Warum Serien heutzutage wertlos sind: das betrogene Potenzial eines Mediums

Ganz egal, ob es sich um gute Serien handelt, sie ein Nischenpublikum bedienen oder von hartgesottenen Fans spezieller Genres gefeiert werden – die Geschichte von Serien zeigt, wie die Vermarktung und die Unterhaltung laufend um das potenzielle Publikum kämpfen und dabei die Inhalte und die Qualität aus den Augen verlieren. Von den Ursprüngen, hin zu den Serien der 90er und zum Jahrzehnt der TV-Serien, bis zu den Streaming-Anbietern hat sich einiges getan. Die Chance von Werbeeinschaltungen. Der Wegfall derselben. Die sinkende Popularität von Kinofilmen. Oder auch Fanfiction, Cliffhanger und Peak TV. Wir zeigen dir, warum du beim Serienkonsum heutzutage einer berechnenden Unterhaltungsindustrie zum Opfer fällst und üben scharf Kritik am Medium Serie.
Was bereits ohne genaue Betrachtung sofort auffällt: Serien haben im Gegensatz zu Kinofilmen das Ziel, dich möglichst lange am Bildschirm zu halten. Ebenso auffällig ist der Fakt, dass immer mehr Kino-Stars und Regisseure zur Serienproduktion wechseln oder dort zumindest versuchen Fuß zu fassen. Mit den Serien der 90er erlebte das Format einen kometenhaften Aufstieg. Der sich in dieser Form aber nicht lange hielt. Natürlich liegt dieser Entwicklung auch das veränderte Konsumverhalten von Zuseher*innen zugrunde, wobei das ebenso maßgeblich durch die Unterhaltungsindustrie beeinflusst wird – neben anderen Faktoren, wie der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne. Aber eines nach dem anderen.
Der Anfang von Serien: „Video Killed the Radio Star“ und die Werbeunterbrechungen
Serien gibt es nicht erst, seitdem es Bildschirme gibt. Die Geschichte beginnt beim Radio, im Jahr 1922. Dort nahmen die heute bekannten seriellen Strukturen ihren Anfang. Diese finden sich übrigens beim Radio nach wie vor in Form festgelegter Abläufe wieder – Nachrichten, Musik, Berichte und Werbung als Kreislauf der Ausstrahlung. Der Erfolg der Radioserien – vor allem in Hinblick auf Werbeeinschaltungen – führte dazu, dass diese seriellen Strukturen mit Werbeunterbrechungen auch für das TV übernommen wurden.
Entgegen heutiger Serienformate war die erste ausgestrahlte Fernsehserie jedoch nicht fiktiv, sondern eine Art Talkshow, in der sich Politiker den Fragen wechselnder Journalisten stellten – ihr Name: Meet The Press. Nach und nach erst folgten fiktive Serien, die das Programm füllten. Die bekanntesten unter ihnen sind wohl Fury, Lassie, Maverick oder auch Bonanza und Rauchende Colts.
Alles für die Werbung: Struktur und Aufbau von Serien
Bekennend für alle Serien ist aber das Schema der vier- bis siebentaktigen Strukturen, um Werbeunterbrechungen Platz zu lassen. Zugleich gab es aber auch inhaltliche Vorgaben. Denn die Programmgestaltung hatte sich an den potenziellen Werbekunden zu orientieren. Serien mussten den FCC-Regulierungen folgen. Das bedeutet einerseits technische Voraussetzungen erfüllen zu müssen, andererseits greift die FCC (Federal Communications Commission, deutsch: „Bundeskommunikationskommission“) auch in Form von Zensur ein – dies betrifft vor allem obszöne Sprache.
Der Filmwissenschaftler Amos Vogel übte in seinem Buch „Film als subversive Kunst“ Kritik an den Entwicklungen von Serien und stellte punktgenau klar, worin der große Fehler liegt:
„Zum ersten Mal in der Geschichte wird das mächtigste Massenmedium einer Gesellschaft ausschließlich von der Werbewirtschaft und vom Markt kontrolliert, ausschließlich geleitet von kommerziellen Geboten, gesättigt von allgegenwärtigen Werbungen, die bestimmte Publikumsmengen an die Werbekundschaft vermitteln (statt dem Publikum ein Programm), und einem breiten Spektrum von Kanälen, die 365 Tage im Jahr vor allem Müll ausstrahlen. So wurde das Potential dieses Mediums betrogen.“
Side Fact: Zu Beginn galten Fernsehserien noch als Kaderschmiede für Filmproduktionen. Dies sollte sich über die Geschichte hinweg ins Umgekehrte verschieben. Das liegt vor allem am gestiegenen Serienkonsum.
