Wiener Tschocherl, wie es sie einmal gab, gibt es heute so nicht mehr. Und das ist auch gut so. Brandineser und Saufhütten verschwinden immer mehr aus dem Stadtbild, so wie auch der Alkoholismus immer weniger salonfähig wird. Die genannten Lokale versuchen den letzten Charme der Wiener Urgesteine aufzusaugen. Manchen gelingt es besser, andere verfallen immer mehr der Hipsterisierung. Unbestritten bleibt, dass sie zu Wiener Kultur gehören und für immer bleiben werden, nur eben anders, als sie es einmal waren.
Café Monic – das Wiener Tschocherl auf der Gumpi
Zwischen Wiener-Hipster-Lokalen und trendigen Cafés findet sich auf der Gumpendorferstraße ein letztes Überbleibsel der Wiener Tschocherlkultur. Die Zeiten, in denen die Monica für ihre Gäste zu Feiertagen gekocht hat, sind vorbei. Ihr guter Geist lebt jedoch weiter, mit den Klängen der Jukebox und hinter der unveränderten Budl. Was einmal die Stammkneipe für Ansässige war, wird heute auch immer mehr zum Treffpunkt für Junge und Tourist*innen, die einen letzten Hauch der Wiener Ur-Kultur einatmen wollen.
Getrunken wird hier hauptsächlich Spritzer und Bier, im Stamperl wird hier oft ein Mexikaner serviert, der im Grunde genommen nicht viel mehr, als eine kleine bloody Mary ist.
Die Wände ziert interessante, aber eigenartige Deko, mal schaut ein Pferdekopf aus der Wand, ein anderes Mal verliert man sich in den diversen Flyern an Wand und Tür.
Adresse: Gumpendorfer Straße 69, 1060 Wien
Café Stadtbahn
Das urige Lokal, welches nach über 100 Jahren Betrieb definitiv den Kultstatus verdient hat, ist für alteingesessen Gersthofer*innen, aber auch für die jungen Hüpfer rundherum nicht mehr wegzudenken. Es bietet die wunderbare Mischkulanz zwischen Boboladen und Saufhütte, mit welchem „Konzept“ ein jeder willkommen ist, zu bleiben.
Mit wechselndem Programm präsentieren verschiedene DJs ihr Repertoire aus Electronic, Disco, Weirdo Pop und allem dazwischen. Und ja, die Musikrichtung „Weirdo Pop“ gibt es wirklich. Zumindest im Stadtbahn.
Adresse: Gersthofer Straße 47, 1180 Wien
Schwedenespresso – das uralte Wiener Tschocherl in 1010
Zwischen Bauhackler und Oberärztin sind Italo-Beats aus der Jukebox zu hören, die Oberfläche der Tische ist klebrig und die Gäste kommen und gehen, viele bleiben aber auch picken. Im Schwedenespresso ist die Welt noch in Ordnung. Was für viele Nachtschichtmitarbeiter*innen und anderswo die letzte Instanz nach der Arbeit ist, ist für andere das zweite Zuhause. Im Schwedenespresso vermischt sich die Deko aus allen Jahreszeiten zusammen mit den allzeitgetreuen roten Sitzbänken, die einen Hauch ÖBB hereinbringen. Hier gilt definitiv: Mehr ist mehr.
Essen gibt es, wie es sich für ein Tschocherl gehört, nicht. Dafür Spritzer, der so schmeckt, also würde man ihn direkt aus dem Kanister trinken. Die Kellnerin führt Schmäh mit den Tranglern an der Bar, hier fühlt man sich wohl.
Adresse: Laurenzberg 5, 1010 Wien
Glashütte – Wiener Tschocherl in den Ubahn Bögen
Wer die Glashütte noch aus Zeiten vor dem Rauchverbot kennt, kennt sie vermutlich nur aus vernebelter Sicht. Das ist einerseits den Unmengen an Zigaretten zu verschulden, die hier konsumiert wurden, andererseits natürlich auch dem Alkoholpegel. Die Stammkundschaft hält das Zepter in der Hand, beim Betreten des Lokals erntet man als Neuankömmling schon mal einen schiefen Blick.
Gefühlt oder vermutlich tatsächlich sitzen hier meist die gleichen Gäste, die vom Öffnen des Lokals um 4:45 bis spät in der Nacht ihren Spritzer leeren und über das Leben philosophieren. Der familiäre Zusammenhalt ist groß, der Besitzer wird auch heute noch gerne Papa genannt. Wenn mal ein Gast vom Sessel fliegt oder sich anspeibt und man beim Aufstehen hilft, gehört man schnell mal zur Familie.
Adresse: U-Bahn-Bogen 181, 1180 Wien
Liesinger Beisl
Am Rande von Wien, direkt am Liesinger Bahnhof existiert seit vielen, vielen Jahren Liesinger Beisl, welches nicht nur für Durchreisende die liebste und ehrlicher Weiße auch die einzige Option für einen Umtrunk in Fußweite darstellt. Neben einem Dartautomaten gibt es hier auch einen Fernseher, auf dem auch manchmal Sportübertragungen gezeigt werden.
Untypisch für ein Tschecherl gibt es hier auch ein paar Speisen, was vermutlich dem Standort zu verschulden ist.
Adresse: Liesinger Platz 1, 1230 Wien
Schmauswaberl – das Beisl für die Künstler*innen
Das Traditionsbeisl, auch liebevoll „Schmausi“ genannt, ist vor allem unter Kunstschaffenden sehr beliebt. Das ist nicht zuletzt bekannten Persönlichkeiten wie Stefanie Sargnagel oder Voodoo Ürgens zu verschulden, welche sich gerne hier rumtreiben. Im Schaufenster stehen verstaubte Kakteen, an den Wänden hängen alte Plakate, alles hat hier einen gewissen Charme.
Die knallrote Schank ist das Herzstück des Lokals, über die während des Abends Massen an Bier geschickt wird. Die Stimmung ist ausgelassen, im Schmausi ist man liberal, wild und frei.
Adresse: Linke Wienzeile 64, 1060 Wien
Bilder © Shutterstock
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