Österreich: „Heimat bist du großer Söhne…“ – wobei es doch deine Töchter sind, die mehrheitlich in systemerhaltenden Jobs arbeiten und in Zeiten wie diesen als Heldinnen der Nation agieren. Das sollten wir für zukünftige Debatten über Equal Pay und ähnliches niemals vergessen.
Unbezahlte Überstunden, geringe Wertschätzung, jahrelanger Personalmangel und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ein vergleichsweise niedrig dotiertes Bruttogehalt. So sieht die Realität in Berufsgruppen des Einzelhandels und des Gesundheits- oder auch Bildungswesens nunmal aus. Die Debatte über angemessenere Bezahlung und Arbeitszeiten steht schon lange im Raum, doch durch die Corona- Krise wird sie nochmals intensiviert.

Anhand der Zahlen sieht man schnell, dass in den Gesundheitsberufen – abgesehen von ÄrztInnen – ein deutlich höherer Frauenanteil herrscht.
Auch der Handel und Bildungseinrichtungen werden größtenteils von Frauen besetzt
Menschen in diesen Berufsgruppen sind nach wie vor im Einsatz, um das System in Betrieb zu halten. Jobs dieser Sparten erfahren im Moment zum ersten Mal die Aufmerksamkeit, die sie sich eigentlich schon längst verdient hätten – aber besser spät als nie. Die Leistung und Aufgaben waren uns noch nie näher und mehr von Relevanz, als in Zeiten der Krise. Doch darf dies auch danach keineswegs abebben. Denn zum ersten Mal wird in der Öffentlichkeit klar verdeutlicht, dass in diesen essenziellen Berufen großteils Frauen am Werk sind.
Die folgende Statistik stammt zwar von unserem Nachbarn Deutschland, doch sind die Zahlen in Österreich nicht eklatant anders.
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Die Statistik darf jedoch keineswegs falsch verstanden werden. Natürlich sind Berufe, in denen Frauen weniger vertreten sind, nicht minder wichtig für den Systemerhalt. Doch gerade in den Care- Berufen machen Frauen den Großteil der Beschäftigten aus.
Unser Dank gilt natürlich auch jenen, die nicht in den Statistiken erfasst sind.
Meine persönliche Erfahrung
Es ist jedoch für mich als Pädagogin – die seit zwölf Jahren im Dienst ist – noch bedeutsamer, darauf aufmerksam zu machen. Es ist erschütternd, dass Sozialberufe sich erst in diesen Zeiten als essenziell oder systemerhaltend einen Namen machen. Plötzlich sind wir mehr, als die gute alte „Aufbewahrungsstätte“. Wir werden gesehen.
Wir haben einen klaren Auftrag. Bildung, Schaffen und Wachsen sind in Zeiten wie diesen ein besonders wichtiger Anker für unseren Nachwuchs; so dröhnt und strahlt es aus allen Medien – Wow!
An meine Kolleginnen da draußen: Rieche nur ich die Verzweiflung und Angst davor, dass wir es der Regierung gerade jetzt übel nehmen könnten, dass sie uns seit Jahrzehnten wie den Abschaum des Arbeitsmarktes behandeln?
Oder findet auf traurige Weise durch all diese aktuellen Ereignisse wirklich ein Umdenken statt?
Nein, oder? Frühestens wenn der erste Banker oder überbezahlte Spitzensportler, der für Österreich „natürlich“ viel mehr Prestige bringt, einen Nervenzusammenbruch im „Home-Office“ – etwa durch die tausendste „Paw Patrol“–Folge, die im Hintergrund seines Wohnzimmers dröhnt – erleidet, werden die süßen Kleinen wieder auf KIGAS Matte stehen. Ob verrotzt, hustend, mit Brechdurchfall oder Fieber, wen interessiert’s? Bis dato nicht viele.

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Seit über einer Dekade gehen genau diese Frauen – aus den Bereichen der Erziehung, der Pflege usw. – auf die Straße, um auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen oder den wahren Auftrag von Bildungsstätten aufmerksam zu machen. Die Regierungsspitze müsste sich dieser Debatte endlich stellen. Und der Tatsache dass spätestens jetzt erwähnt werden muss, dass Österreich auch die Heimat großer, mutiger und selbstloser Töchter ist.
Homeoffice und der Familienalltag
Weiters sind auch Frauen mit Kindern einer besonderen Belastung ausgesetzt. Homeoffice und die Kinder zu Hause unter einen Hut zu bringen, stellt viele vor eine große Herausforderung – die Doppelbelastung ist jedoch auch in coronafreien Zeiten kein Kinderspiel. Deshalb ist es umso wichtiger, für diese Themen zu sensibilisieren, um allen Menschen – es gibt ja auch alleinerziehende Väter, wenn auch weniger als Mütter – eine angemessene Wertschätzung entgegen zu bringen.

Soziale Fähigkeiten retten Leben
Relevant in der derzeitigen Situation mit COVID-19 ist, dass es vielleicht in Zeiten wie diesen besonders viel wert ist, auf die tendenziell stärker ausgeprägten sozialen Fähigkeiten dieser Frauendomänen ein Augenmerk zu legen. Weil: In Krisensituationen wird gezeigt, dass vor allem die Nicht- CEOs tapfer sind und erheblich viel Arbeit unter riesigem Druck leisten – müssen. Wünschenswert und hilfreich ist bereits ein Quäntchen mehr von diesen Fähigkeiten und Werten, die derzeit vielleicht mindestens als genauso wichtig anerkannt werden, wie viele überbewertete und überbezahlte Positionen am Arbeitsmarkt.
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Mein Name ist Melanie, ich bin eine Mama mit Kind in Quarantäne in Wien. Ich sende auf allen Frequenzen. Ich bin jeden Tag im Donaupark um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Wenn ihr da draußen seid, wenn irgendjemand da draußen ist... ich kann Nudeln bieten, ich kann Unterkunft bieten, ich kann Schutz bieten... Wenn irgendjemand da draußen ist... irgendjemand der noch Beschäftigungstipps hat... Bitte ...Her damit. Du bist nicht allein.
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