Die Generation Z kann nicht nur jeden TikTok-Song auswendig, sondern kennt auch jeden selbsternannten Star. Eine Gruppe junger deutscher Männer – die sogenannten „elevator boys“ – wurden durch Kurzvideos bekannt, in denen sie ihr Äußeres feiern, als ob die ganze Welt jahrzehntelang darauf gewartet hätte. Unter dem Hashtag „elevatorboys“ findet man nun zahlreiche Videos von schönen Männern in Aufzügen.
Ich würde mich selbst mit 24 Jahren noch nicht zum alten Schlag zählen, dennoch ist mir diese „schöne“ Parallelwelt entgangen. Bis dato wusste ich nicht, dass Teenager Schönlinge in Aufzügen anhimmeln. Während meine Freunde und ich uns Parodien dieser Elevatorboys-Videos hin- und herschicken, scheinen die TikTok-Boys vollends davon überzeugt zu sein, dass diese Form der Selbstinszenierung angemessen ist.
Wer sind die Elevator Boys?
Meine TikTok-Recherche nahm bei den Aufzugvideos ihren Anfang und endete bei den Profilen der Protagonisten. Millionen Follower:innen und hunderte Videos, in denen sie oberkörperfrei ihre Muskeln präsentieren und mit ihrer Handykamera flirten. In der Kommentarsektion befinden sich neben minderjährigen Fangirls – die sich Fotos der Elevator Boys wahrscheinlich schon an die Wand geklebt haben – ab und zu auch kritische Bemerkungen. „Es ist mega unattraktiv, wenn ein Mann sich selbst so attraktiv findet“, schreibt eine Userin. Eine Mutter hingegen kommentiert, dass ihre Tochter so einen Typen ruhig irgendwann nach Hause bringen dürfte. Bisschen sadistisch, oder?
Die Aufzugboys teilen nicht nur Ausschnitte ihres makellosen gebräunten Körpers, sondern auch intime Ereignisse, wie etwa die Beerdigung eines Familienmitglieds. Vermutlich wird auf diese Art und Weise das Sympathielevel aufrechterhalten. In gefühlt jedem zweiten Video thematisieren sie ihre Körpergröße, die interessanterweise regelmäßig schwankt. Können Elevatorboys innerhalb einer Woche 10cm wachsen? Oder bekommt man dadurch mehr Aufrufe? Außerdem sind sie alle Single und natürlich verzweifelt auf der Suche, nach „der Einen“. Zahlreiche 13-Jährige fühlen sich dadurch natürlich angesprochen und bieten sich als potentielle Partnerinnen an.
Unrealistische Beautystandards – soziale Medien als Gefahr
In einigen Videos bewertet die Boygang, welche Körpergröße, Augen- und Haarfarbe und Brüste an Frauen attraktiv sind. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele pubertierende Mädchen mit mangelndem Selbstbewusstsein diese TikToks sehen, bin ich froh, in der heiklen Phase ohne soziale Medien aufgewachsen zu sein. Und vor allem ohne Elevator Boys. Noch schlimmer macht es der Fakt, dass diese App in der Pandemie zum Unterhaltungsprogramm Nr. 1 für Jugendliche wurde. Außerdem kursieren auf TikTok regelmäßig gefährliche Trends, die sogar den Tod einer 10-Jährigen zur Folge hatten.
Lösen solche Videos nur deshalb ein Fremdschämen aus, weil wir kein Selbstbewusstsein haben? Sind wir einfach zu alt, um diese „moderne Selbstliebe“ zu verstehen? Oder kann es vielleicht doch sein, dass wir durch Social Media Narzist:innen heranzüchten? Während die Kinder der 90er mit High School Musical aufgewachsen sind und ihr Zimmer nur mit Postern aus der Bravo tapezieren konnten, sind Online-Stars gefühlt in greifbarer Nähe. Das erzeugt bei jungen Menschen bestimmt schnell die Illusion, dass durch Filter optimierte Gesichter und perfekt inszenierte Kulissen die Norm sind. Eine verpflichtende Kennzeichnung ist daher längst überfällig.
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