…und dennoch sterben auch die einmal. Obwohl wir nicht glauben, dass das Horst einmal in Vergessenheit gerät, wollen wir mit einem Rückblick auch nachfolgenden Generationen zeigen, was hier in fast drei Jahren Wunderbares passiert ist.
Es war das letzte Wochenende – das Abrisswochenende, an dem alle dazu eingeladen waren, mit einem gebührenden Fest Abschied zu nehmen. Die letzten Tage hatten es eindeutig in sich. Mit mehr Tanzfläche, mehr Künstlern und einer verlängerten After Hour gaben die Jungs unter der Leitung von Joachim Natschläger als Chef und seinen Weggefährten und Managern Lukas Sticksel, Benjamin Sagan und Bono Goldbaum noch einmal richtig Gas. Nicht ganz ohne Kritik und Stolpersteine mussten sie den Weg beschreiten, aber im Rückblick auf fast drei Jahre Horst kann ich ein ganz klares Resümee ziehen.
Aller Anfang ist schwer – wie das Horst begann
Am 16. September des Jahres 2017 öffnete das Horst seine Pforten. Erst einen Monat später konnte ich mich überwinden, den neuen Club zu besichtigen. Viele Vorurteile standen damals im Raum. Der Vorgänger in der Rotgasse – der Empire Club – war nicht unbedingt Teil meiner Fortgehrunden, weshalb ich anfangs noch sehr skeptisch war. Bei Monkey Safari als Main Act, sowie am Hannelore Floor noch Merkwürdig, hatte ich dann aber schnell bemerkt, dass sie auch meinen Musikgeschmack und meine Fortgehpräferenzen voll und ganz bedienen. Damals hatte ich euch sogar davon berichtet.
Eine Kritik, mit der sich die Jungs laufend konfrontiert sahen, war der Ruf einer Mainstream-Bude oder einer Großraum-Diskothek. Es stimmt schon, dass sie an Samstagen der breiteren Masse die Türen geöffnet haben und mit der Super Disco ein kommerzielleres – nicht technofanatisches – Publikum anzogen. Zudem hatte der Main Floor durch seine Raumhöhe nicht unbedingt das Flair eines typischen Technoclubs. Doch wer ist schon perfekt – an jedem Club finde ich etwas, das es auszusetzen gibt. Mit der Hannelore, dem zweiten und kleinen Floor, der von Journey to Tarab gestaltet wurde, hatten sie aber stets eine wunderbare Ausweichmöglichkeit geboten.
Der vorher genannten Kritik erlag auch ich. Doch ein paar Überlegungen reichen, um genau diese voreilige Einschätzung zu zerstreuen. Das Horst war immerhin ein Pop Up Club, was heißt, dass viele der Investitionen schnell hereingeholt werden mussten. Ein Blick in den gesamten Aufbau reicht, um das Ausmaß der Kosten einschätzen zu können – da steckte viel Liebe zum Detail drin. Ein für mich noch wichtigerer Punkt sind die Bookings, die das Horst bot. Das musst du erstmal bei Eintrittspreisen um die 15 € finanzieren. Daher Hut ab, was die Jungs da auf die Beine gestellt hatten. Nämlich in kurzer Zeit international große Namen ins Horst zu holen und trotzdem auf Dauer nicht Pleite zu gehen – das erklärt die Samstage ganz schnell.
Die Wiedergeburt – Horst geht in die Verlängerung
Als das „erste Ende“ in Sicht war, kam in mir ein wenig Wehmut auf. Das Horst hatte mir unter Beweis gestellt, dass es funktioniert, und gerade als ich mich dort endgültig wohlgefühlt hatte, sollte alles vorbei sein? Nein, zum Glück konnten die Jungs noch einmal verlängern, denn das was folgte, war nochmal eine Steigerung der „ersten Saison“. Mit Namen wie Marek Hemann, Monika Kruse, Len Faki, Charlotte de Witte und vielen mehr hatten sie mein Herz höher schlagen lassen und erobert. Da waren einige Hochkaräter dabei. Viele hatten gesagt, es wäre nur Marketing gewesen, die ständigen Closing- Parties anzupreisen. In Hinblick auf das, was noch kam und die Tatsache, dass Wien sowieso zu wenige Clubs im Technobereich hat, ist das aber eigentlich vollkommen egal.
Mit der Zeit lernte ich auch die Jungs kennen, die hinter all dem stehen. Mit viel Einsatz und noch mehr Liebe hatten sie Woche um Woche für dieses Projekt gearbeitet. Oft traf ich sie auch im Club an, weil sie selbst genossen, was sie da auf die Beine gestellt hatten. Nicht immer feiernd, weil sie stets dafür sorgen wollten, dass alles reibungslos ablief. Zudem engagieren sie sich über die Clubgrenzen hinaus für die Szene – beispielsweise in Bezug auf den Nachtbürgermeister – und sammelten so weitere Pluspunkte bei mir als kleinen Techno- Fan.
Abschließen gilt es festzuhalten: Es sei ihnen verziehen, dass sie Gigi D’Agostino niemals buchen konnten und dass der perfekte Tischservice nicht geboten wurde – wie sie sich das im Kurier- Interview selbst zu Lasten gelegt hatten. Es war gute Arbeit, die sie geleistet haben. Viele wahnsinnige Partynächte und geile Acts – leider ist das Horst nicht mehr. Als Resümee bleibt mir zu sagen: „Only the good die young“. Vielleicht war es aber auch nur der Tod ihrer Jugendlichkeit, denn wie ein Phönix aus der Asche haben sie sich mit dem Nachfolgeprojekt „O“ in der ehemaligen Albertina Passage in neue Höhen emporgehoben. Demnach war es gar nicht schlecht, dass es eine zeitliche Begrenzung gab. Sonst wäre der nächste Schritt vielleicht gar nie passiert.
Die eine Ära endet und eine neue beginnt. Ich bin schon gespannt, was da noch auf uns zukommt – mit Sicherheit Bomben- Acts und ein paar Jungs, die sich wieder für die perfekten Partynächte den Arsch aufreißen. Was ich bisher gesehen habe, gefällt mir jedenfalls schon mal sehr gut – eine erwachsene und gereifte Version des Horst und auch eine Raumhöhe, die mehr einem Technoclub entspricht, wahnsinnig geilen Visuals und einer sehr aufwändigen und schönen Einrichtung. Dort fühle ich mich noch mal ein Stückchen wohler, als ich es schon im Horst getan hatte.
Titelbild Credits: WARDA
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