Was Serien schon immer inne war, war das Prinzip von Tausendundeine Nacht, in der die Erzähler*innen scheinbar ums blanke Überleben erzählen. Nur, um nicht in der Versenkung zu verschwinden. Ein immerwährender und scheinbar endloser Kampf um Zuseher*innen, der in endlosen Fortsetzungen und Cliffhangern mündet – einzig manche Serien der 90er oder auch moderne Produktionen wie Black Mirror scheinen hier eine eklatante Ausnahme zu bilden.
Im Westen nichts Neues: Serien mit immergleichen Konzepten und Inhalten
Was mittlerweile traurigerweise auch für die Kinofilm-Industrie gilt, steht bei Serien bereits seit Anbeginn auf der Tagesordnung. Was funktioniert, wird wiederholt. Im Film erkennt man dieses Phänomen in der endlosen Weiterführung von Film-Serien. Prequels, Sequels, Reboots, Remakes, und Spin-Offs – diesen Begriffen ist wohl jede*r bereits einmal begegnet.
Exkurs in die Begriffserklärung von Serien und Filmen:
- Prequel: Fortsetzung, die zeitlich vor der älteren Veröffentlichung anzusiedeln ist
Beispiele für Prequels: Star Wars I-III, „Hobbit“-Trilogie oder aktuell auch die Disney-Produktion Prey, wozu wir eine Kritik veröffentlicht haben
- Sequel: Fortsetzung, die zeitlich nach der Ursprungs-Veröffentlichung spielt
Beispiele für Sequels: Die endlosen Ausschlachtungen von John Wick, König der Löwen, Star Wars
- Reboot: Neuinterpretation eines bestehenden, fiktionalen Werkes. Baut aber entgegen dem Remake nicht auf der Vorgängerversion auf, sondern distanziert sich davon.
Beispiele für Reboots: Ghostbusters (2016), The Great Gatsby (2013)
- Remake: Neuverfilmung einer bestehenden Produktion
Beispiele für Remakes: A Star Is Born (1937, 1954, 1976, 2018), King Kong (1933, 1976, 2005, 2017), Batman (1943, 1966, 1989, 2005, 2016, 2021) oder der absolute Remake-King unter den Filmen A Christmas Carol (1901, 1908, 1935, 1938, 1951, 1954, 1970, 1984, 1988, 1999, 2000, 2001, 2003, 2004 2009)
- Spin-off: Dabei handelt es sich um einen Ableger mit Bezug zum Hauptwerk. Meist wird dabei einer der bereits bekannten Charaktere aus dem Hauptformat als neuer Fokuspunkt in dem sogenannten Spin-off präsentiert.
Beispiele für Spin-offs: Joey als Spin-off von Friends, Minions als Spin-off von Ich, einfach unverbesserlich oder auch The Book of Boba Fett und Co im Star Wars Universum
Bei den Serien ergibt sich ein für die Unterhaltungsindustrie entscheidender Vorteil. Eine Season beziehungsweise Staffel anzuhängen, gehört zum üblichen Ablauf einer Serie. Dafür ernteten sogar erfolgreiche Serien Kritik. Die nie enden wollende Fortsetzung und Streckung des Inhalts hat mit den Jahren noch zugenommen. Durch die inhaltliche Abhängigkeit der Folgen untereinander sind Zuseher*innen zum Durchhalten gezwungen – sofern sie den Inhalt erfahren möchten.
Natürlich gibt es hier auch einige Ausnahmen, wie beispielsweise Die Simpsons oder auch Black Mirror – die Folgen unterhalten auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Episoden. Vor allem in den 90er-Jahren war die serielle Narration noch eine andere – in Sitcoms galt beispielsweise Humor als Leitmotiv. Somit gilt die Kritik an Serien nicht grundsätzlich allen Produktionen.
Die Revolution der TV-Serien – wie sich der Serienkonsum verändert
Was heute Standard ist, kam erstmals durch HBO beginnend in den 70er-Jahren auf den Markt. Durch die Finanzierung mittels Abonnements lösten sich Serien vom Werbekunden und hatten dadurch einerseits keine FCC-Bindung mehr, andererseits stieg auch die Qualität der Produktionen.
