Ehemalige Tabaktrafik im Czerninviertel wird zum Atelier und Kunstraum

Im Czerninviertel im zweiten Wiener Bezirk öffnete unlängst der Kunstraum Tabaktrafik seine Pforten. Eröffnet wurden Kunstraum und Atelier mit künstlerischen Arbeiten der Künstlerin Lola Lindenbaum. Ein Raum, der in Zukunft mit Sicherheit noch so einiges von sich hören bzw. sehen lassen wird.
Kunstraum Tabaktrafik
Das Czerninviertel im zweiten Wiener Bezirk (Lichtenauergasse 13, 1020 Wien) beherbergte bis 2013 die einzig intakte Tabaktrafik des Viertels. Seit diesem Zeitpunkt ist „the only one“ Tabaktrafik geschlossen. Doch das Leben geht weiter und in den Räumlichkeiten entsteht Anderes.
Wie bei der FabricFabrik im 16. Wiener Bezirk (ein Atelier und eine Siebdruckerei, die sich in ein ehemaliges Wiener Wirtshaus angesiedelt hat) ist auch die ehemalige Tabaktrafik im Czerninviertel zu einem Atelier und Kunstraum geworden. Zum Kunstraum Tabaktrafik. Und das ganz bewusst. Denn die Vornutzung bzw. die ursprüngliche Absicht hinsichtlich der Räumlichkeit weckten das Interesse des Kunstraumprojekts und übten eine gewisse Anziehungskraft aus.
Ein Raum voller Geschichten wird zum Kunstraum
Es wäre langweilig ein Atelier zu beziehen, das extra dafür geschaffen wurde, ein Atelier zu sein. Sich Räume aneignen, die zuvor etwas anderes beherbergten, hat durchaus seinen Charme und vor allem auch eine Geschichte. Was die Wände wohl alles schon gesehen haben und was sie alles erzählen würden, wenn sie denn sprechen könnten.
Kunst hat es immer schon geschafft, sich Räume anzueignen, die niemals auch nur ansatzweise etwas mit Kunst zu tun haben wollten. Man denke diesbezüglich nur an die erste, im Jahre 1962 von Andy Warhol gegründete Factory, wobei es sich um eine verlassene Feuerwache handelte.
Verrucht, anrüchig, Kunst
In den letzten Jahren – die laut Kunstraum von Selbstoptimierung und Verbotswahn geprägt sind – bekamen Trafiken eine anrüchige Note. Während sie früher zur Nahversorgung dienten, werden sie mittlerweile zunehmend als Tempel der Versuchung geortet, wie es auf der Website heißt. Doch das vermeintlich Abgründige und Anrüchige war immer schon ein koketter Nährboden der Kunst. Einer Kunst, die leider selbst immer mehr zu einer konfliktfreien Wohlfühlzone verkommt.
Zurzeit liegt der Fokus auf den Arbeiten der Künstlerin Lola Lindenbaum und der Ausstellung „Der große Muffensaus“. In ihren aktuellsten künstlerischen Arbeiten befasst sich die Künstlerin inhaltlich unter anderem mit Themen wie Vergänglichkeit, Wertschätzung und den charakteristischen Paradigmen in fragilen Soziotopen.
In den letzten beiden Jahren hat sich Lindenbaum verstärkt auf die Materialität und Textur des Malgrundes fokussiert. Im Vordergrund stehen hierbei der Drang zur Transformation und das Spiel mit der Vergänglichkeit. Ausgediente Tischdecken, Vorhänge, Kleidungsstücke oder auch ein Leichentuch wurden zur Malfläche transformiert.
„Somit hat zwar das Textil beispielsweise als Tischdecke ausgedient, bekommt aber ein neues Leben als Leinwand-Äquivalent und die Vergänglichkeit wird scheinbar „ausgetrixt“ und das Leben des Objekts quasi prolongiert“, so die Künstlerin Lindenbaum. Wie für die ehemalige Tabaktrafik, trifft diese Wiedergeburt auch auf die Kunst zu.
Diese spielerischen Zweckentfremdungen als signifikantes Thema nicht nur hinsichtlich der Materialität, sondern auch in Bezug auf Versatzstücke, die in die Bilder integriert sind und einem anderen Kontext entrissen sind, ziehen sich durch viele der gezeigten Werke.
Einen Besuch ist der Kunstraum Tabakfabrik auf alle Fälle wert.
Titelbild © Screenshot Kunstraum Tabaktrafik
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