UNO-City bekommt riesiges Mural: künstlerischer Leiter im Gespräch
Seit dem 10. Juni 2024 gestaltet der australische Street-Artist Fintan Magee ein riesiges Wandgemälde am Vienna International Center. Das Uno-City Mural soll Bewusstsein für globale Entwicklungsziele schaffen und eine Botschaft von Hoffnung und Frieden vermitteln. Wir haben Jakob Kattner zum Gespräch getroffen. Als künstlerischer Leiter des Vereins Calle Libre, mit dem er seit elf Jahren das gleichnamige Street Art Festival in Wien veranstaltet, war er federführend für die Umsetzung dieses Mega-Projekts verantwortlich.
Jakob Kattner: künstlerischer Leiter im Gespräch
Am Vienna International Center entsteht gerade das größte Wandgemälde Wiens. Gemeinsam mit dem australischen Street-Artist Fintan Magee, den United Nations in Wien und einigen Partnern verwandelt ihr mit dem Verein Calle Libre eine 1000 m2 Fassade in ein Kunstwerk. Was war die ursprüngliche Inspiration für dieses groß angelegte Wandgemälde?
Wir wollten bereits letztes Jahr dieses Wandgemälde umsetzen, was uns aufgrund fehlender Finanzierung leider nicht gelungen ist. Ziel war es, das Mural im Zuge unseres 10-jährigen Vereinsjubiläums 2023 zu präsentieren und auch die Halbzeit der SDG, also der nachhaltigen Entwicklungsziele zu feiern und deren Botschaft zu stärken.
Heuer haben wir es zum Glück geschafft, das nachzuholen. Dabei haben wir wiederum andere Jubiläen zu feiern. Einerseits fungiert die 45-Jahr-Feier der United Nations in Wien als thematischen Aufhänger. Andererseits auch den Summit of the Future, der in New York im September stattfinden wird. Unter dem Motto „Multilaterale Lösungen für ein besseres Morgen“ werden die SDGs, die Sustainable Development Goals Botschaft und Thema sein.
Fintan Magee ist ein Street-Artist von internationalem Ruf, der schon an unzähligen Wänden von Berlin bis Los Angeles, weltweit ausgestellt hat. Gibt es einen ganz bestimmten Grund, warum man sich für ihn als Künstler entschieden hat?
Fintan Magee wurde von einer Fachjury ausgewählt. Sein Designvorschlag war sozusagen der Gewinner aus einem international ausgeschriebenen Wettbewerb. Fintan eignet sich besonders gut für die Umsetzung eines solchen großen Projekts, weil er wahnsinnig viel Erfahrung in der Bemalung von großflächigen Wänden hat. Darüber hinaus eignet sich sein distinktiver Stil ganz besonders für eine derart prestigeträchtige Gestaltung.
Magee greift dabei auf eine ganz spezielle Glasmustertechnik zurück, bei der Fotografien von Personen, die hinter einer Glaswand stehen, die Grundlage für seine Gemälde bilden. Eine Methode, die einen speziellen Effekt erzeugt.
UNO-City mit eigenem Mural: von künstlerischen Visionen und den Projekt-Partnern
Inwiefern haben die globalen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen die künstlerische Vision von Fintan Magee beeinflusst, wenn sie es denn überhaupt getan haben?
Magee hat sich für sein Projekt eines der 17 SDG Ziele herausgepickt. Und zwar Punkt 16, Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen wo es darum geht eine friedliche und inklusive Gesellschaft für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, allen Menschen Zugang zum Recht zu ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufzubauen. Diesen Punkt hat er als Inspiration genommen und malt natürlich ein Bild, das ganz klar darauf Bezug nimmt und die Fragilität des Friedens in unserer Welt thematisiert.
Kannst du uns mehr über die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Partnern wie Calle Libre, der UN in Wien und den Sponsoren erzählen?
Die Realisierung des Projekts war natürlich nur möglich durch die tatkräftige Unterstützung verschiedener Partner. Wir haben die United Nations in Vienna, der Hauptpartner. Die UN in Wien unterstützt uns substanziell bei der Umsetzung und stellt Wandfläche bereit. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle natürlich an alle Beteiligten der UN in Wien.
Die Palfinger AG ist ebenfalls ein wichtiger Partner, der uns einen voll-elektrischen 86-Meter Kran zur Verfügung gestellt hat. Was natürlich einer der größten Kostenpunkte war. Die australische Botschaft wäre zu nennen, die uns bei den Reisekosten unterstützt. Die Superbude Hotels, die uns mit Unterbringung unterstützen. Murexin, die uns mit Farben unterstützt.