Von nun hielt man durch „Qualität“ die Zuseher*innen im Abonnement – was aber nicht bedeutet, dass nicht gewisse Strukturen vorgesehen waren. Das fälschlicherweise als „Quality-TV“ betitelte neue Fernsehen nahm langsam aber sicher auch seinen Platz in Network-Sendern wie NBC ein. Zwei TV-historisch sehr wertvolle Produktionen – The Sopranos von HBO und The West Wing von NBC – markieren als Serien der 90er eine Zäsur und läuten das sogenannte third golden age of television ein.
Side Fact: Es gab ab diesem Zeitpunkt mehr Nacktheit, Gewalt und Schimpfwörter durch den Wegfall der FCC-Regulierungen.
Der Spiegel bezeichnet die Zeit um die 2000er als das Jahrzehnt der TV-Serien – zu Recht. Denn mit einer neuartigen Narration, die sich von bisherigen Einschränkungen für Serien löste, begannen Serien, einzigartige Konzepte zu realisieren, die Massen begeisterten. Gute Beispiele sind hier J. J. Abrams Produktion Lost und vor allem auch die HBO Serie The Wire. David Simons, einer der Erfinder und Produzenten von The Wire übte unterschwellig Kritik an bisherigen Serien:
„Es gibt uns nur, weil wir die Werbung losgeworden sind. (…) sie beeinflusst das Erzählen einer Geschichte über den finanziellen Druck.“ Das war durchaus revolutionär.
Reruns, Nischenproduktionen und die DVD-Boxen
Bis zu diesem Punkt waren für die ausstrahlenden Sender die Einschaltquoten entscheidend, um Werbeeinschaltungen für gutes Geld zu verkaufen. Wiederholungen von Serien waren daher nicht gern gesehen – logisch, führen erneute Ausstrahlungen im Free-TV nicht unbedingt zu hohen Quoten. Das Pay-TV zeigte demgegenüber sogenannte „Reruns“, weil sie nicht von Werbekunden abhängig waren. Dies ist auch der Grund, dass die Serien der 90er anderen Mustern folgten.
Die Einzelproduktion war nicht mehr so entscheidend, sondern das Gesamtprodukt, das der Sender bereithält. Somit hatte HBO mit seinen Serien auch die Möglichkeit, Nischenproduktionen auszustrahlen, ohne Verluste zu machen. Ganz im Gegenteil, sie holten sich damit auch ein Nischenpublikum in das Abonnement.
Einen weiteren Handelswert schafften die in den 2000ern so populären DVD-Boxen bekannter Serien. So konnte nach der Ausstrahlung eine Sammlung der gesamten Staffeln zu einer erneuten Vermarktung genutzt werden. Auch die Serien der 70er, 80er und 90er wurden mit den DVD-Boxen neu veröffentlicht.
In dieser Zeit entwickeln sich Serien außerdem von der Gemeinschaftsproduktion zum Werk aus einer Hand, mitsamt eigener Handschrift des sogenannten Creators. Die Schöpfer erfolgreicher Serien erlangten nach und nach eine Art Gottstatus. Ebenso die Akteur*innen gewannen an Popularität.
Serienkonsum: Binge-Watching und Fanfiction
Die Anfänge heutiger Serienkonstrukte und -phänomene nahmen mit den Serien der 90er und weiters in den 2000ern ihre Anfänge. So auch das Binge-Watching: Ein Serienmarathon, bei dem die Serienfans in einem möglichst kurzen Zeitraum möglichst viele Folgen schauen. Mit den DVD-Boxen gab es plötzlich die Möglichkeit, viele Episoden nacheinander zu binge watchen. Der Serienkonsum verändert sich. Was früher auf analogem Weg passierte, verstärkt sich nochmals durch vereinfachte digitale Zugriffspunkte mit den Streaming-Plattformen wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video.
Ein weiterer Multiplikator für die Popularität war die Fanfiction. Durch das Wecken von Interesse an inhaltlichen Geschehnissen bewegten Serien-Creator Zuseher*innen dazu, Geschichten weiterzudenken. Hier kommt nicht selten der Cliffhanger – ein offenes Ende einer Folge oder eines Filmes auf ihrem Höhepunkt – zum Einsatz. Zugleich spannte man das Publikum weiter auf die Folter. Während im Internet Diskussionen entfachen, haben Produzierende die Möglichkeit, diese geistigen Ergüsse und die Kritik mitzuverfolgen und sie gegebenenfalls in Folgeproduktionen einfließen zu lassen. Seiten wie fanfiction.net, ein Archiv für Fanfiction, gab den Serien der 90er zusätzliche Wirkkraft und verstärkte die allgemeine Popularität des Formats.
