilt uns somit eine Lektion. Die Serie zeigt uns erstens, dass nichts so ist, wie es scheint und zweitens (wichtiger), dass das, wie es zu sein scheint, nicht viel mehr als ein menschliches, soziales Konstrukt ist. Oftmals auch nur die bloße Inszenierung einer ganz bestimmten sozialen Gruppe, die nichts anders versucht, als ihre eigenen politischen Interessen durchzusetzen. Ganz kreative Geister können hier auch Parallelen zum real life herstellen. Vor allem zu den ganzen Impfgegnern und Impfgegnerinnen, die sich hinter ihrer dramatisch inszenierten Empörung über den vermeintlichen Verlust der Freiheit und der Zerstörung der Demokratie im Grunde nur bereichern wollen. Und hinter moralischen Aufrufen nichts anderes als ihre eigenen Interessen verfolgen. Interessen, angetrieben von einem unersättlichen Hunger nach Macht, Einfluss und vor allem Geld.
Titelbild Credits: Jung Jaegu | Netflix
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