Der Austrian Startup Monitor analysiert den Status, Entwicklungsverlauf und die Perspektiven des österreichischen Startup-Sektors, welche in einem jährlichen Report präsentiert werden. Die Informationen dafür stammen aus der ASM Datenbank.
In der aktuellsten Ausgabe zum Jahr 2019 wurde das Hauptaugenmerk auf die differenzierten Analyse akademischer Spin-offs, sowie die Bedeutung von unterschiedlichen Zukunftstechnologien gelegt. Die Startup-Datenerhebung erfolgte durch die Befragung von 710 (ASM Survey) GründerInnen oder GeschäftsführerInnen.
Wichtige Finanzierungspartner sind hierbei zentrale Institutionen wie das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, die Wirtschaftskammer Österreich und der Rat für Forschung und Technologieentwicklung.
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Startups um relativ neue bzw. frisch gegründete GmbHs, deren Start bis zu höchsten 10 Jahre zurückliegt. Zudem liegt es in ihrer Natur, im jeweiligen Bereich der Produktion bzw. Dienstleistung auf eine innovative Art den Markt zu erweitern und die Leute zu erreichen.
Ein weiteres Merkmal von Startups ist es, sehr rasch ein enormes Mitarbeiter- und Umsatzwachstum zu erreichen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie mittlerweile als die Speerspitze des technologischen Wandels und Wachstumsmotor in modernen Volkswirtschaften gelten.
Wichtige Eckdaten zur österreichischen Startuplandschaft
- Seit 2008 wurden mehr als 2.200 Startups gegründet. Prozentuell stiegen die Neugründungen jährlich um 15%
- Knapp die Hälfte (46%) der Startups verfolgen ein soziales und/oder ökologisches Ziel, was sich in der Produktion oder Dienstleistung widerspiegelt.
- Die primäre Umsatzquelle liegt mit 90% im Ausland bzw. wird in Zukunft die Teilname am internationalen Markt angepeilt.
- Ein Sechstel der Startups schreiben der Bundesregierung ein ernst zu nehmendes Interesse zur Unterstützung dieses Sektors zu, wobei dennoch unter anderem höhere Förderungen, die Senkung der Lohnnebenkosten und Anreize Risikokapital gefordert werden.
- Hauptaugenmerk liegt auf dem Thema der künstlichen Intelligenz mit 67% als Zukunftstrend bei allen Befragten, gefolgt von Big Data und Green Tech.
Die Stadt Wien stellt den mit Abstand stärksten Standort für Startups innerhalb Österreichs dar. Rund die Hälfte der Unternehmen ist allein dort angesiedelt. Auf Platz zwei liegt Oberösterreich, das Schlusslicht bildet das Burgenland, wobei jeweils immer die zugehörigen Landeshauptstädte als Gründungsort gelten.
Das starke Wachstum dieses Sektors wird deutlich, wenn man die Neugründungen seit dem Jahr 2008 bis heute mitverfolgt und mit jenen der herkömmlichen Unternehmen vergleicht. Rund 100 Startups wurden im Jahr 2008 gegründet. Vier Jahre später waren es bereits rund 180 Gründungen. Dieser Trend (15% Steigung) setzte sich fort, nachdem es im Jahr 2016 schon 300 Gründung zu verzeichnen waren.
Startup – die Phasen der Entwicklung
Im Entwicklungsprozess durchläuft ein Startup üblicherweise mehrere Phasen. Dazu gehören die Seedphase (Konzeptentwicklung, noch keine Umsätze/NutzerInnen), Startuphase (bereits ein marktfähiges Produkt sowie erste Umsätze bzw. NutzerInnen), Growthphase (Starkes Umsatz- und/oder NutzerInnenwachstum) und Later-Stage-Phase (Startup am Markt etabliert; ein Verkauf oder Börsengang ist geplant oder steht bevor).
Branchen- und Geschäftsmodelle – wo agieren Startups?
Um zu ermitteln, in welchen Branchen österreichische Startupgründungen erfolgen, wurden insgesamt 22 Branchen abgefragt und weiters in gemäß der Zugehörigkeit in Gruppen gefasst. Dabei stachen mit 31% wenig überraschend IT und Softwareentwicklung als dominierende Bereiche heraus.
Damit liegt Österreich im internationalen Trend, wie Studien zur Branchenverteilung hervorgeht. Weit darunter, jedoch auf Platz zwei liegt die „Industrielle Technologie/Produktion und Elektronik/Elektrotechnik“ (Hardware) mit 10%. Platz drei belegt mit 9% die „Life Sciences“ (Biotechnologie, Gesundheitswesen, Medizintechnik und Pharma/ Labortechnik).
