Wer ist Erin Carter? Diese Frage muss die Netflix-Serie nicht wirklich beantworten
Derzeit stark in den Top 10 auf Netflix vertreten ist die Netflix-Serie Wer ist Erin Carter. Doch wer diesem kleinen Hype nachgeht, der erlebt leider eine herbe Enttäuschung. Denn die Mini-Serie rund um Evin Ahmad aus der Serie schnelles Geld ist bedauerlicherweise alles andere als sehenswert.
Wer ist Erin Carter? Grüße aus Spanien
Spanische Film- und Serien-Produktionen erfreuen sich auf Netflix enormer Popularität: Serien wie Stumm, Haus des Geldes, Élite oder Wer hat Sara ermordet? Erziel(t)en beeindruckend hohe Streamingzahlen. Die erzählerische Qualität ist dabei eine andere Baustelle. Doch Ausnahmeerscheinungen wie zum Beispiel Der Schacht erfüllen durchaus auch inhaltliche Ansprüche. Enttäuschenderweise nur selten ohne kleinere oder größere narrative Schwächen.
Die neue Netflix-Serie aus Spanien Wer ist Erin Carter? reiht sich in eine lange Liste spanischer Serien-Ergüsse ein, die zwar erfolgreich, im Grunde jedoch ziemlich schlecht sind. Aber worum geht es?
Wer ist Erin Carter?
Ursprünglich stammt die Heldin der neuen Netflix-Serie Erin (gespielt von Evin Ahmad) aus Großbritannien, doch lebt sie zusammen mit ihrer Familie in Spanien, wo sie ihren Lebensunterhalt als Vertretungslehrerin verdient. Leider wird schon in der ersten Minute verdeutlicht, dass sie auf der Flucht ist. Anstatt uns also zu überraschen, wird da schon sehr früh klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird.
Wie dem auch sei, das Idyllische Leben von Erin gerät aus dem Fügen, als sie einen Supermarktüberfall vereitelt und natürlich die Aufmerksamkeit auf sich und ihre Identität zieht. Diesen Plot-Twist kennen wir schon, spätestens aus der Serie Ein Teil von ihr mit Toni Collette. Aber eigentlich ist diese Kniff ein alter Hut. Klar, man muss das Rad des Erzählens nicht neu erfinden.
Was in Ein Teil von dir gut gelingt, funktioniert bei Wer ist Erin Carter leider überhaupt nicht. Anstatt erwartbares unerzählt zu lassen, weil sich die Zusehen das ohnehin denken können, verliert sich der neue Netflix-Hit in Redundanz. Zwischen den Serien liegen Welten und das liegt nicht nur daran, das Toni Collette eine großartige Schauspielerin ist. Vor allem die Story von Wer ist Erin Carter ist schwach.
Story
Die Handlung entwickelt sich nämlich extrem beliebig und man hetzt von einer Bredouille in die nächste. Was im Grunde eigentlich gut funktionieren kann, scheitert bei Erin Carter jedoch. Was schwer auffällt, ist die Gleichgültigkeit gegenüber den Kleinigkeiten. Was jedoch jedes Mal geradezu ein Stich ins Herz eines intelligenten Zusehenden ist.
Dem Kind verspricht man jeden Tag ein Eis, wenn es die Anweisung befolgt – welche Mutter hat das schon jemals wirklich gemacht! Dann flüchtet man nach Barcelona, lebt dort fünf Jahre und den Drehbuchgenies fällt nichts Besseres ein, als diese Welt sich anfühlen zu lassen, wie eine englischsprachige Enklave inmitten Kataloniens. Obwohl das ja eine spanische Serien-Produktion ist.
Der Rückgriff aufs rein Englische macht für den Erzählfluss durchaus Sinn. Jetzt sind die Dialoge in Wer ist Erin Carter? zusammen mit der Story selbst, jedoch alles andere als so anspruchsvoll. Bedeutet: Man würde diese auch auf Catalan verstehen. Vielleicht wären dann auch die schauspielerischen Leistungen nicht so schlecht.
Man stelle sich Tatort vor, von deutschen Schauspielenden auf Englisch gesprochen, nur um ein internationales Publikum zu bespaßen. Dass man jedoch nicht alles anglisieren muss, hat die Erfolgsserie Squid Game schon eindrucksvoll bewiesen. WTF?
Das große Ganze und die Kleinigkeiten
Es sind einmal die Kleinigkeiten, die diese Geschichte unglaubwürdig machen. Und das sind mehr als die von uns erwähnten. Zugegeben, darüber kann man auch hinwegsehen. Doch das größere Ganze ist nicht minder ein Fiasko.
Mit der Frage, wer Erin Carter wirklich ist, will man das Publikum bei der Stange halten. Ist sie eine Geheimagentin? Eine ehemalige Auftragsmörderin vielleicht? Eine Verbrecherin, die ihre ehemaligen Kollegen abgezogen hat? Welches Geheimnis verbirgt sie? Und wie weit wird Erin gehen, um nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch ihre geliebten Menschen zu beschützen?
Alles interessante Fragen, doch ist es wirklich wert, ein knapp siebenstündiges serielles Martyrum über sich ergehen zu lassen, um Antworten darauf zu bekommen? Das muss jede*r selbst entscheiden.
Bildercredits © Netflix
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