Side Fact: Die Streuung des Serieninhalts verselbständigt sich. Sei es durch Wiki-Lexika, Facebook-Fan-Seiten oder diverse Foren. Zugleich ergaben sich auch im Gaming-Sektor weitere potenzielle Verkaufskanäle.
Der Wandel des Formats und der Aufstieg der Serien-Macher*innen
Während die Creator an Bekanntheit gewannen, waren sie zugleich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Durch die Möglichkeit des erneuten Ansehens von Inhalten mussten die Serien auch qualitativ und inhaltlich einer vielfachen Betrachtung standhalten. Durch mehrmaliges Ansehen könnten Kritiker*innen diverse Fehler finden – inhaltlich, von Regieseite oder in Sachen Qualität der Aufnahmen.
Die Ansprüche an Creator hielten sich aber nur punktuell. Mit dem Abnehmen von Abonnements im Pay-TV Sektor betritt ein neuer Player das Feld. Und das sollte auch die Produktionen maßgeblich beeinflussen. Nicht nur negativ, denn mit dem Aufkeimen der Streaming-Anbieter stiegen auch die Qualitätsstandards. Dies ist aber weniger auf die Ansprüche an Serien, als auf die technischen Gegebenheiten zurückzuführen.
Alles begann mit Liveübertragungen von Sportevents und Konzerten. Dies mündete in Peer-to-peer-Filesharing-Netzwerken – wo alles nicht ganz legal war, man aber nicht viel dagegen tun konnte. Es ging weiter zu den illegalen Online-Streaming-Plattformen, während parallel aufgrund des neuartigen Flash-Players YouTube 2005 online gegangen war. Vorerst mündeten die Entwicklungen aufgrund der Nachfrage an Online-Angeboten in On-Demand-Portfolios.
Während DVDs langsam im Sterben lagen, kam ein Unternehmen – das heute wohl kaum ein anderes im Sektor des TVs an Popularität übertrifft – auf eine bahnbrechende Idee. Ob gut oder schlecht, hängt einzig davon ab, ob man es aus der Sicht der Zusehenden oder der Produzierenden sieht.
Mit Netflix, Amazon und Co. – die serielle Narration in die Unendlichkeit und reizlose Cliffhanger
Ursprünglich startete Netflix als Online-DVD-Verleih per Postversand. 10 Jahre betrieb das Unternehmen diesen Weg erfolgreich, ehe es den damals aktuellen Trends der zunehmenden Digitalisierung nachgab. Watch Now – so hieß das neue Angebot von Netflix, das auf Basis von Zeitpaketen Zuseher*innen aus 1000 Titeln zum Streamen bereithielt.
Revolution! Doch für wen? Was einerseits den Zugriff erleichterte, führte auf der anderen Seite zu einer Entwicklung, die anderen Playern im TV-Business ordentlich einen Strich durch die Rechnung machte. Aber auch hier: Eines nach dem anderen.
Die Kritik an Serien des Peak TV
Wie ein Drogendealer, der einen langsam auf die Substanz bringt und für sich den maximalen Profit erzielen möchte – so scheinen Netflix und später auch andere Streaming-Plattformen zu agieren, um die Abonnent*innen immer nur mäßig glücklich, aber stets bei sich im Abo zu sehen. Wenn der Dealer dann auch noch sein eigenes Zeug anbaut oder mixt, dann sticht er zugleich langsam aber sicher die Konkurrenz. Genau dieser Eigenanbau nahm 2012 Fahrt auf. Was mit Lilyhammer als erster eingekaufter, exklusiver Content begann, wurde mit dem Serien-Remake House of Cards als Eigenproduktion vollendet und gekrönt.
In Konkurrenz mit den großen Namen des Serien-Business – HBO und Co. -, stieg die Zahl der Eigenproduktionen, wodurch Netflix einen Trend lostrat, der sich langfristig negativ auf die Inhalte auswirken sollte. Das sogenannte Peak TV begann: Jede Plattform und jeder Sender gingen von der Lizenzerwerbung zur Eigenproduktion. Und zugleich schossen aberwitzig viele Serien aus dem Boden.
Schon zuvor begannen TV-Serien die schier endlose Vermehrung von Figuren, Charakteren und Handlungsstränge. Sie brachten Prequels, Sequels und wie sie alle heißen, launchten Erweiterungen in Form von Büchern oder Zeitschriften und versuchten, die Zuseher*innen mittels Spannungsbogen bei sich zu behalten. Doch wirken sich das vielfältige Angebot und die leichte digitale Verfügbarkeit nicht unbedingt positiv auf das Spannungsphänomen Cliffhänger sowie auch den inhaltlichen Aufwand und die Ideen aus. Zugleich scheint der gestiegene Serienkonsum vielfach vom Fehlen filmisch anspruchsvoller Alternativen angetrieben zu werden. In der Masse der Serien verliert die Kritik an einzelnen Produktionen scheinbar an Wirkung.