Einem Anteil von immerhin 7% der Gründungen kann auf gleichbleibendem Niveau im Vergleich zu den bisherigen Jahren davor die Kreativwirtschaft (Kommunikation/Marketing,
Medien und Kreativwirtschaft) verbuchen. Mit 2,6 bzw. 2,8 Prozent liegen die beiden Bereiche Baugewerbe und Immobilien sowie Bildung auf den letzten Plätzen.
Auflistung der Geschäftsmodelle in Prozent:
- Software as a service (19,9%)
- Hardware (14,9%)
- IT-/Softwareentwicklung (9,1%)
- Mobile oder webbasierte Anwendungen (8,4%)
- E-Commerce (8,2%)
Gründer-Teams in Österreich
Startups werden üblicherweise in Teams gegründet. Mehr als vier Fünftel, genauer 81%, sind so im Laufe der Zeit entstanden, wobei der Durchschnitt bei 2,6 Personen als GründerInnen liegt. Betrachtet man die Zusammensetzung der Gründungsteams, zeigt sich deutlich, dass ein Überhang an männlichen Mitglieder besteht (2,1% männlich, 0,5% weiblich).
Die bevorzugte Größe des Teams wird mit zwei bis drei Personen der Häufigkeit nach (37%) angegeben. Ein Trend in Richtung gemischt geschlechtlicher Teams ist mittlerweile nach und nach deutlicher zu vernehmen. Dennoch bestehen zum derzeitigen Standpunkt immer noch rund 66% der Unternehmen rein aus Männern.
Ausschließlich Frauen bestehende Teams kommen gerade mal auf 9%. Mit 56% ist jedoch der Anteil an weiblichen Einzelgründungen auffallend höher im Vergleich zu dem der Männer mit nur 21%.
Im Bereich Bildung, Tourismus und Konsumgüter ist das Durchschnittsalter der GründerInnen mit 32-35 Jahren am niedrigsten. Im Handel, Finanzwesen, sowie Life Sciences mit durchschnittlich 38-41 Jahren am höchsten. Generell hat sich das Durchschnittsalter vom Jahr 2018 auf 2019 ein wenig erhöht.
Ein Anteil von 86% der GründerInnen besitzt die österreichische Staatsbürgerschaft. Mit 7% liegen die Deutschen auf Platz zwei. Etwa jede/r siebte hat eine fremde Nationalität.
Zahlen zu den Beschäftigungen von MitarbeiterInnen
Über 18.000 Menschen sind laut Umfrage derzeit in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt, knapp drei Viertel davon in Vollzeitanstellung. Im Schnitt sind es pro Statup mit einer leichten Steigung zum Vorjahr 9,4 MitarbeiterInnen, davon 6,9 in Vollzeit und mit einem Männeranteil von 67,9%.
Märkte & Internationalisierung
Bezüglich der KundInnen-Segmente wird der erwirtschaftete Umsatz laut Statistik hauptsächlich von Unternehmen zu Unternehmen generiert und kommt damit auf einen Anteil von über 60%.
Demgegenüber macht der Anteil von kundenorientierten Startups gut 18% aus, während abermals weiter 18% eine Kombination aus beidem angeben und regelrecht 3,1% ihren Umsatz über öffentliche Organisationen erzielt.
Finanzierungsquellen – wo bekommen Startups ihr Geld
Knapp 70 Prozent der Befragten gaben an, für ihre Finanzierungen aus dem eigenen Spartopf zu greifen, um für die Gründung und in den Aufbau investieren zu können.
Darunter besteht ein Anteil von 15% aus Familienmitgliedern oder Bekannten bzw. Freuden des Gründungsteams. An nächster Stelle stehen öffentliche Förderungen und Unterstützungen als Finanzierungsquelle. Etwa 8% haben ihre Ziele mittels einer Crowdfunding-bzw. Crowdinvesting-Kampagne durchgesetzt.
Das allgemeine Geschäftsklima wird laut Umfrage nach wie vor mit 17,3% als ein sehr gutes empfunden, gefolgt von 34,6% mit der Wertung „Gut“, was somit einen (sehr) positiven Anteil von über 50% ausmacht. Gerade einmal 1,4% sind mit dem Status quo der Geschäftslage gar nicht zufrieden.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren aus der Sicht der Startups in Prozent:
- Das richtige GründerInnenteam auswählen (69,9%)
- Ausreichend Feedback vom Markt erhalten (60,2%)
- Das richtige Geschäftsmodell wählen (46,4%)
- Den richtigen Markt definieren (42,4%)
- Die Kontrolle der monatlichen Ausgaben (23,3%)
- Falsche MitarbeiterInnen früher entlassen (16,2%)
Titelbild Credits: Shutterstock
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