Nur wenige Tage nach der Amtseinführung von Donald Trump sorgte die chinesische KI-Szene für internationales Aufsehen. Denn obwohl das Rennen um die Vorherrschaft auf dem KI-Markt bereits seit einigen Jahren in vollem Gange ist, hatte China bislang keine adäquate Antwort auf ChatGPT geliefert. Im Hintergrund tat sich zwar einiges, jedoch nichts, was die breite Öffentlichkeit und den Markt dermaßen schockierte. Denn mit der Veröffentlichung von „Deepseek“ am 20. Januar 2025 hat sich China offiziell an die Spitze des Rennens um die leistungsstärkste Chat-KI gesetzt.
Das bekamen auch die Aktienkurse einiger US-Techriesen deutlich zu spüren. Doch was macht Deepseek eigentlich so außergewöhnlich und wird die KI auf lange Sicht ChatGPT abhängen?
Deepseek sorgt für Staunen
Deepseek beeindruckt nicht nur durch seine fortschrittlichen Sprachverarbeitungsfähigkeiten, sondern auch durch seine Fähigkeit, komplexe Aufgaben in Rekordzeit zu bewältigen. Die KI kann nicht nur natürliche Sprache verstehen und generieren, sondern auch in Echtzeit auf Benutzeranfragen reagieren, was sie zu einem ernsthaften Konkurrenten für etablierte Systeme wie ChatGPT macht.
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Die Veröffentlichung von Deepseek markiert einen Meilenstein in der globalen KI-Landschaft. Dabei schwingt natürlich auch eine politische Dimension mit. Gerade in Anbetracht des eskalierenden Handelskriegs zwischen China und den USA und den international steigenden Spannungen. So ließen die ersten Verbote nicht lange auf sich warten. In Südkorea wurde DeepSeek vorübergehend aus den App-Stores entfernt aufgrund von Datenschutzbedenken.
In Italien hat die Datenschutzbehörde den Zugang zu DeepSeek blockiert, nachdem das Unternehmen unzureichende Antworten zu DSGVO-Fragen lieferte. Taiwan hat ebenfalls die Nutzung von DeepSeek für Regierungsbehörden, öffentliche Schulen und staatliche Unternehmen untersagt. Ähnliche Verbote gibt es auch in Australien und den USA.
Unabhängig davon steht fest, dass Deepseek die Messlatte für KI-Systeme höher legt und die Konkurrenz dazu drängt, ihre Strategien zu überdenken, um in diesem schnelllebigen Sektor wettbewerbsfähig zu bleiben.
Was unterscheidet Deepseek von ChatGPT?
Modellarchitektur: Während ChatGPT auf ein monolithisches Modell mit geschätzten 1,2 Billionen Parametern setzt, nutzt Deepseek einen „Mixture of Experts“ (MoE) Ansatz mit 671 Milliarden Parametern. Dieser Ansatz ermöglicht es, spezialisierte Submodelle für unterschiedliche Aufgaben zu aktivieren, was die Effizienz und Anpassungsfähigkeit erhöht. Also anstatt einer Expertin, die alles weiß, hat Deepseek für unterschiedliche Bereiche verschiedene Experten parat. So erreicht die KI trotz der geringeren Gesamtanzahl an Parametern bessere Leistungen in bestimmten Bereichen.
Effizienz: Der MoE-Ansatz von Deepseek trägt maßgeblich zur Steigerung der Effizienz bei. Durch die Aktivierung nur der relevanten Expertenmodule für eine gegebene Aufgabe wird der Rechenaufwand minimiert, was zu schnelleren Antwortzeiten und einem zielgerichteteren Training führt. Dies ermöglicht es Deepseek, Anfragen mit höherer Geschwindigkeit und Präzision zu bearbeiten.
Technische Leistung: In Bereichen wie Mathematik und Programmierung zeigt Deepseek beeindruckende Ergebnisse. Tests zufolge erreicht die KI eine Genauigkeitsrate von bis zu 90 % bei technischen Aufgaben, was sie besonders für Fachleute in diesen Domänen attraktiv macht. Diese hohe Präzision unterstreicht Deepseeks Potenzial als leistungsfähiges Werkzeug für komplexe Problemstellungen.
Kosten: Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied liegt in den Entwicklungskosten. Berichten zufolge wurde Deepseek mit einem Budget von lediglich 6 Millionen US-Dollar entwickelt, während andere KI-Modelle wie GPT-4 von OpenAI Schätzungen zufolge etwa 100 Millionen US-Dollar kosteten. Diese Kosteneffizienz könnte den Zugang zu fortschrittlicher KI-Technologie für eine breitere Anwenderschaft erleichtern und den Wettbewerb im Sektor zusätzlich intensivieren.
Open-Source-Ansatz: Im Gegensatz zu ChatGPT ist Deepseek ein Open-Source-Projekt. Dies ermöglicht Entwicklern weltweit, das System anzupassen, zu erweitern und in eigene Projekte zu integrieren. Diese Offenheit fördert die Zusammenarbeit innerhalb der globalen Entwicklergemeinschaft und beschleunigt potenziell die Weiterentwicklung und Verbreitung von KI-Technologien.
Hier kommt ihr zu den offiziellen Neuerungen und Ankündigungen rund um Deepseek.
Einfluss auf den globalen Technologiemarkt
Die Veröffentlichung von Deepseek hat den globalen Technologiemarkt ordentlich durchgeschüttelt. Innerhalb von nur wenigen Tagen nach dem Launch verzeichneten führende US-Tech-Unternehmen wie Nvidia, Google und Microsoft deutliche Kursverluste. Nvidia erlitt dabei einen historischen Einbruch von 17 %, was einem Wertverlust von ca. 593 Milliarden US-Dollar entspricht.
Trotz der beeindruckenden Vorteile weist Deepseek aber natürlich auch Einschränkungen auf. Im Vergleich zu ChatGPT zeigt es geringere Flexibilität bei emotionalen Gesprächen oder komplexen interdisziplinären Dialogen. Zudem gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Zensur bestimmter Informationen, jedoch spielt dabei die geopolitische Perspektive eine tragende Rolle. Bei Anfragen zu sensiblen Themen wie dem Tian’anmen-Massaker oder der Unabhängigkeit Taiwans liefert Deepseek entweder ausweichende Antworten oder verweigert die Auskunft vollständig.
Insgesamt verdeutlicht der Aufstieg von Deepseek die rasante Entwicklung und Diversifizierung der KI-Landschaft. Das Rennen ist dabei noch lange nicht vorbei, und OpenAI hat bereits mit einigen Neuerungen und Ankündigungen zu neueren Versionen gekontert. Wer zum Schluss den KI-Markt dominieren wird, kann also im Moment auch die fortschrittlichste KI noch nicht vorhersagen.
Titelbild © Shutterstock
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