James Bond, Mission Impossible oder doch lieber John Wick? Keines der drei! Mit der teuersten Netflix-Produktion aller Zeiten, The Gray Man, versucht der Streaming-Gigant in große Fußstapfen zu treten. Ryan Gosling als Agent. Ob das gelungen ist, erfährt ihr hier.
Ein Hauch Avengers mit Ryan Gosling
Es ist offiziell: Disney kündigte kürzlich die beiden neuen Avengers-Filme (The Kang Dynasty und Secret Wars) an. Beide sollen 2025 in den Kinos erscheinen. Für viele Fans dieses Marvel-Universums die wohl schönste Nachricht des Jahres. Zwei Regisseure, die im Avengers-Kosmos keine Unbekannten sind, Anthony and Joe Russo, und sich für die erfolgreichsten Filme der scheinbar endlosen Reihe verantwortlich zeigen (Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame), haben sich nun abseits des Marvel-Universums dazu entschlossen, einen anderen Weg zu gehen.
Ihr neuestes Projekt nennt sich The Grey Man und ist vor kurzem auf Netflix erschienen. Ein Blockbuster sondergleichen, den sich Netflix einiges hat kosten lassen. 200 Millionen Dollar Budget! Die teuerste Netflix-Produktion aller Zeiten. Um nichts anbrennen zu lassen hat man sich auch noch gleich eine Palette an Stars gegönnt: Ryan Gosling, Chris Evans, Ana de Armas (immerhin schon James Bond-Erfahrung) und Billy Bob Thornton sind mit an Bord.
The Gray Man – simpler Plot von Action überladen
Worum geht es bei The Gray Man? Die Story ist schnell erklärt und überhaupt nichts Neues. Der Verbrecher Six (natürlich ein guter Ryan Gosling, der zu Unrecht im Knast sitzt), wird vom CIA-Typen (Billy Bob Thornton) rekrutiert, um für eine geheimer als geheim operierende Taskforce zu arbeiten. Diese erledigt abseits des Gesetzes kompromisslos ihre Schurken.
Wie es aber so kommt, fällt dem Agenten Six (die plumpe Anlehnung an 007 wird im Film selbst natürlich angemerkt) ein belastendes Beweismittel in die Hände. Dieses erweist sich für seine Vorgesetzten als äußerst verhängnisvoll. Daher wollen die es natürlich wiederhaben und hetzten Six jedes nur verfügbare Killer-Team auf den Hals.
So weit, so gut. Man darf über diese Plumpheit und Einfallslosigkeit des Plots aber ruhig hinwegsehen. Denn ganz ehrlich: Tiefgründigkeit gehört in Actionfilmen und Agententhrillern nicht gerade zur Grundausstattung. Aber wie sieht es mit dem aus, worum es eigentlich geht: der Action, dem Thrill, der Spannung?
The Gray Man vs. die Philosophie der Kampfszenen
Es kursieren – mittlerweile hoffentlich schon legendär gewordene! – Erklärung bzw. Einführung in die Kampfszenen-Choreografie von Jackie Chan. Diese werden zur Veranschaulichung ihrer Genialität den Kampfszenen in Hollywoodfilmen gegenübergestellt. Schnell wird der Unterschied klar.
Während Jackie Chan (und Co) bei ihren Fights keine Tricks anwenden, keine Slow-Motion, keine schnellen Cuts usw., und ganz einfach durch ihre außergewöhnliche Choreografie brillieren, versuchen Hollywoodfilme über die Unfähigkeit ihrer Darstellenden hinwegzutäuschen.
Dabei wenden sie verschiedene Mittel an, um, erstens zu vertuschen, dass die Schauspieler:innen eben nicht kämpfen können. Und zweitens, um so etwas wie überladene Action zu erzeugen, um noch ein weiteres Mal zu vertuschen, dass die Schauspieler:innen nicht kämpfen können. Und genau das ist auch eines der Probleme von The Gray Man!
Ryan Goslings Martial Arts – Überladenes Spektakel als Täuschungsversuch
Zugegeben finden Ryan Goslings Fights an beeindruckenden Plätzen statt (u.a. in Bangkok, inmitten einer Feuerwerksmaschine). Und das muss man den Regisseuren lassen. Da sie wissen, dass Ryan Gosling nicht kämpfen kann, haben sie die Kampfszenen auch so gestaltet, um das auch so gut es geht zu vertuschen.
