Catfishing und Romance-Scam: Tinder, Lovoo und Co. als Spielplatz für Betrüger

Catfishing hat nicht immer zum Ziel, das Gegenüber um Geld zu bringen. Manchmal sucht jemand mit Hilfe einer anderen Identität auch nur nach zeitweiliger Zuneigung oder Zuspruch, um sich nicht allein zu fühlen – wie es im aktuellen Film Love Hard der Fall ist. Oder jemand hintergeht seine:n Partner:in und versucht als „Catfish“ unerkannt zu bleiben. In vielen Fällen jedoch steckt hinter den gefälschten Profilen ein Betrugsversuch. Und nicht immer ist dieser so leicht zu entlarven. Auch, weil das Bildmaterial von realen Personen verwendet wird. Anhand eines Falles des Models Sarah Chvala zeigen wir euch, wie schnell so etwas passieren kann und wie ihr es erkennen könnt.
Paul* hat sich über das Internet verliebt. Wie es eben manchen passiert, die sich über einen längeren Zeitraum mit jemandem unterhalten und langsam eine innige Bindung aufbauen. Sie heißt „Vlada“, arbeitet als Model und würde gerne einmal ein Restaurant eröffnen. Sie sieht gut aus, die Gespräche laufen wie geschmiert und scheinbar ist auch sie interessiert an ihm. Es scheint einfach zu passen. Durch den regen Kontakt und eine gewisse Nähe liegt ihr Paul immer mehr zu Füßen. Ohne sie wirklich zu kennen.
Obwohl sie sich noch nie getroffen haben, beginnt Paul zusehends Vertrauen aufzubauen. Mit der Aussicht auf ein baldiges Treffens hält sie ihn bei Stange. Er vertraut „Vlada“ dennoch so weit, dass er ihr Geld überweist, um dieses von ihrem Cousin in Krypto-Währungen anlegen zu lassen – in Summe mehr als 30.000 €.
Dies scheint für ihn anfangs noch kein Grund zu sein, skeptisch zu werden. Sie mag ihn ja. Und mit Sicherheit will sie ihm nichts Schlechtes tun. Als er selbst dem Versuch eines ersten Treffens mehr Nachdruck verleiht, erleidet Vlada plötzlich einen schweren Unfall und landet im Krankenhaus. So zumindest ihre Version, denn im Nachhinein stellte sich heraus, dass hier getrickst wurde.
Model Sarah Chvala wurde von einer bis dahin fremden Person kontaktiert © Screenshot / Sarah Chvala
Sobald der Betrug auffliegt, ist es meist zu spät
Pauls Skepsis wuchs. Und mit etwas Recherche fand er auch heraus, dass er Opfer von Catfishing und eines Betruges war. Denn letztlich bediente sich Vlada der Fotos von Sarah Chvala. Mit der Bildersuche fand Paul heraus, dass die meisten Fotos von Sarahs Instagram-Account stammen. Außerdem bekam er zum Zeitpunkt des Unfalles von Vlada ein Foto, das offensichtlich mit Photoshop bearbeitet wurde. Der Knackpunkt einer bis dahin perfekt inszenierten Betrugsmasche.
Zum Vergleich das Original:
Und die Kopie:
Aufgefüllt mit den Fotos aus dem Profil von Sarah Chvala © Screenshot / Instagram
Für das Model Sarah entstand zumindest kein direkter Schaden. Doch auch die Verwendung der Fotos durch andere kann für Probleme sorgen – so zum Beispiel könnte der/die Partner:in glauben, man gehe unter falscher Identität und mit echten Fotos fremd.
Paul ist jedenfalls um über 30.000 € ärmer. Und die Chance, dass er das Geld jemals wieder sieht, ist nicht gerade groß. Damit ist er keineswegs alleine. Die meisten europäischen Kriminalstatistiken erfassen derzeit noch keine Romance-Betrugsfälle – die US-amerikanischen jedoch schon. Dort waren es letztes Jahr über 30.000 Fälle mit ungefähr 300 Millionen US-Dollar Schadenssumme. Dabei ist zusätzlich davon auszugehen, dass sehr viele Fälle aus Scham nicht gemeldet werden. Wer gibt schon gerne zu, dass er einem Liebesbetrug erlegen ist?
