Millennials (zwischen 1980 und 1995 Geborene) zieht es ins Eigenheim. Das sagt zumindest eine Baufinanzierungsstudie aus dem Jahr 2020. Die Generation, die in den Köpfen vieler untrennbar mit Selbstfindung, Work-Life-Balance, Existenzangst und Avocadotoast verknüpft ist, scheint sesshaft zu werden. Mehr als 61 Prozent der Anfragen für eine Baufinanzierung kommt von 24- bis 39-Jährigen.
Immer mehr junge Menschen sind auf der Suche nach einem Eigenheim.
Auffällig ist dabei: trotz des angespannten Immobilienmarktes verzichtet Generation Y bei der Suche nach dem perfekten Eigenheim überwiegend auf die Hilfe erfahrener Makler*innen. Denn in den Augen vieler jüngerer Menschen hat der Ruf der Wohnungsvermittler bereits so gelitten, dass sie sich lieber auf eigene Faust eine Wohnung oder ein Haus suchen.
Junge Menschen haben kein Vertrauen in Makler*innen
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Respondi. Ganze 55 Prozent der 18- bis 31-Jährigen gaben an, nur wenig Vertrauen in die Dienste von professionellen Wohnungsvermittlern zu haben. Rund 42 Prozent der Befragten würden lieber darauf verzichten, sich in Immobilienangelegenheiten an Profis zu wenden. Acht Prozent schließen die Zusammenarbeit mit Makler*innen von vornherein komplett aus.
Bei ihren Begründungen nehmen die Befragten kein Blatt vor den Mund und zeichnen ein klares Bild davon, welchen Wert der Berufsstand Makler in den Augen der jungen Generation hat: „Aus Erfahrung gibt es nur selten qualifizierte Makler, die den Preis, den sie für ihre Arbeit erhalten, verdienen“, schreibt einer der Befragten. Ein anderer fasst es noch deutlicher zusammen: „Das sind Halsabschneider“.
© Steph Wilson
Nicht-Akademiker sind besonders misstrauisch
Gerade unter Nicht-Akademikern und -Akademikerinnen ist die Skepsis gegenüber dem Makler-Beruf besonders hoch. 54 Prozent der Befragten fremdeln mit den Diensten des Berufsstandes. Zwölf Prozent würden auf keinen Fall einen Wohnungsvermittler oder eine -vermittlerin beauftragen. Zum Vergleich: bei den Akademikern haben 46 Prozent Zweifel am Nutzen eines Maklers oder einer Maklerin, komplett ausschließen würden die Zusammenarbeit nur fünf Prozent.
Und auch der Wohnort scheint eine Rolle zu spielen. Junge Menschen aus der Stadt sehen Makler laut Umfrage deutlich weniger kritisch als ihre Altersgenossen auf dem Land. Grund dafür dürfte jedoch nicht zuletzt die angespannte Lage auf den städtischen Immobilienmärkten sein: häufig sind Suchende auf Vermittler*innen angewiesen, um überhaupt eine Wohnung zu finden.
Makler-Mythen sind Grund für Misstrauen
Der Maklerverband IVD nimmt die Befragungsergebnisse jedoch gelassen. Schließlich wären rund 44 Prozent der Befragten durchaus bereit, einen Makler oder eine Maklerin beim Hauskauf hinzuzuziehen. Sechs Prozent könnten sich die Immobiliensuche ohne Profi sogar überhaupt nicht vorstellen. Das zeigt sich auch in den tatsächlichen Verkaufsstatistiken: Rund jede zweite Immobilientransaktion werde über Makler*innen abgewickelt, bestätigt der stellvertretende IVD-Bundesgeschäftsführer Christian Osthus.
Die Kritik, die viele junge Menschen am Maklerberuf haben, könne er jedoch verstehen. Seiner Meinung nach stütze diese sich jedoch eher auf Ausnahmeerfahrungen mit schwarzen Schafen in der Branche: „Natürlich gibt es immer wieder Makler, die schlechte Leistung abliefern, was sich deutlich schneller und weiterverbreitet als die Erfahrung zufriedener Kunden.“, so Osthus. Solche Sonderfälle würden seiner Meinung nach dazu beitragen, sich sowieso schon hartnäckig haltende Makler-Mythen in den Köpfen der Menschen noch weiter zu verfestigen.
© Sasun Bughdaryan
Aber was ist wirklich dran an populären Makler-Mythen?
Aber was für Vorurteile sind das nun, die junge Menschen davon abhalten, beim Immobilienkauf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Wir haben einen Blick auf die populärsten Makler-Mythen geworfen und diese einmal einem kurzen Faktencheck unterzogen:
Mythos 1: Makler und Maklerinnen treiben Verkaufspreise für Provision in die Höhe
Das wohl häufigste Vorurteil, das im Zusammenhang mit dem Maklerberuf genannt wird, ist, dass Makler und Maklerinnen Verkaufspreise extra hoch ansetzen, um beim erfolgreichen Verkauf ordentlich Provision abzustauben.