Ein Beispiel: Als es zum Kampf in einem Flugzeug kommt, zündet Gosling eine Nebelgranate. Dies macht eigentlich nicht viel Sinn. Doch dank der roten Nebelschwaden erkennt man weniger, dass er überhaupt nicht kämpfen kann.
The Gray Man – Ryan Gosling im Schatten der Vergangenheit
Wenn man sich an die 1980er und 1990er Jahre zurückerinnert und an die Actionhelden von damals, dann wird schnell ein großer Unterschied deutlich. Jackie Chan, Jean Claude-Van-Damme, Steven Segal, Chuck Norris und Co waren keine Schauspieler. Aber dafür waren sie alle ausgebildete Kampfsportler, die ihre erlernten Fähigkeiten gekonnt einsetzen konnten. Und wie!
Was wir heute an Kampfszenen jedoch erdulden müssen, ist eine Zumutung. Billige Tricks, die verdecken sollen, dass die Figuren alle eben das wichtigste für solche Filme nicht können: Kampfszenen wunderbar choreografisch auszuführen. Wenn man sich an solchen Szenen erfreuen will, dann ist man bei den Altstars besser aufgehoben. Kleine Empfehlung: Jackie Chan kämpft hier gegen den damaligen Kickboxweltmeister:
Überladene Action ohne Humor – Ryan Gosling als James Bond Fail?
Doch nicht nur die Kampfszenen, auch der Humor kommt bei The Gray Man eindeutig zu kurz. Klar, ist keine Komödie, aber während es Mission Impossible zum Beispiel, aber auch Jackie Chan, es sehr gut schaffen (vor allem auch durch ihre Sidekicks) lustige Momente zu erzeugen, bleibt The Gray Man leider schmerzhaft unkomisch. Und das, obwohl man es manchmal versucht. In Form des schon erwähnten Beispiels mit der ironischen James Bond Bemerkung. Funktioniert alles leider überhaupt nicht. Auch die Dialoge selbst sind ein Graus.
Bei aller Liebe für Ryan Gosling, diesen für einen klassischen Actionfilm zu besetzten, ist wohl der größte Fehler, den man machen kann. Auch sein soziopathischer Gegenspieler (Chris Evans, mit Schnauzer) ist mehr als eine Fehlbesetzung. Man weiß nicht, was er genau will, lustig sein oder ein Psychopath. Da seine Performance zwischen beidem hin- und herpendelt, verliert sich das Ganze im Ungewissen. Und anstatt eines genialen Bösewichts hat man hier… man weiß es nicht so recht.
© Netflix
Die Action selbst trägt in The Gray Man verdammt dick auf. Und auch wenn manche Szenen von der Idee her gut gedacht sind (der Schusswechsel aus der fahrenden Straßenbahn z.B.) so wird man als Zusehender nie wirklich glücklich damit. Vielleicht geht alles einfach zu schnell. Vermutlich ist diese Schnelligkeit aber auch ein Mittel, um zu verdecken, dass es hier keine Liebe für die Details mehr gibt.
Mehr ist manchmal einfach zu viel
The Gray Man ist ein Feuerwerk, bei dem man vor lauter Feuer, keine Farben mehr sieht. Und das, obwohl genug davon eingesetzt wird, um über die Unfähigkeit hinwegzutäuschen. An und für sich gute Schauspieler werden hier verheizt, weil sie eben Schauspieler sind und keine Kampfkünstler. Ein Unterschied, den man leider nie vergisst.
Zugegeben ist Tom Cruise auch kein Kampfkünstler, doch was das Genre des Actionfilms angeht, weiß er, wie es geht. Während Cruise in seinen Filmen immer in Bewegung ist, herumläuft und seine Stunts selber macht, wirkt Gosling wie erstarrt. Alle Technik der Filmwelt kann über diesen Unterschied ungünstigerweise nicht hinwegtäuschen. Hätte man Tom Cruise diese 200 Millionen gegeben, wer weiß, was für einen genialen Actionfilm man bekommen hätte. Und so bekommt man einfach nur viel Lärm um Nichts. Netflix hat viel bessere Filme zu bieten, als The Gray Man. Außergewöhnliche Meilensteine für eine Netflix Date Night zum Beispiel.
Titelbild © Netflix
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