Und dann weitere Partner wie die Obsidian Holding und WARDA Network, die uns mit Foto und Video-Dokumentation unterstützt sowie Zero Projekt, die gemeinsam mit uns eine taktile Platte erstellen, wo das Bild dann auch in Keilschrift erfahrbar, und ein 3D-Reliefdruck präsentiert wird, sodass das Bild auch für blinde Menschen erfahrbar wird. Und natürlich der Bezirk Donaustadt und das Außenministerium Österreichs.
Herausforderungen und Einblicke in kreative Prozesse
Welche besonderen Herausforderungen und Vorbereitungen waren mit der Erstellung eines so großen Wandgemäldes auf einer Fläche von 1.000 m² verbunden?
Eine der größten Herausforderungen war der starke Regen, der das Wiesenstück eingeweicht hat und die Realisierung verzögert hat, da unser 32 Tonnen schwerer Kran nicht auf dieses Wiesenstück zufahren konnte, da er eingesunken ist. Es stand dann ziemlich auf der Kippe, ob wir das Projekt überhaupt umsetzen könne, wir haben aber natürlich alle Hebel in Bewegungen gesetzt und haben uns mit Metallplatten das ganze Wiesenstück ausgelegt und jetzt kann das Projekt fertiggestellt werden.
Das UNO-City Mural befindet sich gerade in Arbeit und wird erst Ende Juni fertiggestellt werden. Kannst du uns dennoch Einblicke in den kreativen Prozess von Fintan Magee geben? Wie wurde das endgültige Design entwickelt?
Basis ist natürlich immer ein Sketch, eine Skizze, die sich in der Umsetzung dann wieder leicht verändert. Aber generell ist es unglaublich, weil Fintan Magee die 1000m2 große Wandfläche mit einem kleinen Pinsel bemalt. Das ist natürlich nur machbar, wenn man extrem professionell ist und ausreichend Erfahrung hat. Magee arbeitet mit einem Assistenten bzw. einer Assistentin und hat vorab ein Raster auf die Wand gemalt, woran er sich dann bezüglich der Proportionen orientieren. Er hat auch einen eigenen Kranfahrer, der mit ihm oben steht und die Hebebühne lenkt. Natürlich sind wir bei solchen Umsetzungen sehr abhängig von Wind und Wetter. Ab einer Windstärke von 50 km/h kann nämlich nicht mehr gemalt werden, genauso wie bei Regen auch nicht gemalt werden kann. Aber der Wettergott ist uns zum Glück sehr gnädig.
Wie lange ist Fintan Magee da oben im Einsatz?
Fintan arbeitet täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr und das sechs Tage die Woche, für 3 Wochen.
Das UNO-City Mural: ein Landmark-Projekt für Wien
Welche künstlerische, aber auch politische Bedeutung hat dieses Mural für die Stadt Wien?
Das Mural wird eine Art Leuchtturmprojekt. Es wird nicht nur für den Bezirk, sondern auch für die Besuchenden des Vienna International Center, aber auch für die ganze Donaustadt ein Landmark-Projekt. Die Wand ist von weitem sichtbar, vom Kaiserwasser auf der alten Donau, von der Wagramer Straße, aber auch von der Besuchenden der Uno City. Das bedeutet, das Mural wird über das Jahr hinweg von Millionen von Menschen gesehen und rezipiert werden. Dieses Wandgemälde ist ein starkes politisches Zeichen. Es ist wirklich beeindruckend, ein derartiges monumentales Kunstwerk umzusetzen und wir hoffen, dass die Botschaft bei den Menschen ankommt und Emotionen hervorruft.
Schafft es ein Kunstwerk, die Wahrnehmung und das Bewusstsein für die globalen Entwicklungsziele zu beeinflussen? Wie siehst du die Rolle der Kunst im öffentlichen Raum in Bezug auf die Förderung von sozialen und ökologischen Themen?
Ich bin der Meinung, dass vielen Menschen in Wien und auf der ganzen Welt, diese Nachhaltigkeitsziele überhaupt kein Begriff sind. Deswegen wollen wir dazu beitragen, diese Sustainable Development Goals im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern und besonders das Thema Frieden, dass ja aktueller denn je ist, in die Köpfe der Menschen zu transportieren.
Gibt es Pläne, ähnlich große Kunstprojekte in Wien oder anderen Städten zu initiieren?
Das UNO-Wandgemälde ist ein Projekt, das selbst für uns sehr groß war, obwohl wir sehr viel Erfahrung haben. Aber wir hören schon von vielen Seiten, dass die Uno ja noch mehr Wände hat.
Bilder © Calle Libre
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