Was ist Catfishing und worauf solltest du achten?
In der modernen Sprache steht der Begriff Catfish für eine Person, die sich als jemand anderes oder als eine frei erfundene Person ausgibt. Hierbei handelt es sich um eine Form des Schwindels, der nicht stets den Betrug als Ziel hat. Rein rechtlich stellt Catfishing noch keine Straftat dar, gilt jedoch in den meisten Nutzungsbedingungen von Apps und sozialen Netzwerken als Verstoß.
Der häufigste Grund für Catfishing ist, in diversen sozialen Netzwerken oder Dating-Apps eine romantische Beziehung oder Freundschaft aufzubauen. Mit Hilfe des Fake-Profils generieren Menschen so mehr Aufmerksamkeit für sich. Die falsche Identität kann auch „nur“ dem Selbstschutz oder dem Schutz der echten Identität dienen – wenn beispielsweise eine Person auf einen Seitensprung abzielt. Auch im Cyber-Mobbing kommt Catfishing häufig vor. Zum Beispiel, wenn die Fake-Person auf das Anvertrauen von intimen Geheimnissen abzielt.
Catfishing dient Betrüger:innen als Möglichkeit, Zugriff auf vulnerable Personen zu bekommen. Mit dem sogenannten Romance-Scam zielen die Schwindler:innen darauf ab, mittels Vorspielen von Liebesbeziehungen an Geld zu kommen. Es gibt jedoch einige Punkte, auf die du achten kannst, um solch einem Betrug nicht zum Opfer zu fallen.
Woran erkennst du einen Catfish?
Einige Punkte dienen als klare Warnsignale. Auch wenn nicht immer ein finanzieller Betrug hinter dem Fake-Profil steckt, solltest du dich davor schützen. Sogar das Bundesministerium für Inneres warnt mittlerweile vor Partnervermittlungsbetrug und Romance Scam. Folgende Punkte sollten Skepsis bei dir hervorrufen:
- Auffällig gutes Aussehen
- Extravagante Präsentation seiner selbst: Lifestyle, Beruf, etwaiges Vermögen
- Überhasteter Aufbau einer persönlichen Beziehung
- Hohe Kommunikations-/Nachrichtenfrequenz
- Schnelles Eröffnen persönlicher Details
- Widersprüche in den Erzählungen: unschlüssige Lebensgeschichte oder häufige Ausreden
- Sprachliche Auffälligkeiten
- Ablehnung von Videotelefonaten
- Permanent im Ausland oder auf Reisen
- Wiederkehrendes Untertauchen für mehrere Tage oder Wochen
- Themenfokus bei persönlichen Problemen, Krankheit oder sogar Geld
- Unübliche Aufforderungen – bspw. zu intimen Online-Aktivitäten
Wie kannst du dich vor Romance-Scam und Catfishing schützen?
Sollte einige dieser Auffälligkeiten erfüllt sein, kannst du mittels Recherche auf diversen sozialen Medien und mit der Bilder Rückwärtssuche herausfinden, ob es sich um eine echte Person handelt. Hier kannst du entweder Screenshots oder Bildmaterial hochladen, um so das Bild prüfen zu lassen. Sollte dir die Person eine Telefonnummer geben, kannst du auch mit dieser Recherche betreiben. Und eine absolute Regel ist: Überweise niemals Geld an fremde Menschen!
Grundlegend lässt sich aber auch damit nicht immer ein Catfish entlarven. Daher solltest du mit deinen persönlichen und intimen Informationen im Online-Kontext sehr vorsichtig umgehen. Erst ab einem persönlichen Treffen solltest du dich einer Person wirklich öffnen.
Titelbild © Shutterstock
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