Cliffhanger, endlose Produktionen und Serien mit Inhalten, die auch in Filmlänge erzählt werden könnten
Der Cliffhanger ist ein altes Stilmittel – Tausendundeine Nacht ist hier das wohl älteste Paradebeispiel. Was lange dafür sorgte, Spannung aufzubauen und die Lesenden, Zuhörenden oder auch Zusehenden in ihre eigene Phantasie zu entführen, verlor seine positive Wirkkraft mit dem Binge-Watching. In den Serien der 90er kam der Cliffhanger noch reizvoll zum Einsatz – hier wäre eine allgemeine Kritik an den Cliffhangern von Serien noch deplatziert. Danach führten Creator jedoch den Cliffhanger mit Lost und ähnlichen Serien auf eine fast lächerliche Spitze und warfen am Ende einer Episode eine Anzahl an Fragen und abstrusen Situationen auf, die in der Folge-Episode nicht mal annähernd beantwortet werden können.
Doch mit den Streaming-Anbietern erlebt der Cliffhanger einen ungesund-inflationären Gebrauch. Denn der einzige Effekt, den man damit erzielt, sind endlos lange Serienmarathons. Diese finden ihre Basis aber nicht in qualitativen und inhaltlichen Merkmalen, sondern einzig in der Suche nach der Auflösung der in den Vor-Episoden aufgeworfenen Fragen. Und dieses immerwährende Aufwerfen neuer Fragen führt bei inhaltlich anspruchsvollen Zuseher*innen nicht selten zu Frustration.
Während der Film sehr häufig auf Prequels, Sequels, Spin-offs, Reboots, Remakes und Fortsetzungen setzt – wie sich in den Comic-Adaptionen, aber auch bei Star Wars, Herr der Ringe oder Jurassic Park zeigt – übernehmen Serien dasselbe System und führen dieses mit ihren endlos gezogenen Inhalten ad absurdum. Spielfilminhalte ziehen Serien plötzlich in die Länge von mehreren Episoden und halten damit die Zusehenden unnötig lang am Bildschirm. Ein Paradebeispiel für diese unnötige Streckung ist die Produktion Squid Game, aber auch bei der äußerst erfolgreichen und inhaltlich anspruchsvollen Serie Breaking Bad zeigt sich dies bereits.
Serien sind weit entfernt von ihrem Zenit und ernten zurecht Kritik
Zusehends nehmen Serieninhalte, die gerade einmal einen Spielfilm füllen könnten – wenn überhaupt (!) – und legen diese in mehrere Episoden, die wiederum in einer nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Staffeln immer wieder eine Fortsetzung erleben. Wie sonst auch bestätigen Ausnahmen die Regel – aber das allein reicht schon für die umfassende Kritik an Serien. Denn der Qualität des TVs hat das mit Sicherheit nicht gutgetan. Und statt Inhalte und Humor, wie bei den Serien der 90er, liegt der Fokus nun auf Masse.
Das Resultat: Tausende von Produktionen, wenig Inhalte. Mit einigen Ausnahmen präsentieren Streaming-Anbieter nur auf Masse ausgerichtete Inhalte, um scheinbar Abonnements zu er- und behalten. Bei Disney+ zeigt sich das durch die Star Wars-Inhalte, bei Netflix aktuell durch Stranger Things – natürlich erfolgreich, aber schön langsam überreizt –, House of Cards oder Peaky Blinders, bei HBO durch die Erfolgsserie Game of Thrones; man könnte diese Liste ewig weiterführen. Von den glorreichen Serien der 90er blieb nicht viel übrig, außer schlechte Kopien. Fortsetzungen von Fortsetzungen, Seitenstränge einer Geschichte, die endlos weitererzählt werden, doch wo bleibt die Idee und wo findet sich Neues?
Wir von der WARDA-Redaktion halten zum Glück immer Ausschau für euch. Einfach regelmäßig WARDA lesen und somit von den ausgefallensten Filmen und Serien und einer ehrlichen Kritik.
Natürlich nimmt auch die durch TikTok und Co gesenkte Aufmerksamkeitsspanne Einfluss auf den TV-Konsum. Diese haben wir aber aufgrund unseres Themenfokus ausgelassen.
Bilder © Pexels
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