In der Realität ist diese Annahme jedoch wenig sinnvoll: zum einen haben Makler und Maklerinnen in der Regel nur wenig Einfluss auf die Festlegung der Preise. Diese werden durch Verkaufende oder Agenturen bestimmt, die auf die Preisentwicklung in der Region spezialisiert sind.
Darüber hinaus erhalten Immobilienmakler*innen nur dann eine vollständige Provision, wenn auch ein Abschluss zustande kommt. Aus diesem Grund sind die meisten Profis ebenso sehr an einem schnellen und sicheren Verkauf interessiert, wie Verkaufende und Kaufende selbst. Sehr teure Objekte verkaufen sich oft nur langsam und bringen bei einer üblichen Maklerprovision von 3 Prozent nicht viel mehr Geld ein.
Mythos 2: Makler:innen interessieren sich nur für teure Objekte
Dieses Argument hebelt auch gleich den zweiten Makler-Mythos aus: Viele Menschen sind überzeugt, dass sich Makler*innen am liebsten um vermögende Auftraggebende bemühen und nur wenig Interesse an kleinen Immobiliengeschäften haben. Tatsächlich verdienen die meisten Immobilienvermittelnden jedoch gerade mit diesem ihr täglich Brot. Denn teure Objekte sind nicht nur seltener; auch die Zahl der potenziellen Kaufenden ist geringer.
Der Verkauf einer Multimillionen-Luxus-Immobilie ist deshalb eher eine Ausnahme und hat einen entscheidenden Haken: obwohl die Provision höher ausfällt, dauert es größtenteils länger, bis ein Abschluss zustande kommt. Unterm Strich lohnt sich der Verkauf eines sehr teuren Objekts deshalb nicht viel mehr, als der einer kleinen Eigentumswohnung.
Mythos 3: Immer nur einer gleichzeitig!
Ein weiteres Gerücht, dass sich hartnäckig hält, ist die Annahme, dass nur ein Makler oder eine Maklerin zur selben Zeit beauftragt werden darf. Das ist jedoch frei erfunden: wie viele Makler*innen hinzugezogen werden, ist lediglich eine Frage des Budgets. Werden zwei Profis engagiert, müssen eben auch zwei Profis bezahlt werden. Der Vorteil hierbei ist, dass auf diese Weise mehr Kontakte zustande kommen, wodurch sich die Verkaufswahrscheinlichkeit erhöhen kann.
Mythos 4: Makler:innen bekommen Geld für nichts
Wer einen Makler oder eine Maklerin engagiert, erklärt sich in den meisten Fällen bereit, bei einem erfolgreichen Kauf oder Verkauf eine Provision abzutreten. Das heißt aber nicht, dass die Vermittelnden nur im Falle eines Verkaufs bezahlt werden müssen. Makler*innen übernehmen hinter den Kulissen unabhängig vom Transaktionserfolg eine Vielzahl von Aufgaben, die mehrere Stunden Arbeit verursachen.
Thomas Küssner, Geschäftsführer der City Immobilienmakler Niederlassung Minden, fasst die Dienstleistungen seines Betriebs so zusammen: „Wir bieten unseren Kunden ein Sorglos-Paket an und begleiten ihn von Anfang bis Ende. Wir erstellen Unterlagen, lassen Grundrisse nachzeichnen und erstellen selbst Energieausweise. Wir besorgen Unterlagen für die Finanzierung, organisieren Beurkundungstermine und übernehmen den Übergabeprozess. Wir checken alles und unsere Kunden sind froh darüber.“
© Maurice Williams
Fazit: Vertrauen ist die Grundlage einer guten Geschäftsbeziehung
Das Bild des zwielichtigen Immobilienmaklers, der sich im dunklen Maklerbüro die Hände reibt und Kund*innen mit versteckten Provisionen und überteuerten Verkaufspreisen übers Ohr haut, ist überzogen – jedoch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Wie in jeder Branche gibt es auch im Maklerberuf schwarze Schafe. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich persönlich von der Professionalität des Maklerbüros zu überzeugen.
Seriöse Anbieter werden offen Auskunft geben über Konditionen, Angebote und Bedingungen. Thomas Küssner fasst den Grund dafür passend zusammen: „Vertrauen ist der Anfang jeder geschäftlichen Beziehung. Und dauerhaftes Vertrauen basiert auf Zuverlässigkeit, Marktkenntnis und Sorgfalt. […] Das geht nur, wenn wir unsere Arbeit gewissenhaft erledigen.“
Titelbild © Shutterstock
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